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Die zerbrochene Krone

Die zerbrochene Krone

Titel: Die zerbrochene Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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zehn Schwestern auswählten, die diese Aufgabe schnellstmöglich erledigen sollten. Sie sollten inzwischen längst alle angekommen sein - und insgeheim dafür Sorge zu tragen, daß jede Schwester in der Burg begreift, was die Roten mit Logain getan haben. Nicht... « Sie zögerte zunächst, beendete ihren Satz aber dann eilig.
    »Nicht einmal der Saal weiß von ihnen.«
    Egwene trat fort und rieb sich erneut die Schläfen. Insgeheim dafür Sorge zu tragen. In der Hoffnung, daß Elaida abgesetzt würde. An sich kein schlechter Plan. Er könnte letztendlich sogar funktionieren. Aber es könnte auch Jahre dauern. Andererseits galt für die meisten Schwestern: Je länger sie damit durchkamen, nichts wirklich tun zu müssen, desto besser. Mit der Zeit könnten sie die Welt davon überzeugen, daß die Weiße Burg niemals wirklich gespalten war. Sie war schon zuvor gespalten gewesen, und nur eine Handvoll Menschen hatte davon gewußt. Mit der Zeit könnten sie vielleicht eine Möglichkeit finden, alles so einzurichten, als wäre sie wirklich nicht gespalten gewesen. »Warum haltet Ihr es vor dem Saal geheim, Sheriam? Ihr glaubt doch sicher nicht, daß sie Elaida Euren Plan verraten würden.« Die Schwestern sahen einander aus Angst vor Elaidas Anhängern stets fragend an - zumindest teilweise aus Angst davor.
    »Mutter, eine Schwester, die beschlösse, daß unser Handeln falsch wäre, würde sich wohl kaum zur Sitzenden wählen lassen. Eine solche Schwester wäre schon lange fortgegangen.« Sheriam hatte sich noch nicht entspannt, aber ihre Stimme nahm jetzt einen geduldigen, belehrenden Tonfall an, den sie bei Egwene offenbar als am wirkungsvollsten erachtete. Normalerweise war sie jedoch geschickter darin, das Thema zu wechseln. »Dieses Mißtrauen ist im Moment unsere größte Sorge. Niemand traut einem anderen wirklich. Wenn wir nur erkennen könnten, wie...«
    »Die Schwarze Ajah«, unterbrach Siuan sie ruhig. »Sie läßt Euer Blut gefrieren. Wer weiß sicher, wer eine Schwarze ist, und wer weiß, wozu eine Schwarze Schwester imstande wäre?«
    Sheriam warf Siuan einen weiteren bösen Blick zu, aber kurz darauf wich die Heftigkeit von ihr. Oder besser gesagt: Eine Art Anspannung ersetzte die andere. Sie schaute zu Egwene und nickte dann widerwillig. Dem verärgerten Zug um ihren Mund nach zu urteilen, hätte sie eine weitere Ausflucht gewählt, wenn nicht offensichtlich gewesen wäre, daß Egwene es nicht zulassen würde. Die meisten Schwestern im Lager glaubten es inzwischen, aber nach mehr als dreitausend Jahren des Leugnens der Existenz der Schwarzen Ajah war es ein düsterer Glaube. Fast niemand würde dieses Thema ansprechen, ungeachtet dessen, was sie glaubten.
    »Die Frage ist, Mutter«, fuhr Siuan fort, »was geschieht, wenn der Saal es herausfindet.« Sie schien erneut laut zu denken. »Ich glaube nicht, daß irgendeine Sitzende die Entschuldigung akzeptieren würde, sie sollte es nicht wissen, weil sie vielleicht auf Elaidas Seite stünde. Und was die Möglichkeit betrifft, daß sie vielleicht eine Schwarze Ajah sein konnte... Ja, ich denke, sie werden ziemlich aufgebracht sein.«
    Sheriams Gesicht wurde ein wenig blasser. Es war ein Wunder, daß sie nicht totenbleich wurde. ›Aufgebracht‹ war nicht annähernd der richtige Ausdruck. Ja, Sheriam würde weitaus mehr als aufgebrachten Sitzenden gegenüberstehen, wenn dies herauskäme.
    Jetzt mußte sie ihren Vorteil nutzen, aber Egwene kam noch eine Frage in den Sinn. Wenn Sheriam und ihre Freunde... Was waren sie? Spione? Keine Spione. Vielleicht Spitzel, die Ratten innerhalb der Mauern nachgeschickt wurden... Wenn Sheriam Spitzel in die Weiße Burg geschickt hatte, konnte...?
    Ein plötzlicher Schmerz durchschoß diese von Empfindungen bedrängte, verborgene Stelle in ihrem Hinterkopf und ließ sie alles andere vergessen. Wenn sie diesen Schmerz unmittelbar verspürt hätte, wäre sie betäubt gewesen. So traten vor Entsetzen nur ihre Augen hervor. Ein Mann, der die Macht lenken konnte, berührte gerade die Kette um Moghediens Hals. Dies war eine Verbindung, in die kein Mann hineingebracht werden konnte. Schmerz, und etwas Unhörbares von Moghedien. Dann Hoffnung. Und dann war alles fort, die Bewußtheit, die Empfindungen. Die Halskette war abgenommen worden.
    »Ich ... brauche ein wenig frische Luft«, gelang es ihr zu sagen. Sheriam wollte sich erheben und Siuan ebenfalls, aber sie bedeutete ihnen sitzenzubleiben. »Nein, ich möchte allein sein«, sagte

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