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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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ungepanzerte Brust des Recken. Mit solchen direkt gegen das Herz des Gegners gerichteten Stößen hatte er schon Kettenhemden gesprengt. Hier jedoch – er traute seinen Augen nicht – glitt die Spitze des Feuerstabs wirkungslos von der schillernden Tunika des Kirrie ab. »Was …?«
    Ehe er sein Erstaunen in Worte fassen konnte, konterte der Zwerg mit einer Stafette von Axthieben und zwang Taramis in die Defensive. »Ihr habt anscheinend noch nie von Leviat gehört, dem Hemd der Unverwundbarkeit«, knurrte der Silbermantel. Der Kirrie entpuppte sich als geübter Kämpfer.
    Das Abwehren der kraftvollen Attacken trieb Taramis den Schweiß aus den Poren. Zugleich gewann er darüber seine Fassung zurück und deckte den Gegner mit einem Hagel von Schlägen ein. »Die Flamme Gaos findet schon noch ein Fleckchen Kirriehaut, um Euch Eure Bosheit auszutreiben.«
    Grimmig wehrte der Silbermantel die flinken Stöße und Hiebe des Stabes mit der Axt ab oder wich ihnen behände aus.
    Taramis landete einen weiteren Treffer, streifte aber wieder nur das schillernde Hemd. »Lange könnt Ihr nicht mehr standhalten, Silbermantel. Befehlt Euren Freibeutern, sich zurückzuziehen, dann geschieht Euch nichts.«
    Der Zwerg lachte. »Ich bin auf Eure Gnade nicht angewiesen, Taramis. Ihr seid zwar ein mächtiger Krieger, doch heute habt Ihr bereits verloren.«
    Dem jungen Kämpfer lief ein Schauer über den Rücken. »Was meint Ihr damit?«
    »Solltet Ihr noch lange genug leben, dann werdet Ihr es bald erfahren.«
    Taramis beschlich eine schreckliche Ahnung. Wütend attackierte er den Anführer mit einer raschen Folge von Hieben und Stößen. Immer weiter drängte er ihn an die Brüstung zurück. Der Kirrie musste zwei neuerliche Treffer auf dem schillernden Hemd hinnehmen. Verbissen hielt er das Holz von seinen ungeschützten Körperstellen fern.
    »Warum macht Ihr gemeinsame Sache mit den Anbetern des Fischgötzen?«, knurrte Taramis.
    Ein mitleidiges Lächeln umspielte den Mund des Silbermantels. »Weil wir im Gegensatz zu Euch die Zeichen zu deuten wissen, junger Tempelwächter. Besser im Dunkeln überleben, als im Licht untergehen. Das entspricht ohnehin unserer Natur.«
    »Was?«
    Anstatt Taramis zu antworten, rannte der Zwerg unvermittelt auf die Dachkante zu. Nach etwa fünfzehn Schritten drehte er sich um und schleuderte seine Streitaxt.
    Die Waffe verfing sich gleichsam im Netz der Zähen Zeit, was dem Tempelwächter das Leben rettete. Anstatt seinen Schädel zu spalten, blieb die schwere Eisenklinge nur im Krötenpanzer stecken. Unter dem enormen Aufprall ließ Taramis den Schild sinken und holte drohend mit dem Stab zum Wurf aus. Er verzichtete darauf, ihn zu schleudern, weil der Silbermantel, nachdem er seinen Frust herausgebrüllt hatte, die Flucht bereits fortsetzte. Ez war zu kostbar, um ihn für diesen Kirrie zu opfern.
    Mit flatterndem Umhang erreichte der Zwerg die Dachumfriedung und setzte im Hechtsprung darüber hinweg. Kaum war er dahinter verschwunden, schwang sich ein riesiges, schwarzbraunes Flederwesen auf mächtigen Hautschwingen in die Lüfte.
    »Ein Gestaltwandler?«, murmelte Taramis. Oder verbarg sich hinter dem gnomenhaften Äußeren ein Seelenfresser aus Dagonis? Er schüttelte ärgerlich den Kopf. Es spielte auch keine Rolle. Nicht jetzt, wo diese aufgeblasene Fledermaus ihn verhöhnt hatte. Heute habt Ihr bereits verloren. Was meinte der Silbermantel damit? Etwa dasselbe, was Gulloths Fluch androhte?
    »Xydia!«, flüsterte Taramis. Er wandte sich um und lief zum Niedergang.

Blut, Schweiß und Tränen
    A temlos hetzte er durch die Zimmerfluchten. Sie boten ein Bild der Verwüstung: umgestürzte Möbel, zerschlagene Vasen, Blut auf den kostbaren Teppichen und Wandbehängen. Überall lagen Tote. Das Haus des Hohepriesters hatte sich in eine Gruft verwandelt.
    Als Taramis das erste Stockwerk erreichte, stürzte er als Erstes in Xydias Räume. Sie waren verwaist. Auf dem Boden des Schlafgemachs schimmerte etwas. Um den Fund genauer zu untersuchen, ging er in die Hocke und legte seinen Schild ab – Schélets Axtwunde war inzwischen narbenlos verheilt. Er hob eine perlmuttartige Schuppe auf und verglich sie mit denen, die er aus dem Regenwald von Zeridia mitgenommen hatte. Sie waren von der gleichen Art.
    Feuermenschen! Der Gedanke, dass die Fischköpfe seine Braut verschleppt haben könnten, verursachte ihm Übelkeit. Er schloss kurz die Augen, um sich zu konzentrieren. Als er sie wieder öffnete, glitzerten

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