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Die Zerbrochene Kette - 6

Die Zerbrochene Kette - 6

Titel: Die Zerbrochene Kette - 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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den umhüllten Stein in den Ausschnitt
ihres Kleides. Sie musterte Magda mit fragendem Stirnrunzeln, sprach sie jedoch nicht an. »Jaelle?«
Rohana berührte leicht Jaelles Stirn. »Sie schläft.« »Gut; während sie schläft, wird die Heilung sich vollenden.« Sie wandte sich an Peter. »Laßt sie allein.«
Peter versuchte, seine Hand zurückzuziehen, aber Jaelles Finger umklammerten sie zu fest. Er setzte sich bequem auf dem Fußboden zurecht und erklärte: »Ich bleibe.«
Magda schlich sich auf Zehenspitzen ans Bett, zog das Nachthemd über die bloße Brust und Schulter Jaelles hoch, deckte sie zu und folgte Rohana und Alida aus dem Zimmer. Alida taumelte und stieß beinahe gegen den Türrahmen; Rohana faßte zu und stützte sie. Sie sagte: »Geh und ruh dich aus, Alida. Und ich danke dir im Namen Jaelles.«
Magdas Gedanken rasten. Es war keine Illusion! Diese klaffende eiternde Wunde… und jetzt brauchte sie nicht einmal mehr einen Verband, sondern war sauber und beinahe geheilt. Da war auch ihr eigener Arm. Die Narbe sah aus, als sei sie ein Jahr alt. Und mit Hilfe des blauen Steins war das alles durch die Macht des Geistes getan worden. Psi-Kraft. Im Grunde habe ich nie daran geglaubt. Doch ich habe es gesehen…
Rohana sah Magda zittern und stützte sie, wie sie es bei Alida getan hatte. Sie sagte: »Ruh dich aus, mein Kind, das ist anstrengende Arbeit. Warum hast du uns nicht erzählt, daß du Laran hast?«
Und Magda konnte nur verwirrt stammeln: »Ich weiß ja nicht einmal, was das Wort bedeutet!.«

13
    Am Vorabend des Mittwintertages fegte der verspätete Blizzard von den Hellers nieder, eine dichte weiße Wildnis aus Schnee und heulendem Wind, die die Vorbereitungen für das Fest zum Erliegen brachte. Die Hausgäste waren bereits eingetroffen; Lady Rohana teilte ihnen etwas enttäuscht mit, daß die üblichen Festlichkeiten verschoben werden müßten. Normalerweise hätte jeder, der innerhalb eines Tagesrittes wohnte, Burg Ardais während des Tages besucht, um an dem fröhlichen Feiern teilzunehmen.
    Magda drückte höflich ihr Bedauern darüber aus, daß das Fest verdorben wurde, war jedoch insgeheim erleichtert, nicht noch mehr Fremden gegenübertreten zu müssen. Um sich selbst hatte sie keine Angst. Dom Gabriel würde den Gästen seiner Frau, wer sie auch sein mochten, keine Schwierigkeiten bereiten, und die starke Tradition der Gastfreundschaft in den Hellers machte es unwahrscheinlich, daß sie persönlich Ärger bekamen. Magda fürchtete nur, daß andere Terraner danach genauer beobachtet und in ihrer Bewegungsfreiheit stärker beschränkt werden würden.
    Lady Rohana hatte Festgeschenke für sie beide: lange, mit Pelz besetzte Reitumhänge. Sie hatte ihnen auch taktvoll Kleider angeboten, die passender für das Fest waren. Schließlich hatten sie nur Reisekleidung bei sich, und die war stark mitgenommen. Magda nahm das Angebot erleichtert, Jaelle mit schiefem Lächeln an. Als Rohana gegangen war, sagte sie: »Mein Verwandter ist so feige, daß er Rohana an seiner Stelle schickt! Margali, du bist Übersetzerin von Beruf. Wollen einmal sehen, ob du dies ebenso auslegen kannst wie ich! Den Text bringe ich vielleicht nicht ganz richtig, aber die Melodie ist sehr deutlich und lautet ungefähr: ›Ich weigere mich, zwei Amazonen in Hosen an meiner Bankettafel zu haben!‹«
    Magda enthielt sich jeden Kommentars über ihren Gastgeber; wahrscheinlich hatte Jaelle recht. Jaelle durfte bereits aufstehen, wenn sie auch bis zum heutigen Tag auf ihr Zimmer beschränkt gewesen war. Sie erholte sich so schnell, daß Magda immer noch an dem Zeugnis ihrer eigenen Augen zweifelte. Trotzdem lag es vor ihr: die geheilte Wunde an Jaelles Schlüsselbein, die rote Linie – sichtbar und ein bißchen verblüffend, aber nicht mehr entstellend – quer über ihre Wange.
    Daneben wirkt die terranische Medizin primitiv! dachte Magda.
Wenn es Psi-Kraft war, welche Funktion hatte dann der blaue Edelstein? Diente er nur als Brennpunkt? Magda wußte, sie würde nicht mehr ruhen, bis sie die Antwort auf diese Fragen gefunden hatte. Der Schlüssel schien das seltsame Wort Laran zu sein, das üblicherweise mit Kunst, Fertigkeit, Gabe oder Talent übersetzt wurde. Sie nahm an, eine Leronis sei eine Frau, die Laran benutzte, und die Übersetzungen »weise Frau« oder »Zauberin« träfen nicht den Kern. Jaelle bestätigte diese Vermutung und setzte hinzu, Laran bedeute angeborene Psi-Kraft. Sie selbst besitze ein bißchen davon,

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