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Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt

Titel: Die zerbrochene Welt 01 - Die zerbrochene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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verkürzte den Abstand durch zwei schnelle Körperdrehungen entlang der Lanze. Dabei streckte er den rechten Arm aus und ließ den Stab im Herumwirbeln zwischen den Fingern hindurchrutschen. Ehe Ez ihm entgleiten konnte, schloss er die Hand und das Ende der Waffe traf den Kirrie im Gesicht.
    Sofort wandte sich Taramis zu den anderen Piraten um. Keinen Moment zu früh. Einer der Zwerge holte bereits mit der Streitaxt aus – und verharrte plötzlich, als sähe er einen Geist.
    Der junge Tempelwächter ließ sich davon nicht ablenken. Er kannte dieses Entsetzen im Blick seiner Gegner. Hinter sich hörte er einen gurgelnden Laut, gefolgt vom Klappern einer Rüstung. Ihr Träger rang am Boden mit dem Tod. Die jäh ermattenden, wie Backpflaumen zusammenschrumpelnden Augen und die sich in brüchiges Pergament verwandelnde Haut waren kein schöner Anblick. Sollte dem Leichnam auch noch Qualm entweichen – was nur ab und an geschah –, musste dies den Axtschwinger doppelt ängstigen.
    »Willst du ihm ins Haus der Toten folgen?«, rief Taramis herausfordernd.
    Der Kirrie blinzelte. Dann ließ er die Axt fallen, machte auf dem Absatz kehrt, rannte zur Dachkante, schwang sich über die Brüstung und verschwand. Einen Atemzug später folgte ein dumpfes Scheppern.
    Der Anführer und sein verbliebener Leibwächter waren aus anderem Holz geschnitzt. Letzterer war ein Bulle von Mann mit besonders großen, abstehenden Ohren. In seinen Pranken lag eine stachelbewehrte Streitkeule von enormer Länge. Anstatt ihr Heil ebenfalls in der Flucht zu suchen, näherten sich die beiden dem Mamoghreiter mit grimmigen Mienen von zwei Seiten.
    Unvermittelt stieß der Kirrie mit dem Prügel einen Kriegsschrei aus und stürmte auf den Tempelwächter los. Im Näherkommen streckte er ihm die freie Hand wie eine Kralle entgegen, eine typische Geste bei Angreifern, die ihren Willen auf einen Feind richteten.
    Auch diesmal suchte Taramis mit schnellen Schritten die Tuchfühlung zum Gegner. Um dessen Bann zu spiegeln, fixierte er im Herannahen den Blick des anderen. Welches Übel wollte der zornige Gnom wohl auf ihn herabrufen?
    Im nächsten Moment wusste er es. Die Augen des Kirries trübten sich schlagartig ein. Er geriet ins Stolpern, weil er nichts mehr sah. Um sich keine Blöße zu geben, ließ er den langen Prügel herumwirbeln wie ein Windrad.
    Taramis suchte vergeblich eine Lücke, um mit dem Stab hindurchzustoßen. Am Rande des Blickfeldes nahm er ein Aufblitzen wahr: die Streitaxt des Anführers. Er tänzelte um den Geblendeten herum, um ihn als Deckung vor den Attacken des Silbermantels zu nutzen.
    Der erblindete Zwerg schäumte vor Wut. Überraschenderweise blieb er so gefährlich, als habe die Streitkeule ihm das Augenlicht ersetzt – sein Geist verfügte wohl noch über andere Waffen. Mit einem gezielten Streich zum Kopf des Tempelwächters unterstrich er seine Wehrhaftigkeit.
    Taramis wich aus, beschrieb mit kurzen Schritten einen Halbkreis und griff den Wüterich abermals an.
    Der reagierte mit geradezu unheimlicher Präzision. Sein Prügel sauste auf die Knie des Angreifers zu.
    Mit einem Hechtsprung setzte Taramis darüber hinweg. Während unter ihm die Eisenstacheln vorbeirauschten, schlug er nach dem zornigen Gnom. Der Streich galt dem Hals des Piraten, ganz leicht nur ritzte der Stab die ungeschützte Haut.
    Der Geblendete lachte rau. »Mehr hast du nicht zu …?« Er verstummte und begann zu husten. Die kurze Berührung mit Ez hatte ausgereicht, um die boshafte Gier oder was immer ihn zum Überfall auf Jâr’en getrieben hatte, zu entzünden. Röchelnd sank er auf die Knie.
    Unterdessen parierte Taramis mit dem Schild einen weiteren Axthieb des Anführers. Der weißzöpfige Zwerg hatte offenbar aus den Fehlern seiner Leibgarde gelernt und zog sich zurück, ehe ihn die gegnerische Waffe treffen konnte. Unwirsch knurrte er: »Ihr seid früher zurückgekommen als erwartet, Taramis.«
    Der setzte ihm nach. »Woher kennt Ihr meinen Namen?«
    »Euer Ruf eilt Euch voraus, junger Tempelwächter.«
    Taramis stach blitzschnell zu.
    Der Silbermantel wehrte den Stoß mit der Axt ab.
    »Wer seid Ihr, kleiner Mann?«
    »Wollt Ihr mich kränken, Zeridianer?«
    Ein zweites Mal zuckte Ez vor. Diesmal war es nur eine Finte, um den Gegner in eine günstigere Position zu zwingen. »Weiß Euer König, welches Sakrileg Ihr hier begeht?«
    »Ha!«, lachte der Silbermantel. »Das will ich wohl meinen.«
    Abermals stieß Taramis zu. Diesmal traf er die

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