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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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die noch im Niedergang feststeckten, machten kehrt und schrien den Nachfolgenden zu, sie sollten sich vor Dagons Todesboten retten. »Gaos Zorn kommt über uns«, brüllten andere, ließen ihre Waffen fallen und flohen zum entgegengesetzten Ende der Kolonnaden. Einige ganz Verzweifelte nahmen den kürzesten Weg, rannten zur Dachkante und stürzten sich in die Tiefe.
    Mit einem Mal war es sonderbar still auf dem Dach.
    »Allon!«, rief Taramis.
    Das Zweihorn kam mit seinem derangierten Reiter zurück.
    »Schnell nach unten«, drängte Taramis und deutete auf den Niedergang. »Wir müssen die Geheimtür im Ofen finden.«
    Er lief voran, da Veridas noch zögerte. Die steinernen Stufen waren verlassen. Taramis fürchtete, dass er ihnen nicht mehr als eine Atempause verschafft hatte. Hinter sich hörte er die leichten Schritte des Sehers.
    Eine atemberaubende Hitze schlug den beiden entgegen, kein Wunder, wenn von oben die Sonne und von unten die Opferöfen heizten. Sie gelangten in ein Dachgeschoss, das auf den Säulenkapitellen ruhte und aus einer Reihe kleiner, quadratischer Löcher mit Frischluft und Licht versorgt wurde. Hier lagerten Reisigballen, Holzscheite und andere Arten von Brennmaterial. In regelmäßigen Abständen ragten die Öfendächer pyramidenförmig in den Hohlraum und setzten sich himmelwärts als Schornsteine fort.
    Taramis hetzte nach rechts zur letzten Feuerstätte der Kolonnade. Sein Blick fiel auf zwei Seiten des viereckigen Ofens. Schwarz und massiv waren sie, ohne eine Spur von irgendwelchen Türen. Sollte er versuchen, die Wände einzureißen? Nein. Die Trümmer könnten seine Lieben erschlagen – sofern sie noch lebten.
    Er eilte weiter, um das Ofendach zu umrunden, und entdeckte in der Schräge eine Eisentür. Sie war mit Kette und Vorhängeschloss gesichert. Kurzerhand hieb er mit dem Schwert darauf ein, was außer ein paar Funken allerdings wenig Wirkung zeigte. Wütend richtete er seinen Willen auf die eisernen Glieder. Der Seher bog gerade hinter ihm um die Ecke, als sie zersprangen. Taramis riss die Tür auf und ließ sie nach unten scheppern.
    »Eine doppelte Wand«, staunte Veridas.
    Tatsächlich war der Ofen doppellagig gebaut, innen bestand er aus Schamottsteinen und außen aus Basalt. Der Zwischenraum war immerhin fünf oder sechs Fuß breit. Eine eiserne Leiter führte in die dunkle Tiefe.
    »Schnell, lass uns runtersteigen«, drängte Taramis und ließ seinen Feuerstab einfach ins Unergründliche fallen.
    Wieder kletterte er als Erster voran. Ihm schien, als glühten die Holme, an denen er sich herabhangelte, und die heiße, stickige Luft zwischen den beiden Wänden vermochte er kaum zu atmen. Kann denn ein Mensch auf der anderen Seite überhaupt noch leben? Schweiß rann ihm über das Gesicht. Oder waren es Tränen? Er wollte den Kampf nicht aufgeben, nicht eher innehalten, bis er Shúria und Ari aus diesem Inferno herausgeholt hatte.
    Unten angekommen, vermochte er kaum die Hand vor den Augen zu sehen, und das auch nur, weil das Drachenfeuer noch nicht völlig erloschen war. Er hätte ein Licht mitnehmen sollen. Verzweifelt tastete er nach Hebeln, Rädern, irgendeinem Mechanismus, der die Geheimtür öffnen konnte. Wohin er auch griff, zeigte ihm seine schwache Aura nur kahle Wände. »Da ist nichts«, jammerte er. »Ich finde einfach nichts.«
    Endlich erreichte Veridas das Ende der Leiter. »Tritt zur Seite, Taramis.«
    »Warum?«, fauchte der den Seher an. »Du kannst im Dunkeln auch nicht besser sehen als ich, alter Mann.«
    »Hast du wirklich vergessen, dass ich ein Versetzer bin?«, erwiderte dessen traurige Stimme aus dem Dunkel.
    In seiner unbändigen Angst um Frau und Kind hatte Taramis tatsächlich nicht mehr daran gedacht. Jetzt fiel es ihm wieder ein. Der Sternensplitter!
    Dank der Drachenaura und weil zudem durch die Luke oben ein wenig Licht herabfiel, konnte er sehen, wie Veridas seine Hände an die Wand legte und einen Augenblick lang daran entlangwandern ließ. Offenbar suchte er die richtige Stelle zum Einsatz seiner Geistesgabe.
    Taramis wippte vor Ungeduld mit den Knien.
    Der Schemen des Alten kam endlich zur Ruhe. Ein tiefes Einatmen war zu hören.
    Anfangs bemerkte Taramis nur ein schwaches Wabern in der Wand. Schneller, Veridas!, hätte er am liebsten gerufen. Bald kreisten dunkelgraue und schwarze Schlieren umeinander, flossen dann ineinander und schoben sich hiernach übereinander. Hat das damals auch so lange gedauert? Ein ungefähr sieben Fuß hoher,

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