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Die Zerbrochene Kette - 6

Die Zerbrochene Kette - 6

Titel: Die Zerbrochene Kette - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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von dem Leben, dem sie entsagen wollte.
Sie hatte gesagt: »Warte, bis du sicher, ganz sicher bist, Jaelle . Dies ist kein Spiel, es ist eine Entscheidung über dein ganzes Leben. Wirf es nicht auf diese Weise weg!« Und dann hatte sie gefleht: »Jaelle, willst du mir drei Jahre geben, die gleiche Zeit, die du Kindra gegeben hast, um dir zu beweisen, daß mein Leben nicht weniger glücklich ist als ihres?«
Auch Jaelle erinnerte sich daran (oder hatte das Mädchen mit seinem erwachenden Laran ihre Gedanken geteilt?), denn sie sagte leise: »Damals kamen mir drei Jahre wie ein ganzes Leben vor, länger, als ich es ertragen konnte zu warten. Und – verzeih mir, Rohana – du wolltest mir beweisen, dein Leben sei glücklich, und doch wußte ich, daß du nicht glücklich warst. Deshalb schien es mir – Heuchelei zu sein.«
Rohana senkte den Kopf. Nein, sie war damals nicht glücklich gewesen, aber sie hatte geglaubt, es vor Jaelle besser verborgen zu haben. Sie hatte sich nach der kleinen Kostprobe der Freiheit wie in der Falle gefühlt. Ihre heranwachsenden Kinder und der dreijährige Valentin, der im unruhigsten Alter war und viel Mühe machte, ließen ihr keinen Augenblick Ruhe. Und zu alldem war sie schwanger gewesen mit einem vierten Kind, das sie nicht wollte. Das war der Preis, den sie für Gabriels Verzeihung hatte bezahlen müssen. Und obwohl sie das Kind nicht wollte, war Rohana zu sehr Frau, um nicht tiefes Leid zu empfinden, als es tot geboren wurde. Aber in diesem Jahr hatte sie ihre Schwangerschaft in hilfloser Rebellion ertragen und oft gedacht, sie habe für den Frieden in ihrem Haus vielleicht einen zu hohen Preis bezahlt. Jetzt beugte sie vor der zur Frau herangewachsenen Jaelle den Kopf und flüsterte fast unhörbar: »Du hattest recht; ich war damals nicht glücklich. Und ich fühle mich schuldiger als je zuvor, weil mein Unglücklichsein dazu geführt hat, daß du den Amazonen-Eid übereilt ablegtest.«
Jaelle schmiegte ihre Wange an Rohanas Hand. »Mach dir keine Vorwürfe, ich glaube nicht, daß es einen Unterschied bedeutet hätte. Auch Kindra nannte mich stur und dickköpfig und drängte mich, noch ein bißchen zu warten. Vielleicht…« – ein flüchtiges Lächeln huschte über ihr Gesicht – »… bin ich meines Vaters Tochter, obwohl ich das nicht gern zugebe.«
Niemals hatte Jaelle vor diesem Tag Rohana gegenüber ihren Vater erwähnt, und Rohana konnte sich vorstellen, was es Jaelle gekostet hatte, das zu sagen. Lange Zeit schwieg sie, dann fragte sie: »Also willst du bei deinem terranischen Liebhaber bleiben?«
»Ich… ich glaube schon.«
Aber sie ist sich nicht sicher. »Ist es fair gegen einen Mann, Jaelle, ihm so wenig von dir selbst zu geben, wie eine Freipartnerin gibt?«
»Rohana, ich gebe ihm, was er von mir will! Die Terraner machen ihre Frauen nicht zu ihren Sklavinnen!«
»Trotzdem – sei nicht böse, Jaelle –, mir kommt es vor, als gebe eine Freipartnerin wenig mehr als eine Prostituierte.« Sie benutzte das grobe Wort grezalis, wohl wissend, es würde Jaelle aus ihrem Mund so schockie ren, daß sie zuhörte. »Mir scheint, eine Ehe ist es nur, wenn du dich einem Mann für immer gelobst, in guten und schlechten Tagen, in Glück und Leid. Du weißt, als ich verheiratet wurde, war Gabriel für mich nur eine Bürde, die ich tragen mußte, weil ich als Comyn-Tochter geboren war und die Gesetze meiner Kaste von mir verlangten, innerhalb meines Clans zu heiraten und Kinder mit Laran zu gebären.«
»Und du nennst mich eine Hure? Wo du des Adelsstolzes deiner Familie wegen wie eine Sklavin verkauft wurdest und ich mich freiwillig dem Mann hingebe, den ich liebe und begehre?«
Rohana hob die Hand und gebot ihr Einhalt. »Jaelle, liebes Kind, ich habe dich nicht eine Hure oder etwas in der Art genannt! Ich sagte: Das schien meine Ehe zu Anfang zu sein, eine schwere Last, die ich um meiner Familie willen zu tragen hatte. Doch nun ist Gabriel der Mittelpunkt der Welt, die wir uns zusammen aufgebaut haben. Eine Freipartnerin sagt zu ihrem Liebhaber: ›Unserer stürmischen Leidenschaft wegen will ich bei dir bleiben, solange es mir Vergnügen macht. Verlieren wir unser Glück, werde ich dich verlassen. Ich werde das Glück, das wir gehabt haben, und die guten Zeiten, die die Zukunft noch bringen mag, opfern, um nicht ein oder zwei Jahre lang unglücklich sein zu müssen.‹ Es gibt da keine Verpflichtung, zusammenzubleiben und daran zu arbeiten, die schlechten Zeiten wieder in gute

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