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Die Zerbrochene Kette - 6

Die Zerbrochene Kette - 6

Titel: Die Zerbrochene Kette - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Ahnung, ob etwas davon bestehenbleiben würde. Sie wagte nicht einmal zu weinen, um Peter nicht zu wekken. Er hatte ihr ja nur einen Trost zu bieten, und es war angesichts des Unvermeidlichen kein Trost mehr.
Als ich den Amazonen-Eid leistete, glaubte ich, kein Mann könne mich mehr versklaven. Und jetzt liege ich hier in Ketten, die ich selbst geschmiedet habe! Was kann ich tun? O gnädige Göttin, was soll ich tun?
Als die Sonne aufging, rot und tropfend hinter Nebelbänken, hatte sie ihre Unruhe bezwungen und war imstande, gleichmütig über ihre bevorstehende Abreise zu sprechen. »Ich muß mir die Haare schneiden. Sie sind hier zu lang geworden.«
Peter ließ die Hand durch die seidigen Strähnen gleiten, die ihr schon bis auf die Schulterblätter fielen. »Mußt du? Sie sind so schön.«
»Nichts in dem Eid zwingt mich dazu«, räumte sie ein. »Es ist ein Brauch, mehr nicht. Wenn wir mit Männern zusammen arbeiten, wollen wir zeigen, daß es nicht unsere Absicht ist, sie mit weiblichen Listen zu verführen.«
Er nahm sie in die Arme und drückte sie an sich. »Dann müssen wir uns trennen, mein Herz? Ich weiß, du hast gelobt, nicht zu heiraten, aber – gibt es keine, gar keine Möglichkeit, daß du bei mir bleiben kannst? Ich bringe es nicht über mich, dich gehen zu lassen. Willst du mich wirklich so bald schon verlassen?«
Mit hämmerndem Herzen erwiderte sie: »Ich kann eine Zeitlang als Freipartnerin mit dir leben, wenn du es möchtest.«
»Jaelle, Geliebte, brauchst du zu fragen, ob ich es möchte?« Er drückte sie so fest an sich, daß es weh tat, und beinahe begrüßte sie den Schmerz.
Traurig dachte sie: Ist es so weit mit mir gekommen?
»Schneide dein Haar nicht«, bat er, ihren Nacken streichelnd, und sie lächelte und seufzte.
»Dann werde ich es nicht tun.«
Er wußte es nicht, und Jaelle dachte nicht daran, ihn aufzuklären, daß Freie Amazonen, die sich entschlossen, eine Zeitlang als Freipartnerin mit einem Mann zu leben, ihr Haar im allgemeinen nicht schnitten. Kurzes Haar war bei ihnen ein Symbol, daß sie sich der Einsamkeit ergeben hatten.
Jaelle war vor ihm fertig angezogen. Da sie immer darauf geachtet hatten, getrennt nach unten zu gehen, machte sie sich auf den Weg in das kleine Frühstückszimmer. Heller Sonnenschein flutete durch die Bogenfenster. Zu jeder anderen Zeit hätte Jaelle sich nach den vielen dunklen Tagen darüber gefreut. Jetzt bedeutete das gute Wetter nur das Ende einer Zeit, die nie wiederkommen würde. Auch wenn sie mit Peter zusammenblieb, waren sie nie mehr so völlig isoliert, so ganz auf sich selbst beschränkt. Die Außenwelt würde sich mit neuer Arbeit, neuen Aufgaben eindrängen, und sie trauerte über das Ende ihrer kurzen Flitterwochen.
Eine Hand faßte ihren Arm. Im ersten Augenblick dachte sie, Peter sei ihr nachgeeilt, und lächelte. Aber das Lächeln verschwand, als sie die sechs Finger an die ser Hand erkannte und gleichzeitig die Stimme ihres Cousins Kyril hörte. So ähnlich und so verschieden…
»Allein, chiya! Hast du Streit mit dem gemeinen Mann, der dein Liebhaber ist? Wäre ich nicht ein annehmbarer Stellvertreter, um dich zu trösten? Oder hast du ihn genommen, weil du es bereust, mich verschmäht zu haben, als wir beide noch jünger waren?«
Sie pflückte seine Hand von ihrem Arm, als sei sie ein kriechendes Insekt. »Cousin, wir alle werden bald von hier abreisen. Laß uns Rohanas wegen versuchen, in die ser kurzen Zeit Freunde zu bleiben. Es tut mir leid, daß wir in unserer Jugendzeit so oft gestritten haben. Quäle mich nicht, indem du jetzt, da wir erwachsen sind, von neuem damit anfängst.«
Kyril zog sie in einer Parodie auf die verwandtschaftliche Umarmung an sich und drückte seine Wange rauh gegen ihre. »Nichts liegt mir ferner, als mit dir zu streiten, Jaelle.«
Sie befreite sich aus seinen Armen. In einem beinahe bittenden Ton sagte sie: »Das ist deiner nicht würdig, Kyril. Ich bin deine Verwandte und der Gast deiner Mutter. Zwinge mich nicht, grob gegen dich zu werden!«
»Und ist dein Benehmen so würdig«, fragte er, »wenn du unsere ganze Familie mit diesem Bastard von Nirgendwo in Schande bringst?«
Jaelle bemühte sich, ruhig zu bleiben. »Wenn er wirklich ein Bastard von Ardais ist«, stellte sie fest, »dann liegt die Schande in dem schlechten Benehmen seiner Eltern; er trägt keine Schuld daran. Du bist als Comyn und legitim geboren, ohne daß du etwas dazu beigetragen hast. Und was mein Benehmen angeht – zum

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