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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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vor ihm unverwechselbar kleine Fußstapfen. Xydia war allein aus dem Haus geflohen. Die Antische hatten erst später ihre Zimmer aufgesucht und waren unverrichteter Dinge wieder abgezogen. Taramis schöpfte Hoffnung. Rasch schob er den Arm in die Halteschlaufen des Schildes und folgte der Spur seiner Braut über die große Granittreppe ins Vestibül hinab.
    Dort lag bäuchlings inmitten einer Blutlache ein Mann im schlichten Leinengewand der Domestiken. Seine knorrige Hand bewegte sich. Der junge Tempelwächter eilte zu ihm, drehte ihn auf den Rücken und richtete seinen Oberkörper auf. Es war der alte Diener des Hohepriesters, dem zwei verliebte junge Menschen manches heimliche Treffen zu verdanken hatten. Eine große Wunde klaffte in seinem Unterbauch. Ein Wunder, dass er noch lebte. »Melaton!«, rief Taramis den Namen des Alten. »Hörst du mich?«
    Die Augenlider des Todgeweihten flimmerten, als koste es ihn unbeschreibliche Mühen, sie zu öffnen. Er lächelte müde. »Kommst du wieder, um mit Xydia und Shúria zu spielen, mein Junge?«
    Taramis biss sich auf die Unterlippe. Der Alte schien den Verstand verloren zu haben. »Warum stehen die Tempeltore offen, Melaton?«
    Der Blick des Dieners wurde etwas klarer. »Verrat!«, keuchte er.
    »Wer?«
    »Niemand von uns«, stieß er so heftig hervor, als triebe ihn das schwindende Leben zur Eile an. »Es war … ein Pilger.«
    »Sind der Hohepriester und seine Tochter in Sicherheit?«
    »Eli versteckt sich mit seinen Töchtern im …« Der Alte schloss die Augen und schluckte. Sein Gesicht war aschfahl. Er hatte viel Blut verloren.
    »Wo sind sie, Melaton?«, drängte Taramis. Am liebsten hätte er den Mann geschüttelt.
    »Im Allerheiligsten«, flüsterte der Sterbende.
    »Im …?« Taramis stockte der Atem und ihm brach erneut der Schweiß aus, weil er sich der weit geöffneten Flügel des Tempels entsann. Oder redete der Alte nur wirr? »Bist du ganz sicher? Zwei Töchter? Shúria ist doch auf der Insel der Seher.«
    Der Diener riss die Augen auf, straffte den Rücken und schüttelte wie ein störrischer Greis den Kopf. »Ach was! Sie ist hier. Auf Familienbesuch. Gestern … erst angekommen. Geh, Taramis! Beeil dich! Vielleicht kannst du dein Mädchen noch …« Melaton sackte in sich zusammen.
    Taramis ließ ihn sanft zu Boden gleiten und schloss ihm die Augen. »Lebewohl, alter Freund. Möge Gao am Tag der großen Heilung deiner gedenken.«
    Auf den Stab Ez gestützt, erhob er sich und blickte durch das offene Tor auf den Zentralplatz hinaus. Dort war es still geworden. Hatte der Silbermantel seine Freibeuter zurückgepfiffen? Taramis lief aus dem Haus.
    Er blieb unter dem Säulenvorbau stehen, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Zur Rechten, wo zuvor der kleine Axtschwinger vom Dach gesprungen war, bemerkte er einen Blutfleck. Von dem Piraten fehlte jede Spur. Offenbar war die sprichwörtliche Robustheit der Kirries mehr als nur ein Ammenmärchen.
    Von links lief ein Antisch auf den Tempelhof. Er war an die zehn Fuß groß, etwas schlanker als Gulloth und wirkte nicht minder entschlossen, den Tempelwächter umzubringen. Sobald er diesen auf der Freitreppe des hohepriesterlichen Hauses entdeckt hatte, zog er sein Kurzschwert und stürmte auf ihn los.
    Taramis seufzte. Über die flachen Stufen eilte er dem Feuermenschen entgegen. Als zwischen den beiden nur noch wenige Schritte lagen, löste sich ein giftiger Dorn aus dem Stachelkragen des Dagonisiers – und prallte wirkungslos vom Schildkrötenpanzer ab. Taramis sprang in die Höhe und stieß die Spitze des Stabes über den Schildrand des Gegners hinweg in dessen linkes Augen. Den Rest überließ er dem Feuer von Ez.
    Während hinter ihm der Antisch innerlich verbrannte, folgte er Xydias glitzernder Spur. Sie kreuzte die Mitte des Platzes und strebte geradewegs auf Beth Gao zu.
    Als Taramis am Fundament des gefällten Megalithen vorbeikam, wurden ihm die Beine schwer. Was hatte die Eindringlinge dazu bewogen, dieses Sakrileg zu begehen? Rings um die Kuhle lagen aufgeworfene Pflastersteine. Er blieb davor stehen. Seine Mutter und Eli hatten ihn zu einem gottesfürchtigen Mann erzogen. Die heilige Säule des Bundes so daliegen zu sehen, wühlte ihn innerlich auf. Wie oft war er hier vorbeigekommen, um innezuhalten und sich die alten Geschichten über die erste Weltenheilung ins Gedächtnis zu rufen! Er trat näher an den vom Kristall hinterlassenen Krater heran. Der Hüter von Jâr’en hatte einmal

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