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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Stadtgarde, königliche Leibwache, anscheinend jeder, der unter Waffen steht.«
    »Möglicherweise ahnt Gaal, wer hinter dem Aufstand der Tiere steckt. Ich vermute, der Tempel ist seine letzte Bastion.«
    »Von uns kennt ihn vielleicht keiner so gut wie ich«, meldete sich Veridas zu Wort. »Mir scheint, der Hauptzweck für den ganzen Aufmarsch ist ein anderer.«
    »Und welcher?«, fragte Taramis.
    »Bedenke, was er alles getan hat, um seinen gefährlichsten Gegner in die Knie zu zwingen: nämlich dich. Sogar deine Frau wollte er begatten wie einst Lebesi. Er will dich vernichten , Taramis. Und zu diesem perfiden Plan gehört Shúrias Tod.«
    Er senkte den Kopf und schloss die Augen. Der grausamen Wahrheit ins Gesicht zu blicken, war kaum zu ertragen. Der Seher hatte recht. Taramis atmete tief durch und funkelte Veridas entschlossen an. »Ich kann mir denken, dass du seit dem Sturz von der Drachenkröte Angst vor dem Fliegen hast, alter Freund. Würdest du es für meine Familie und mich trotzdem noch einmal tun?«
    Allon schnaufte wie ein Schlachtross. Seine Schwingen waren nicht für längere Flüge ausgelegt. Zwei Reiter durch die Luft zu tragen, nachdem er sich gerade mit Ischáh und Keter abgeplackt hatte, verlangte ihm die letzten Kräfte ab.
    In Peor gehörten berittene, fliegende Ippos offenbar nicht zum alltäglichen Himmelsbild, denn in den Straßen und mehr noch auf dem Tempelvorplatz deuteten zahlreiche Menschen aufgeregt zum Zweihorn hinauf. Unangenehmerweise hatten auch etliche Mitglieder der bewaffneten Garden den Reiter bemerkt und die Nachricht von einem bevorstehenden Luftangriff offensichtlich ihren Kommandanten gemeldet: Bogenschützen stellten sich auf und schossen bereits die ersten Pfeile.
    Taramis flog eine Schleife. Er wollte weder Veridas und sich noch seinen geflügelten Gefährten einem unnötigen Risiko aussetzen. Sie rauschten über einige noble Stadthäuser hinweg, von denen keine unmittelbare Gefahr auszugehen schien, und hielten dann erneut auf das Tempelareal zu. Zumindest war er durch das Manöver nun im Bilde. In seiner ganzen militärischen Laufbahn hatte er niemals eine so bizarre Situation erlebt.
    Der Vorplatz des Tempels befand sich im Belagerungszustand. Die vereinigten Truppen des Dagontempels und der Krone hatten das Areal vollständig umstellt. Ihr Gegner war das Getier der Stadt. Es hatte seinerseits in bellenden, blökenden und gackernden Scharen die Verteidiger umzingelt. Durch die Straßen und Gassen im Umkreis strömten von überall weitere Rudel, Herden und Schwärme herbei.
    »Wo ist Shúria?«, rief Taramis. Er hielt Veridas, der vor ihm saß, mit dem linken Arm umfasst, in der Rechten umklammerte er den enthüllten Feuerstab. Sein Drachenhemd flatterte im Wind.
    »Unter dem letzten Schornstein der linken Kolonnade«, antwortete der Seher und zeigte auf die Stelle.
    Taramis keuchte. »Etwa der, aus dem der helle Rauch aufsteigt?«
    »Ja. Doch ich nehme den Sternensplitter deutlich wahr.«
    »Hoffentlich kommen wir nicht zu spät.«
    »Da ist noch etwas, Taramis.«
    »Sag schon, schnell!«
    »Die Opferöfen haben geheime Türen. Keine Ahnung, an welcher Seite oder wie man sie öffnet. Ein Dagonpriester, dessen Brut ich ein Jahr lang gebändigt habe, erzählte mir davon. Er meinte, nicht jeder, der in den Ofen wandere, müsse auch durchs Feuer gehen.«
    »Was für einen Sinn sollte das haben?«
    »Wenn ich das wüsste! Bestimmt ist es kein Mitleid mit den Opfern. Vielleicht eher eine Methode, um jemanden unauffällig verschwinden zu lassen.«
    »Na schön. Ich hoffe, wir finden diese Tür. Jetzt halt dich fest. Nachdem wir gelandet und abgestiegen sind, bleibst du hinter mir. Es dürfte ungemütlich werden.« Taramis deutete auf die Tempelwächter, welche auf dem Flachdach der Kolonnaden gerade zur Verstärkung der Scharfschützen erschienen, die dort bereits postiert waren.
    Er befahl Allon, auf dem sanft geschwungenen Bau niederzugehen und einige der auflaufenden Männer aus dem Weg zu räumen. Danach könnte er wieder abheben, zu Ischáh zurückkehren und sie so schnell wie möglich herbeiholen.
    In einem flachen Winkel senkte sich der geflügelte Schatten auf das Dach, das Schweben ging nahtlos ins Galoppieren über. Kies spritzte unter seinen Tatzen empor. Rauchende Schornsteine fauchten vorbei. Taramis ritt im Zickzack zwischen ihnen hindurch, was den Scharfschützen das Zielen erschwerte. Er zog sein Schwert, in der Rechten hielt er weiterhin den

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