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Die Zerbrochene Kette - 6

Die Zerbrochene Kette - 6

Titel: Die Zerbrochene Kette - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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von beiden warf einen Blick in Magdas Richtung. Als sie außer Sicht waren, kroch sie aus ihrem Versteck. Ihr zitterten die Knie, und ihre Hände waren feucht.
    Was ist los mit mir? Ich benehme mich nicht wie eine ausgebildete Agentin – und nicht einmal wie eine Freie Amazone! Ich benehme mich wie – wie ein Kaninchen!
    Und warum bin ich eigentlich in Panik geraten? Ich habe vernünftig gehandelt. Jeder unserer Agenten, ob Mann oder Frau, hätte in dieser Situation auf jeder Welt wie ich gehandelt und sich aus Schwierigkeiten herausgehalten…
    Nur war ihre Flucht leider nicht verstandesmäßig begründet gewesen. Ich bin in Panik geraten. Daran gibt es nichts zu beschönigen.
    Ich habe mich benommen wie… wie… Blitzartig kam ihr die Einsicht. Nicht wie eine terranische Agentin. Nicht wie eine Freie Amazone. Sondern wie ein normales, konventionell erzogenes darkovanisches Mädchen.
    Auf diese Rolle habe ich mich in Thendara eingeübt. So bin ich aufgewachsen, damals in Caer Dann…
Der kurze Wintertag ging zur Neige, und sie dachte: Ich werde heute im Wald übernachten, damit sie mir ein gutes Stück vorauskommen. Bis morgen haben sie zwei oder drei weitere dieser kleinen Dörfer durchquert, und wenn ich Glück habe, glauben sie, ich hätte in einem der Dörfer Obdach gefunden, und geben es auf.
Möglicherweise waren sie aber auch ehrbare Händler, die ihren eigenen rechtmäßigen Geschäften nachgingen und es eilig hatten, nach Hause zu ihren Frauen und Kindern zu kommen, überlegte sie.
Magda stellte ihr kleines Zelt auf. Es war ein Kompromiß, der höchstmögliche Schutz vor schlechtem Wetter, kombiniert mit dem kleinstmöglichen Gewicht und Umfang; ein Mittelding zwischen einem winzigen Zelt und einem großen Schlafsack. Auf Darkover benutzten es viele Reisende. Magda wußte bereits, daß niemand, der seinen Verstand beisammen hatte, eine Nacht im Freien verbrachte, wenn es sich irgend vermeiden ließ. Deshalb standen ja die Unterkünfte am Weg, und deshalb waren sie geheiligte Orte der Neutralität.
Trotzdem verbrachte sie diese Nacht im Wald. Sie hatte Glück, daß das Wetter gut blieb. Auch der Schneefall vor dem Morgengrauen war ungewöhnlich leicht. Aber Magda, die erschauernd aus dem Zelt kroch, wußte genau, daß das ein schlechtes Zeichen war. Im Norden zogen dicke, schwarze Wolken zusammen, und ein starker Wind hatte bereits begonnen, die Wipfel der immergrünen Bäume zu zausen. Ein schwerer Sturm war im Anzug.
Während sie auf dem einsamen Weg weiterritt, ging sie in Gedanken immer wieder ihr Versagen durch. Wie sie es auch rationalisierte, es war ein Versagen; sie war in Panik geraten.
Immer, wenn ich auf die darkovanische Seite ging, habe ich mich gezwungen, diese Art von Benehmen zu zeigen. Es war die Standard-Konditionierung im Nachrichtendienst: Bau dir eine persona auf, eine passende Rolle für den Planeten, auf dem du arbeitest, und weiche niemals auch nur für einen Augenblick von dieser Rolle ab, bis du wieder sicher in der Terranischen Zone bist.
Aber die Persönlichkeit, die ich für mich in Thendara aufgebaut habe, funktioniert hier nicht. Wegen der speziellen Gesellschaftsform auf Darkover und der Art, wie die Frauen hier leben. Für die Männer ist es anders. Aber ich bin die einzige Frau, und es ist mir nie bewußt geworden, wie weit ich mich von dem Verhalten eines ausgebildeten Agenten entfernt hatte…
Magda versuchte, es durchzudenken, zu analysieren, welche grundlegenden Veränderungen sie an ihrer darkovanischen persona für diese Aufgabe vornehmen mußte. Die Angst schüttelte sie jedoch so, daß sie es aufgeben mußte. Das Problem ist, daß ich darauf trainiert bin, außerhalb der Zone niemals an Terra zu denken. Jetzt wollte sie einen Prozeß, der so automatisch ablief wie das Atmen, unter willkürliche Kontrolle bringen, und das klappte nicht.
Ich kann keine Freie Amazone sein. Ich weiß nicht genug über sie. Sogar Lady Rohana sagte, sie wisse nicht genug über sie. Deshalb kann ich nur meine alte darkovanische persona sein, die so tut, als sei sie eine Freie Amazone.
Lady Rohana war der Ansicht, ich könne Leute täuschen, die nie viel mit Freien Amazonen zu tun gehabt haben. Ich hoffe nur, daß ich keinen echten begegne!
Das löste eine andere dieser unheimlichen vagen Visionen aus, die sie »Ahnungen« nannte und auf die sie sich seit Jahren verließ. Diese jedoch ließ ihr seltsamerweise das Blut in den Adern erstarren; es lief ihr so kalt das Rückgrat

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