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Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die zerbrochene Puppe: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Vogt , Christian Vogt
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schließlich versöhnlich. „Aber warum bist du so unzufrieden bei uns, wenn wir dich doch nicht behelligen, nicht beschuldigen und an niemanden ausliefern? Wir lassen dich einfach da sein. Aber du willst irgendetwas, und deshalb bist du unzufrieden.“
    „Ich will den Leichnam meiner Frau holen, den dieser Satan Roþblatt hat. Und ich will nicht, dass alle Welt glaubt, ich sei ein Hurenmörder.“
    „Das Erste verstehe ich. Aber das Zweite – es kann dir doch egal sein!“
    „Es ist mir aber nicht egal.“
    „Das ist doch ein gutes Zeichen“, zwinkerte sie und reichte mir ein Stück Käse.
    Ich aß ein paar Bissen, auch wenn mein Magen zur Hälfte widerstrebend, zur Hälfte zustimmend grollte. Danach nahm ich mir den Briefbogen vor. Ich würde es wie bei Æmelies Bild machen – eine Skizze, und früher oder später würde ich ein Gemälde daraus machen. Der bleigraue Himmel. Das grüne Meer. Die roten Felsen mit den weißen Einschlüssen. Helgoland, vom Meer aus, das wäre nicht nur Inbegriff für ein wunderbares Bild, sondern auch für eine heldenhafte Tat – mit einem Segelboot hinausgesegelt, um unter Gefahr für Leib und Leben ein Bild zu malen!
    Ich geriet, wie stets, in den Eifer meines Schaffens und vergaß, dass wir uns in einer winzig scheinenden Nussschale von Boot befanden, den Elementen ausgesetzt, gewissermaßen an der Nahtstelle zwischen Leben und Tod. Wenn man es dramatisch ausdrücken wollte. Ich ergänzte, ich schraffierte, ich notierte, ich prägte mir das Bild ganz genau ein, skizzierte auch das schwarzweiße Federkleid der Lummen, um es später übertragen zu können. Als ich von meinen Skizzen aufblickte, war Tomke bereits beinahe an der gischtfeuchten Sitzbank festgefroren. Sie hatte die Arme um sich geschlungen und blickte wenig freudvoll vor sich hin.
    „Oh. Es ist schon spät, oder? Es tut mir leid … Ich hatte gar kein richtiges Zeitgefühl ... die Sonne ist so …“
    Ich ließ einen suchenden Blick umherschweifen, die fahle Sonne suchend, doch was ich fand, waren mehrere kleinere Lichtkegel, die sich von Norden her durch die niedrigen Wolken tasteten.
    „Was … was ist das?“
    „Das sind Luftschiffe. Zwei, nein, drei.“ Tomke kniff die Augen zusammen. „Normalerweise steuern nicht so viele gleichzeitig Fositeslun an. Ich habe das noch nie gesehen!“
    Wir starrten hinauf, das Meer rauschte und bedeckte uns mit seinem kalten, salzigen Film. An den Felsen sang es mit einer Urgewalt, der Helgoland sicherlich nicht bis in alle Ewigkeiten standhalten würde. Die Luftschiffe schoben sich heran – noch völlig lautlos erschienen sie uns, der Wind trug den Lärm der Maschinen davon. Ihre Hüllen waren schwarz.
    „Der Herzog von Pappelheim!“, „Æstas Kanzler!“, riefen wir gleichzeitig aus – Tomke sprang auf und begann das Segel erneut zu setzen, mit trotz der Kälte fliegenden Fingern reichte sie mir das Paddel. „Los – wir müssen zur Insel!“
    „Aber …“ Ich ließ das Paddel sinken, eine plötzliche Furcht machte mir klar, dass diese Luftschiffe nicht wegen der Piraten, sondern meinetwegen gekommen waren. Wegen der Verbrechen, die ich vermeintlich begangen hatte. Vielleicht auch wegen der Pläne, die man bei mir wähnte. Hier war ich am sichersten Ort der Welt: auf einer winzigen Jolle vor der Steilküste in der hereinbrechenden Dunkelheit. „Aber die wollen doch mich!“
    Tomke sah mich an, widerstreitende Gefühle zerrten in ihr hin und her. „Ja … ja, natürlich. Aber wir müssen … ich muss sie warnen!“
    „Ihr habt doch … ihr habt doch Spähposten. Auf dich oder mich kommt es nicht an, oder?“ Wie jämmerlich ich nun bereit war, das Schicksal der Likedeeler für mein eigenes aufs Spiel zu setzen! Doch sie zauderte tatsächlich, schien unsicher, ob sie mich an Land bringen sollte, wenn drei Schiffe meiner Feinde nahten.
    „Wir umfahren den Stak! Zur anderen Seite, wo der Landepunkt ist und da lassen wir uns ein Seil runterwerfen und klettern die Steilwand hoch!“
    „Wir?“, fragte ich entgeistert.
    „Sei ein Mann, Naðan!“, fuhr Ynge mich an. Ich drehte sie zu mir herum. „Was?“
    „Ein Mann sollst du sein! Scheint dir das Leben nicht stets sinnlos? Sehnst du dich nicht nach Satisfaktion und einer Konfrontation mit Roþblatt? Und jetzt versteckst du dich hinter jemandem, der so alt ist wie das Hoesch-Töchterlein?“
    „Du hast recht.“ Ich packte das Ruder. „Also zum Luftschiff!“

    Die See erwies sich in dem Temperaturgefälle der

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