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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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und verkündete feierlich: »Wir haben der Schlange das Haupt abgeschlagen. Bald wird Komana die Welt vom Joch der Götzenanbeter befreien. Gaal geben Wir Gelegenheit, über seine Hybris bis zum Tod nachzusinnen. In Unserem tiefsten Kerker kann er langsam verrotten.«
    »Es ist noch nicht zu Ende«, sagte Gaal düster.
    Lebesi trat mit zwei schnellen Schritten auf ihn zu. Ihre Augen verengten sich. »Euch ist doch klar, dass Eure Geisteskräfte Uns nichts anhaben können. Womit also wollt Ihr Uns drohen, Majestät? Etwa mit dem Weg der Unsterblichkeit? Wir wissen, dass Ihr ihn noch nicht beschritten habt. Wir könnten Euch auf der Stelle töten lassen und dann wäre nichts mehr von Euch übrig.«
    Der König verzog den Mund zu einem abfälligen Grinsen. »Redet Euch das nur ein, Lebesi. In Wahrheit habt Ihr den Boden für meine Saat bereitet. Mich könnt Ihr töten, doch Dagonis wird dank Eurer …«
    »Schweigt still!«, keifte sie. Ihre Augen sprangen umher, als suche sie bei den Umstehenden nach Anzeichen von Verrat. Sie deutete auf einen Palastwächter: »Hauptmann Con, Wir haben Unsere Meinung geändert. Reißt Gaal sämtliche Stacheln aus. Lasst keinen übrig. So werden seine Geisteskräfte im Körper eingeschlossen. Sollte er irgendwelche Tricks versuchen, tötet Ihr ihn. Wenn er geschoren ist, sperrt ihn in einen Käfig und stellt diesen in Unseren Privatgemächern auf, gleich neben dem Fischbecken. Damit wir nie vergessen, was diese Brut uns angetan hat.«
    Taramis sah zu Masor und den anderen Gefährten. Sie schienen von der Sprunghaftigkeit Lebesis genauso irritiert zu sein wie er. Ihr Zorn auf den dagonisischen König wirkte echt. Doch da war noch etwas anderes zwischen Gaal und ihr, das Taramis nicht verstand.
    Während die Leibgardisten den Antisch aus dem Saal führten, suchte Lebesi ihre Fassung wiederzuerlangen. Sie hieb mit der Faust auf den Adlerflügel, der ihr als Lehne diente, und knirschte: »Wir werden Berith von der dagonisischen Pest befreien.«
    Taramis räusperte sich, um die Aufmerksamkeit der Regentin auf sich zu lenken. Als sie ihn unwillig ansah, sagte er: »Euer Vorhaben ehrt Euch, Königliche Hoheit, doch ohne die Unterstützung aller freien Völker bleibt Dagonis ein kaum zu bezwingender Gegner. Wenn der Hohepriester dank Eurer Hilfe nach Jâr’en zurückkehrt, werdet Ihr den nötigen Rückhalt finden. Eli und seine Tochter dürften sich nach wie vor in der Gewalt der Kirries befinden. Es heißt, ihre Hauptstadt Karka liege tief in einem Berg auf Malon. Bisher konnte mir jedoch niemand sagen, wo diese Insel ihre Bahn zieht.«
    »Da können Wir Euch auch nicht helfen«, sagte Lebesi gereizt.
    »In Eurem Reich gibt es sicher Gelehrte, Kaufleute oder …«
    »Warum sollten Wir Euch helfen, diesen alten Mann aus den Händen der Zwerge zu befreien?«, unterbrach die Regentin ihn.
    »Das sagte ich Euch gerade. Außerdem habe ich Euch König Gaal ausgeliefert.«
    »Nein, Ihr habt Uns nur einen Heerführer gebracht. Generäle gibt es in rauen Mengen. Die sind nichts wert.«
    Entgeistert sah Taramis erst seine Freunde an und wandte sich danach wieder der Regentin zu. »Dann sagt mir wenigstens, wer Asor ist. Ich weiß, dass Euer persönlicher Leibwächter so hieß. Ist er der Mann, der so viele an die Dagonisier verraten hat?«
    »Das sähe ihm ähnlich.«
    Taramis horchte auf. »Dann kennt Ihr ihn also?«
    »Sehr gut sogar.«
    »Wo finde ich ihn?«
    »Im Haus der Toten.«
    »Heißt das, … er lebt nicht mehr?«
    Lebesi schüttelte den Kopf. Ihre Lippen kräuselten sich unter einem unheimlichen Lächeln. »Es bedeutet, dass Ihr jetzt sterbt.« Sie hob den Arm, wie sie es schon einmal getan hatte.
    »Aber Hoheit, Ihr gabt mir Euer Wort.«
    »Das Wort einer Frau ist in Komana noch weniger wert.«
    Taramis spürte instinktiv, dass der Wankelmut Lebesis sich diesmal endgültig gegen ihn entschieden hatte. Er musste ihr zuvorkommen und Verwirrung stiften. Sonst würde ihr düsterer Orakelspruch womöglich eintreffen.
    Bevor die Regentin ihren Scharfschützen ein Zeichen geben konnte, schien sie sich zu verdoppeln. Mit einem Mal standen zwei Lebesis vor dem Thron. Im nächsten Moment kam eine dritte hinzu, die sich würdevoll auf die Todgeweihten zubewegte. Und dann verwandelten sich auch Taramis, Masor, Pyron, Aragor und Hauptmann Oban in Ebenbilder der Regentin.
    »Wechselt die Positionen. Wir müssen zur Wand rüber, hinter der die Ratshalle liegt«, raunte er seinen Gefährten

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