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Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Vogt , Christian Vogt
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Naturgesetze halten, ohne Gott, Götter oder Religion. Das wäre doch toll.“ Ich grinste, und sie zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen. „Wie das genau funktioniert, habe ich auch nie so recht verstanden“, ergänzte ich, „die Gasbehälter seien nur ein Modell, hat meine Frau stets betont.“
    Das anschließende Schweigen zog sich ein wenig zu lang, bis es unangenehm und schließlich von Tomke gebrochen wurde.
    „Ich könnte dir als Ersatz für einen solchen Dämon einen Tee bringen.“
    „Warum solltest du das tun? Weil ich dir leid tue? Nein, danke“, gab ich brüsk zurück und erhob mich stolz. Heute würde ich nicht mehr zu Naðurn Stak aufbrechen, jenem steinernen Ross, das Helgoland zog. Ich begab mich in die nachgiebige Gefangenschaft des Dorfes, und Tomke folgte mir.
    „Diese Frau ist wirklich impertinent. Ich fürchte, sie hat Gefallen an dir gefunden – so, wie beinahe jede Frau, die derzeit ungehörig genug ist, einen trauernden Witwer zu verführen!“ Ich nahm Ynge heraus und küsste sie.
    „Wie schön, dass du wieder sprichst!“, verkündete ich, und ein Likedeeler auf dem Weg zum Luftschiff sah mich auf merkwürdigste Weise an. Als Tomke mich einholte, hatte die Betroffenheit dem gewohnten Feixen Platz gemacht.
    „Ich hole einen solchen Dämon in Teeform, und wir sprechen über deine Flugmaschinen.“
    Bereit, mein Wissen teuer zu verkaufen, nahm ich auf einer verwaisten Bank im Haus des Redjevens Platz. Die Magd, die der Häuptling sich gönnte, entfernte gerade Spinnweben und Staub von den Deckenbalken, so dass Tomke sie fluchend vertrieb, als einige graue Körner bedrohlich nahe der dampfenden Tassen zu Boden rieselten.
    Die Friesen tranken ihren Tee mit Sahne und Zucker, ein Luxus, den sich zumindest des Redjevens Tochter auch auf einer abgelegenen Insel gönnte.
    „Wie lange bist du bei der Gräfin gewesen? Bist du … mit ihr verwandt?“
    „Vielleicht. Ich war als Kind bereits fünf Jahre bei ihr, dann bin ich mal hier, mal dort gewesen – bei den Likedeelern, bei den Friesen an den Nordseeküsten, auch in den Städten des Festlandes. Und nun war ich wieder ein Jahr bei ihr.“
    Ich sah sie eindringlich an, versuchte Ähnlichkeiten festzumachen.
    „Ich weiß, was du denkst, und viele denken das Gleiche. Aber wenn sie meine Mutter ist, hat sie nie ein Wort darüber verloren, und auch mein Vater nicht.“ Sie zuckte mit den Achseln, nippte am Tee und breitete dann erneut die Zeichnungen aus.
    „Diese Flügelkonstruktion – der Gedanke daran, tatsächlich zu fliegen wie die Lummen an den Felsen, der lässt mich nicht los.“
    „Er hat auch Æmelie am meisten fasziniert, wenngleich sie selbst wusste, dass es aussichtslos ist. Menschliche Körper sind zu schwer. Aber sie war überzeugt, mit dem richtigen Material zumindest einen Gleiter konstruieren zu können.“
    „Flügel sind Träume, aber das hier – ein Fluggerät, ganz leicht, mit einem Sitz für einen Piloten und Rotoren, die es antreiben! Das würde in der Luft einen großen Vorteil bringen – ein Luftschiff, von dem aus man startet und in dem man wieder landet, und wir umschwirren unsere Feinde wie ein Bienenschwarm.“
    „Dafür hat Æmelie es nicht ersonnen. Für deine Feindschaften.“
    „Die meisten Dinge wurden wohl nicht dafür ersonnen, wofür sie letztlich benutzt werden. Machen sie nicht in China vorzügliches Feuerwerk mit Schwarzpulver? Und wir töten einander damit.“
    Ich lehnte mich zurück gegen die Wand und sah sie über den Rand meiner Tasse hinweg an. Der Tee, es war ein kräftiges Blatt, das sicherlich eine lange Reise an Bord eines formidablen Handelsschiffes hinter sich hatte, schmeckte ausgezeichnet und weder wild noch barbarisch.
    „Willst du die Erfindungen deiner Frau jemals realisiert sehen? Sollen sie dazu da sein, um reiche Damen und Herren in den Lüften spazieren zu fahren? Was wäre es für ein Gedanke, damit zum Beispiel nach Æsta vorzudringen, unterhalb des Ætherlots? Am Turm des Professors jenes Instrument ausschalten. Den Weg für die Likedeeler öffnen. Für einen Überfall auf die reiche Stadt, die den Schnee schwärzt. Rache für dich. Für deine Frau – meinetwegen sogar für deine Puppe.“
    Ich starrte sie weiter an. War es das, was ich wollte? Hatte das Schicksal mir Æmelies Pläne zugespielt, damit ich ihre Rache an ihren Mördern ausüben konnte? Oder war hier nicht der Tee, sondern Tomke der Dämon, der mich zu Schandtaten verführen wollte?
    Obwohl

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