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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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übermannen, werden die verbleibenden Recken Euch auf der Stelle töten.«
    Während Lebesi ihre Befehle erteilte, wandte sich Taramis vom Thron ab und flüsterte: »Zur, ich hoffe, du hörst mich. Gleich wird man den General abholen. Masor, Pyron und Aragor sollen ihn in die Thronhalle begleiten und ihren Geist wappnen. Ich traue der Hexe nicht. Ihr Übrigen versteckt Euch. Und sperr weiter deine Lauscher auf.«
    »Mit wem sprecht Ihr?«, fragte Oban verwundert. Die Regentin hatte sich über ihn noch kein abschließendes Urteil gebildet. Sollte er ihr Natsar tatsächlich ausliefern, würde er einen Triumphzug als Held verdienen. Andererseits hatte er verbotenerweise Asors Namen genannt, was ihn zum Landesverräter machte. Darauf stand der Tod.
    Bevor Taramis antworten konnte, richtete Lebesi wieder das Wort an ihn. »Bis unser ›Ehrengast‹ eintrifft, haben wir noch etwas Zeit. Erzählt Uns mehr vom Überfall auf die Heilige Insel. Und stimmt es, dass Ihr auf Zeridia einen riesigen menschenfressenden Antisch getötet habt?«
    Taramis stillte bereitwillig ihre Neugier, wobei er jedes seiner Worte mit Bedacht wählte. Er wollte Lebesi zwar für den Kampf gegen Dagonis gewinnen, ihr aber nichts von strategischer Bedeutung verraten. Sie war eine Vasallin König Gaals und damit verpflichtet, seine Interessen zu schützen. Es schien allerdings, als hätten Bündnisse für sie nur so lange Bestand, wie sie der eigenen Machtentfaltung dienten. Darin sah er seine Chance.
    Das Portal zum Thronsaal öffnete sich und Natsar wurde hereingeführt. Der Antisch war nach wie vor an den Handgelenken gefesselt, und die Halsmanschette hinderte ihn daran, seine Giftstachel abzuschießen. Trotzdem wurde er von nicht weniger als vier komanaischen Lanzenträgern in Schach gehalten. Masor, Pyron und Aragor liefen neben ihnen. Sie waren unbewaffnet – zumindest hatte es für die Palastwache den Anschein.
    Taramis beobachtete die Regentin aufmerksam, während die Gruppe sich dem Thron näherte. Lebesi wirkte angespannt. Oder gar beunruhigt? Welche Ursache hatte das triumphierende Funkeln in ihren hellblauen Augen? Sah sie in dem General ein Mittel, um das Joch der Fremdherrschaft abzuschütteln? Oder wollte sie ihm die Freiheit schenken, um sich Dagonis als gleichwertige Bundesgenossin zu empfehlen? Ihr verhaltenes Mienenspiel ließ keine eindeutigen Schlüsse zu.
    Unvermittelt fuhr Eglon vom Stuhl hoch. Im Gegensatz zur Regentin machte er keinen Hehl aus seinem Erstaunen. Mit näselnder Stimme rief er: »Aber das ist ja …«
    »Schweigt!«, schrie Lebesi, doch ihr Befehl kam zu spät. Im Geist hatte der Priester den Namen längst ausgesprochen, der jetzt nur noch von seinen Lippen tropfte.
    »… Gaal?«
    Taramis starrte sprachlos den Oberpriester an, der seinerseits unter dem wütenden Blick der Regentin zu schrumpfen schien, während er Entschuldigungen murmelte. Zerknirscht sank er ins Polster seines Stuhls zurück.
    »Geh in mein Gemach und warte dort auf mich!«, befahl Lebesi ihrem Sohn.
    Og tat offenkundig nichts lieber als das. Er hüpfte förmlich von seinem Sitz und eilte, auf möglichst großen Abstand zum Feuermenschen bedacht, überraschend flink zum Ausgang.
    Inzwischen waren Natsar, die Zeridianer und die Lanzenträger vor dem Thron angelangt. Die Regentin hatte sich wieder ganz in der Gewalt. Mit einem spöttischen Lächeln sagte sie zu Taramis: »Habt Ihr wirklich nicht gewusst, dass der König von Dagonis Euer Gefangener ist?«
    »Ich hatte keine Ahnung. Die Feuermenschen auf Zin haben ihn immer nur Natsar genannt.«
    »So heißt er auch von Geburt an.« Die Regentin warf Eglon einen fuchtigen Blick zu, während sie mit der Linken beiläufig auf ihn deutete. »Selbst Unsere engsten Ratgeber wissen anscheinend nicht, das Gaal nur ein Herrschername ist, den der dagonisische König am Tag der Inthronisierung annimmt. Man kann ihn als Motto für seine Amtsperiode verstehen.« Lebesi wandte sich dem Antisch zu und fragte in unverkennbar geheuchelter Liebenswürdigkeit: »Wollt Ihr die Unwissenden aufklären und Ihnen die Bedeutung Eurer Devise nennen, Majestät?«
    Natsar schwieg.
    »Der König schmollt«, spöttelte die Regentin. »Das dagonisische Wort gaal bedeutet ›Herr‹ oder ›Besitzer‹. Wir nehmen an, er hat bei der Wahl des Namens an eine Besitzergreifung gedacht, die ganz Berith einschließt. Daraus wird nun wohl nichts.«
    »Was beabsichtigt Ihr mit ihm zu tun?«, fragte Taramis.
    Sie erhob sich vom Thron

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