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Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Vogt , Christian Vogt
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doch keine Chance!“, wimmerte Tomke.
    Erneut krachten auf beiden Seiten Kanonen, doch die Fri jheid war schneller gestiegen, ihre Geschosse erwischten die schwarze Gashülle und rissen sie auf.
    „Keine Brandsätze! Der Herzog fliegt nicht mit Wasserstoff, das wäre vergebliche Mühe!“, presste Tomke hervor. „Entern!“
    Als wäre sie an Bord, als hätte sie den Befehl gegeben, sah ich nun, dass sich Likedeeler wie Affen an Seilen in die schwarze gegnerische Gashülle schwangen und die Stege zwischen den aufgerissenen Kammern eroberten. Kreischend stürzten Männer beider Seiten ins Meer. Das kostbare Helium ließ ihre Todesschreie teilweise grotesk hell erschallen. Tomke stellte sich erneut in den Bug. Mit einem Stoß ihres Fußes gegen einen niedrigen Felsen, auf den wir aufzulaufen drohten, schob sie uns wieder ein Stück auf die tobende See hinaus. Ich griff ihre Hand, als sie ums Gleichgewicht kämpfte. Eine Hand, die niemandem von uns beiden gehörte, griff plötzlich nach der Reling – ein verzweifeltes Gesicht tauchte aus dem Wasser auf und schnappte nach Luft, und während ich noch in die panisch aufgerissenen Augen starrte, hatte Tomke ein Messer gezogen und die Kehle des Mannes durchtrennt. Sie stieß ihn zurück ins Wasser.
    „Mein Opfer für Ran und Ekkenekkepen!“, keuchte sie. Über uns ging der Kampf weiter – die Frijheid brannte im Führerstand, Menschen kreischten panisch und schmerzerfüllt und sprangen ins Meer hinab.
    „Da! Wir müssen sie hochholen!“ Doch ohne Paddel misslang unser Versuch; die Körper, zunächst brennend, wurden zu schnell verschluckt, die beiden Luftschiffe hatten sich zu weit von uns fortbewegt, ein Stück an der Küste entlang. Tomke griff erneut nach dem Segel, ich griff erneut nach der beruhigenden Reling, doch die Augen des aufgeschlitzten Mannes verfolgten mich, blickten mich scheinbar aus den undurchsichtigen Tiefen an. Wie konnte sie sicher gewesen sein, dass es ein Mann des Herzogs war?
    „Æsta den Tod!“, gellte nun der alte Schlachtruf, den ich bereits vor ungezählten Tagen in einer kleinen Sternwarte gehört hatte. „Æsta den Tod!“, wurde er beantwortet, und dazu nickte ich nun grimmig, denn diesem Wunsch konnte ich nur zustimmen. Doch dann erschien ein weiteres, kleineres schwarzes Luftschiff von Nordosten, tief über dem Fels, was sich als verhängnisvoller Fehler des Kapitäns herausstellen sollte. Das Schiff ging längsseits, wollte feuern, nahm aber mit einem Mal eine heikle Schräglage ein – woran es lag, konnte ich jedoch nicht erkennen. Unfreiwillig steil gezielt ging die folgende Salve größtenteils fehl, eine verirrte Kugel aber zerfetzte eine Gaskammer des friesischen Luftschiffes, das sofort ein Stück absackte. Trotz der misslichen Lage mussten die Männer des Herzogs nachgeladen haben, denn bald war weiteres unkoordiniertes Mündungsfeuer zu sehen. Diese zweite Salve verfehlte jedoch die Frijheid , weil sie sich mit einer Beschleunigung nach vorn rettete, die Maschine und Kesselmännern das Äußerste abverlangen musste. Endlich wehrte sich die Frijheid und erwiderte den Beschuss. Wir waren wieder näher auf das friesische Schiff zugetrieben. Kanonenfeuer, Musketenschüsse, Brandsätze – Trümmer regneten herab, manche davon, in unsere Richtung gesprengt, prasselten auch auf unser Boot. Wir bedeckten unsere Köpfe mit den Armen, mein Herz bebte und galoppierte dann wie ein erschrecktes Pferd. Zitternd vergewisserte ich mich, dass Ynge noch in der Tasche steckte. Das Boot trieb den kämpfenden Luftschiffen hinterher, an der Steilküste entlang, bis wir uns erneut dem Stak näherten.
    „Æsta den Tod!“ erscholl es erneut, diesmal auf dem großen Schiff. Jemand musste von der Gashülle in die Gondel eingedrungen sein, und plötzlich wurde diese von dichtem Rauch umgeben – ob sie sie in Brand gesteckt oder die Dampfmaschine zerstört hatten, konnte ich noch nicht sagen, doch das große Schiff verlor nun die Kontrolle. Erneut flogen Splitter, Metallteile, Fetzen von Holz und Tuch herum und regneten auf uns herab. Ein heißes Rohr traf mich am Rücken, und ich schrie auf, als ich es abschüttelte und es ins Wasser beförderte. Piraten kletterten an Tauen zurück auf die Frijheid, als das große Luftschiff eine sehr ungünstige Position einnahm. Der vordere Teil der Lufthülle hatte Feuer gefangen und sank mitsamt des rauchenden Maschinenraumes und Führerstandes kopfüber ab. Die Mannschaft der demolierten Frijheid jubelte,

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