Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zerbrochene Kette - 6

Die Zerbrochene Kette - 6

Titel: Die Zerbrochene Kette - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
wollte, mit einem Stirnrunzeln bedacht hatte.
Er fragte: »Willst du mir weismachen, es gäbe keine Arbeit, die über deine Kraft geht?«
»Und ob es die gibt!«
»Das kann ich mir vorstellen.« Peter musterte das schlanke Mädchen. »Und was tust du, du stolze Amazone, wenn du feststellst, daß etwas über deine Kraft geht?«
Lächelnd antwortete Jaelle: »Genau das, was ein Mann auch tun würde, wenn etwas zu schwer zu heben ist oder eine Aufgabe zwei Paar Hände erfordert. Ein besonders starker Mann bist du vermutlich auch nicht, und ich nehme an, du wirst dann sagen: ›Komm und hilf mir, dies Ding hochzuheben, bevor ich mir die Eingeweide verrenke!‹ So mache ich es auch. Wenn ich einmal bewiesen habe, daß ich mich vor keiner Arbeit scheue, die ich bewältigen kann, dann werden sie mir helfen wie einem anderen Mann und nicht wie einer Frau, die verwöhnt werden muß.«
»Ich hoffe, du hast nicht die Absicht, mich ständig auf diese Weise zu behandeln«, brummte er. Jaelle lachte und streichelte zärtlich seine Wange.
»Wenn wir alleine sind, Geliebter, werde ich so zart und anspruchsvoll sein, daß du mich mit Lady Rohana verwechseln wirst, die sich keinen Tagesritt weit entfernen darf, ohne ihre Zofe und ihre Damen und ein halbes Dutzend Gardisten mitzunehmen! Du darfst nur nicht von mir verlangen, daß ich anders bin, als ich bin, Lieber.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, zog seinen Kopf zu sich herab und küßte ihn schnell.
»Genug für jetzt. Rohana und ihre Frauen kommen, und morgen erreichen wir Thendara.«
»Und morgen nacht…« Peter lächelte ihr zu, und Jaelle drückte sich kurz an ihn. Sie ließ ihn gern wissen, daß sie sein Verlangen teilte. Dann trennten sie sich seufzend, denn Rohana kehrte mit ihren Damen an das Feuer zurück.
Mittags ritten sie nach Thendara hinunter. Als sie die Tore passierten, fragte Rohana: »Was wollt ihr jetzt tun? Du, Jaelle, mußt ja mit Margali ins Gildenhaus gehen.« Magda durchfuhr es wie ein Stich. Der Augenblick ist da. Einen weiteren Aufschub gibt es nicht mehr. O Gott, habe ich Angst!
Darkover wird bestimmt noch während meiner Lebenszeit Teil des Imperiums, und dann macht es nichts mehr aus. Die übliche Zeit vom ersten Kontakt bis zur Eingliederung beträgt etwa fünfzig Jahre, und davon ist die Hälfte beinahe vorbei. Aber wird es zu spät kommen, um mir noch etwas zu nützen? Muß ich auf eine andere Welt ins Exil gehen?
Sie wußte nicht, daß Darkover sich als einzigartig in der Geschichte des Imperiums erweisen sollte und ihr noch viele Generationen folgen würden, bevor sich Darkover und das Imperium miteinander aussöhnten. Trotzdem ließ ihr eine blitzartige Zukunftsvision das Blut in den Adern erstarren, und sie zog sich ihren pelzgefütterten Reitmantel – Rohanas Mittwintergeschenk – fester um die Schultern.
»Das ist idiotisch!« Mit einem Blick zurück vergewisserte Peter sich, daß Rohanas Frauen und die Gardisten außer Hörweite waren. »Das kannst du unmöglich tun, Magda! Irgendwie müssen wir es abbiegen, daß du ein halbes Jahr im Gildenhaus verbringst. Ich bin überzeugt, du würdest es interessant finden. Aber wir können es uns nicht leisten, unsere einzige hiesige Expertin zu verlieren. Komm jetzt mit mir ins HQ; die Leute dort werden sich etwas einfallen lassen, wie sie dich aus der Klemme ziehen.«
Magda geriet außer sich. »Peter, du begreifst das nicht! Ich habe einen Eid abgelegt und werde ihn halten. Danach werde ich versuchen, die Sache mit den Behörden des Imperiums in Ordnung zu bringen. Meine Verpflichtung muß ich auf jeden Fall erfüllen.«
»Oh, das«, meinte er verächtlich. »Du weißt ebensogut wie ich, daß ein erzwungener Eid keine Gültigkeit hat.«
Jaelle sah ihn entsetzt und bestürzt an, und Magda nahm mit dieser neuen, erschreckenden Sensitivität gegenüber Gedanken wahr, daß es Peter eben gelungen war, Jaelle sprachlos zu machen. Ein Eid ist heilig. Was ist das für ein Mann, der sich darüber hinwegzusetzen vermag? Und wenn er nicht erfaßte, wie wichtig der Eid für Magda war, wie konnte er wissen, was er für Jaelle bedeutete?
Wird ihm je klar sein, dachte Jaelle trostlos, daß er die Quelle meines Seins ist? Es dauerte nur einen Augenblick, dann begann ihre Liebe, Entschuldigungen für ihn zu suchen. Bald, bald würde er verstehen. Sie lächelte Peter fröhlich an und sagte zu Magda: »Wir werden ihn vom Gegenteil überzeugen, nicht wahr, Schwester?«
Rohana, die die Spannung spürte,

Weitere Kostenlose Bücher