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Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Vogt , Christian Vogt
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Jahrhunderte, und an dem auch Menschen wie die rastlose Tomke zur Ruhe kamen.
    Irgendetwas an der Insel hatte mich bewogen, nicht fortwährend um meine Freilassung und eine Reise zum Festland zu ersuchen, sondern die Tage, die hier bereits deutlich länger waren als auf Æsta, zu genießen. Nur Papier fehlte mir – die Friesen schienen ausschließlich auf Haut zu malen und kunstvolle Verzierungen ins Holz ihrer Häuser zu schnitzen.
    Albert trat an mich heran, während ich um mich selbst kreiselte und mich fragte, welchen Zweck ich gerade im Moment erfüllte.
    „Wünschte, ich hätte meiner Tochter mal so ‘ne Puppe kaufen können. Sind teuer, oder?“
    „Es ist … sozusagen ein Erbstück. Ich habe keine Ahnung, wie teuer sie ist. Aber mir ist sie teuer.“
    Albert griff nach Ynge, und ich fand ihn aufdringlich. Ich wollte ihm nicht von Ynge oder Æmelie erzählen, und er sollte mir nicht von seiner Tochter erzählen, es waren sicher allesamt unschöne Geschichten.
    „Ich mach sie schon nicht kaputter, als sie ist. Manche sagen, du redest mit ihr.“
    Ich stand auf und sah auf ihn herab. „Kann sein, dass sie mit mir redet, hm? Schon mal darüber nachgedacht?“
    Er kniff die Augen zusammen, als er an mir hochblickte. „Da kommt ein Luftschiff“, stellte er dann fest.
    In der Tat, nur einen Tag nach meinem Ausflug über die Insel landete ein weiteres Luftschiff auf dem höchsten Punkt, wo auch die Frijheid vertäut war. Es war ein Schiff von der Küste, Vorräte heranschaffend, und es wurde begierig erwartet. Ich beobachtete, wie es mit Flaggensignalen an seinen Landeplatz gewiesen wurde, wie die Æronauten Taue herabwarfen, die dann an bereits im Erdreich befestigten Pflöcken festgezurrt wurden.
    „Vielleicht haben sie Papier dabei“, sagte ich zu Ynge und sehnte mich vor allen Dingen nach dem halbfertigen Bild meiner Æmelie.
    Ich hätte die Gräfin bitten sollen, es für mich holen zu lassen – ach, es wäre zu riskant gewesen.
    „Vielleicht haben sie Soldaten des Herzogs dabei“, bemerkte Ynge.
    Ich sah Tomke wieder, sie trug einen Faltenrock, den auch die friesischen Männer trugen, während sich die anderen Likedeeler hinter vorgehaltener Hand über die Weiberröcke lustigmachten. Darüber hatte sie in der fellgefütterten Jacke der Lufthanse die Arme verschränkt.
    „Du hättest mich fragen können. Wir haben Briefpapier und dergleichen. Und alte Zeitungen.“
    „Dann würde ich mich über eine Gleichteilung des Briefpapiers freuen“, sagte ich und brachte sie zum Grinsen. „Wir teilen nur gleich unter Unseresgleichen“, bemerkte sie. „Wenn du deinen ersten Raubzug mitgemacht hast und dabei Papier mitbringst, werden wir es gleichteilen.“
    „Dann kann ich ja bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag warten.“
    Sie wandte sich mir zu und schüttelte ihr offenes Haar. „Du könntest mich einfach fragen.“ Sie lächelte auf eine Weise, die Eiken bedrohlich nähertreten ließ.
    „Wirst du mir Papier abgeben? Ich könnte dich zeichnen. Eine Friesin, mit Rock und so.“
    „Und Kletsie.“
    „Was das auch sein mag.“
    „Das siehst du dann.“
    „Ich will nicht, dass du meine Frau malst“, unterbrach uns Eikens Stimme.
    „Ich fände es interessant, gezeichnet zu werden“, sagte Tomke in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete. „Wenn du freundlich zu Naðan bist, zeichnet er dich vielleicht auch, Eiken.“
    „Du warst nicht freundlicher zu ihm als ich!“, erwiderte Eiken, was vermutlich stimmte. Aber sie war einfach um mehrere Zehnerpotenzen hübscher. Unbehaglich lächelte ich. „Eigentlich wollte ich auch … besonders gerne diesen Felsen an der Nordwand malen.“
    „Naðurn Stak. Ja, mach das, er ist so etwas wie das Pferdchen, das Fositeslun durchs Wasser zieht.“ Sie lachte und wandte sich nun dem Luftschiff zu, dessen Schott geöffnet wurde. Die Brust wurde mir eng, während ich bang erwartete, dass Soldaten des Herzogs herausspringen würden – aber nein, die Friesen erwarteten dieses Luftschiff, es kam nicht von Æsta. Eiken nagelte mich mit seinem Blick fest.
    „Ich warne dich, miin Moat“, sagte er, und vielleicht war das sein Versuch, freundlich zu mir zu sein. Immerhin warnte er mich vorher. Ich streckte meine Hände aus und rang nach Worten, doch sie entfielen mir, bevor ich sie aussprechen konnte.
    Ich würde Ynge sicher nicht noch einmal betrügen. Schon gar nicht mit einer wilden Frau, die mit einem noch wilderen Mann verheiratet ist. Gott bewahre!

    „Beachte

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