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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Tod davon abhingen. Nun, wie Ihr seht, trage ich das Hemd wieder. Ich habe mich entschlossen, darin heute Eure …« Er räusperte sich. »Eurer großzügigen Gabe die Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die ihr gebührt.«
    »Die Güte Eurer Majestät beschämt mich«, knurrte Taramis. Er hoffte, sein zorniger Ton werde von Og als Folge der geschwollenen Zunge gedeutet.
    »Nun, ich will nicht drängen, nur werde ich mich in wenigen Augenblicken dem Volk zeigen müssen. Worum also geht es bei dem Geheimnis?«
    »Das Hemd der Unverwundbarkeit hat eine Schwäche. Es könnte versagen, sollte Euch jemand Übles wollen. Falls etwa Eure Braut während des Rituals …«
    »Das wird kaum geschehen. Ich habe gerade verzichtet.«
    »Verzichtet? Worauf?«
    »Die heutige Gefährtin war eine Tempelhure. Ich habe sie Eglon … sagen wir, abgejagt . Jetzt forderte er sie zurück …«
    »Was!« , fiel Taramis dem Monarchen erregt ins Wort. Ihm versagte fast die Stimme. »Heißt das …« – Gaal!  – »Eglon verkörpert heute den Großen Fisch?«
    Og verzog das Gesicht zu einer gequälten Grimasse. »Dieser Priester kann sehr überzeugend sein. Manchmal hat er einfach die schlagenderen Argumente. Ein König muss auch einmal nachgeben können. Die Braut läuft mir nicht davon.«
    Benommen starrte Taramis vor sich hin. Seine Wut drohte ihn zu übermannen. Dieser verfettete Teufelsbraten hatte Shúria einem fischköpfigen Monstrum ausgeliefert. Hatte er dafür Gnade verdient?
    »Was wolltet Ihr mir nun über das Drachenhemd sagen?«, kam Og auf den Grund der Audienz zurück.
    Taramis blinzelte. »Es tut mir leid … tut mir leid, es Euch nicht früher gesagt zu haben. Ihr hattet es vorhin mit einem Mal so eilig. Da ist es mir …«
    »Schon gut«, unterbrach ihn Og erneut. »Keine ausschweifenden Reden. Was muss ich beachten?«
    »Wie Ihr selbst gesehen habt, kann Leviat zwar Pfeile und alle möglichen Geschosse abperlen lassen wie warmen Sommerregen, in einer Beziehung ist jedoch Vorsicht geboten.« Schwungvoll brachte Taramis das Fischkopfschwert zum Vorschein und setzte es dem König an den Bauch.
    Og schreckte zurück, eine Bewegung, die in Anbetracht seines eingeengten Bewegungsspielraumes allerdings auf den Oberkörper – hauptsächlich auf das Doppelkinn – beschränkt blieb. »Woher habt Ihr diese Klinge?«
    »Euer Bruder hat sie mir geliehen …«
    »Was? Wer? Ich habe gar keinen Bruder.«
    »O doch, Majestät. Er ist hässlich wie ein Feuerfisch und hatte eine Verschwörung gegen Euch im Sinn.«
    »Das sieht ihm ähnlich …! Sagtet Ihr hatte? «
    »Ich konnte ihm die Sache ausreden. Trotzdem solltet Ihr wissen, wie Ihr Euch in Zukunft zu schützen habt.«
    Unbehaglich sah Og zu der Schwertspitze herab, die mitten auf seinem kuppelförmigen Bauch thronte. »Ich bin sehr in Zeitdruck. Was wolltet Ihr mir zeigen?«
    »Es geht ganz schnell, Majestät. Seht her! Wenn eine Klinge äußerst behutsam auf das Drachenhemd gesetzt wird und man dann ganz allmählich Druck darauf ausübt, öffnet sich das Gewebe und sie gleitet wie geschmiert hindurch.«
    Der König stieß einen erstickten Laut aus, als Taramis ihm mit der Linken den Mund zuhielt und Asors Schwert zur Demonstration des Gesagten in den Leib schob. Nachdem die Spitze erst einmal durch die Schuss- und Kettfäden hindurchgeschlüpft war, rutschte der Stahl zügig bis ans Heft in den fetten Bauch hinein.
    Og entleerte Darm und Blase.
    »Selbst im Tod noch seid Ihr ekelhaft«, sagte Taramis angewidert. »Nehmt es als Gaos Strafe für Eure gottlose Ruchlosigkeit. Und als Antwort des Mannes, dem Ihr die Frau und den Sohn stehlen wolltet.«
    Eine Weile kämpfte der durchbohrte Monarch noch gegen das Unvermeidliche an. Dann verdrehte er die Augen und sein Leib erschlaffte.
    Taramis weitete behutsam das Loch, streifte die Tunika über die Parierstange – die Elastizität des Gewebes überraschte ihn immer aufs Neue – und rammte Og das restliche Schwert in den Leib. Der Fischkopf am Ende des Knaufs versank in königlichem Fett.
    Dem Toten das unersetzliche Gewand auszuziehen erwies sich als der mühsamste Teil des Unternehmens. Zunächst kippte Taramis den Sessel um. Die schwer zu handhabenden Fleischmassen mussten ein paar Mal hin- und hergewälzt werden, ehe Leviat endlich wieder in seinen Händen lag. Angeekelt warf er noch einen Blick auf die nackte Leiche.
    Rasch ging er zu einem der Kerzenständer und ließ das besudelte Drachenhemd in die mit Wasser

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