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Die Zerbrochene Kette - 6

Die Zerbrochene Kette - 6

Titel: Die Zerbrochene Kette - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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fällenden Bäume markiert werden sollten, sobald das Tauwetter ein bißchen weiter fortgeschritten war, und die Knappheit an Äxten und Sägen in den letzten Jahren.
Gabriel wandte sich Peter zu. »Ihr habt in Thendara gelebt; was wißt Ihr über die Terranan!«
Peter erstarrte, und Lady Rohana sah ihren Mann alarmiert an. Aber die Frage war offenbar in aller Unschuld gestellt worden. Deshalb antwortete Peter: »Das,
was der Mann auf der Straße so weiß.«
»Könnt Ihr mir sagen, was an einem bestimmten Gerücht dran ist? Als sie hier in den Hellers in der Nähe
von Aldaran waren, hörte ich, sie trieben Handel mit
Metallen von anderen Welten. Diese Metalle seien härter als unsere Legierungen und die Schneiden hielten
mehr aus. Stimmt das, oder ist es eine Geschichte wie die
von den Männern, die Flügel statt Händen und auf dem
Kopf Töpfe zum Atmen tragen?«
»Ich habe noch nie Männer mit Flügeln anstelle der
Hände oder mit Töpfen auf dem Kopf gesehen«, antwortete Peter wahrheitsgemäß, »aber ich habe als Kind
in Caer Donn gelebt und kenne das Metall von den anderen Welten. Es ist gutes, solides Material und wird in
Barren und in Form fertiger Werkzeuge verkauft. Die
Werkzeuge sind wahrscheinlich besser als alles, was
Eure Schmiede herstellen können.«
»Rohana, du sitzt im Rat. Kannst du mir vielleicht sagen, warum dieser Esel Lorill solchen Handel verboten
hat?« fragte der Ardais-Lord zänkisch.
Rohana antwortete begütigend, sie sei überzeugt, dies
Verbot sei nur vorübergehend. Der Hastur-Lord wolle
dem Rat Gelegenheit geben, die Folgen zu untersuchen,
die sich aus einer Abhängigkeit von außerweltlichen
Rohstoffen ergeben könnten.
Kyril unterbrach sie. »Darf ich jetzt sprechen? Ich
habe eine ernste Beschwerde vorzubringen über einen
Bruch der Gastfreundschaft – und eine Verletzung des
Anstands! Dieser Mann von Nirgendwo, dieser Nie
mand, hat unsere Gastfreundschaft mißbraucht…« Rohanas Stimme klang scharf. »Kyril, ich will nicht,
daß du deinen Vater mit solchen Albernheiten belä
stigst! Wenn du etwas zu sagen hast, kannst du…« »Ich habe nicht mit dir gesprochen, Mutter.« Wütend starrte Kyril sie an. »Mein Vater soll für sich selbst sprechen. Ich habe es satt, immer wieder zu erleben, daß du ihn in seinem eigenen Haushalt an die Wand drückst! Vater, herrschst du über diesen Haushalt, oder tut es meine Mutter?«
Dom Gabriel wandte sich ihnen zu, und sein Gesicht war rot vor einem Zorn, der Jaelle zittern ließ. »Ich will hören, was du zu sagen hast. Aber Unverschämtheiten gegen deine Mutter dulde ich nicht, mein Sohn!«
Kyril schob das Kinn vor. »Auch meine Mutter hat ihre Pflicht versäumt, da sie sich machtlos – oder unwillig – gezeigt hat, unter diesem Dach Ordnung und Anstand aufrechtzuerhalten! Oder weißt du nicht, daß Jaelle von diesem Niemand, der sich Piedro nennt, verführt worden ist und daß sie seit der Mittwinternacht sein Bett teilt?«
Jaelle ballte die Fäuste, halb zornig, halb verzweifelt. Magdas Hand schloß sich liebevoll um ihre, und sie spürte die Angst ihrer Freundin. Dom Gabriel wandte sein rotes Gesicht Jaelle zu, die Augen zugekniffen, der Mund verzerrt.
Er brüllte: »Ist das wahr? Jaelle, was hast du dazu zu sagen, Mädchen?«
»Onkel, ich bin nicht dein Mündel…«, begann Jaelle. Rohana fiel leise und gequält ein: »Jaelle, bitte …«
Die Not in Rohanas Stimme drang irgendwie bis zu Jaelle durch. Sanfter, als sie beabsichtigt hatte, erklärte sie: »Ich kann dazu nichts weiter sagen, als daß es mir leid tut, dir Ärger zu bereiten, Onkel. Mit Absicht habe ich es nicht getan.« Sie biß sich auf die Lippe und blickte auf ihren Teller nieder. Mit bebenden Händen strich sie sich Butter aufs Brot und verzichtete nach innerem Kampf auf jedes weitere Wort. Rohanas schneller, dankbarer Blick war Belohnung genug, doch Dom Gabriel beruhigen konnte er jetzt nicht mehr.
»Ist das wahr?« erregte er sich. »Hast du hier in meinem Haus mit deinen Liebesaffären einen Skandal hervorgerufen?«
Jaelle schluckte schwer, hob den Kopf und sah ihm in die Augen. Sie sagte mit klarer Stimme: »Es wird keinen Skandal geben, Onkel, falls du keinen machst!«
Gabriel stand auf und fuhr wütend auf Rohana los. »Was ist das, meine Dame? Habt Ihr davon gewußt und nichts gesagt? Habt Ihr Eurem schamlosen Mündel erlaubt, die Hure zu spielen, während sie sich in Eurer Obhut befand? Was habt Ihr dazu zu sagen, Lady? Antwortet mir! Antworte mir, Rohana!«

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