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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Gefährten stellen zu können.
    Unbehelligt erreichten sie das Ende der Treppe. Jetzt konnte er den Altarraum überblicken. Das unwirkliche Licht aus den schlanken Rundbogenfenstern erhellte ihn mehr schlecht als recht. Den überraschend schlichten Basaltblock zu Häupten des Fischgottes umstanden vier konische Feuertöpfe, in denen nichts brannte, und auch die zahlreichen Kerzenständer warteten auf die belebende Flamme. Unter der ersten Galerie lag eine Arkade. Weil die Fenster nicht bis in diese Tiefe reichten, konnte man in dem zur Mitte hin offenen Bogengang kaum etwas sehen.
    »Bleibt dicht bei mir«, flüsterte Taramis seinen Gefährten zu und machte sich an die Durchquerung des Altarraumes.
    Als sie gerade den geschuppten Bauch des Großen Fisches erreicht hatten, ertönte über ihnen eine näselnde Stimme.
    »Warum so eilig, Taramis?«
    Aus den Schatten der Arkaden und des ersten Rangs traten schwarz gewandete Tempelkrieger hervor, jeweils ein Bogenschütze und ein Speerträger im Wechsel.
    Er fuhr herum, riss den Stab hoch und suchte in der Galerie auf der Seite des Vorplatzes den Mann, der ihm in den letzten Wochen Blut, Schweiß und Tränen beschert hatte. Auf der dritten Etage entdeckte er ihn dann.
    Eglon stand leicht vorgebeugt, die Hände auf die Balustrade gestützt. Für die Beobachter unten war er nur ein kahlköpfiger Schattenriss, weil ihn ein Fenster, das einen Krieger auf einem Schlachtross darstellte, in farbigem Glanz umstrahlte. Seine Stimme klang selbstgefällig.
    »Hübsche Aura hat dir der Drache da verpasst – und du weißt trotzdem nichts damit anzufangen. Ich bin ein wenig enttäuscht, wie berechenbar du bist. Nun sehen wir uns also endlich wieder, nach so langer Zeit.«
    »Danach habt Ihr Euch doch gewiss schon verzehrt, nicht wahr, Gaal«, entgegnete Taramis und lief trotzig ein paar Schritte auf die Verkörperung seiner Albträume zu.
    Der falsche Oberpriester ließ ein schnalzendes Geräusch vernehmen. »Du denkst, mich vor meinen Söhnen demaskieren zu können? Dazu hättest du dir einen besseren Ort aussuchen sollen, Hüter von Jâr’en.« Seine Hand beschrieb eine gebieterische Geste.
    Ringsum verwandelten sich die Schwarzröcke in Feuermenschen.
    Shúria stieß einen erstickten Laut aus und legte ihre Arme rasch um Ari. Siath und Veridas nahmen sie in die Mitte.
    Die Antische erschienen Taramis merkwürdig blass, fast so, als seien es Brüder Bochims. Söhne? Hatte er das ernst gemeint? Waren sie etwa alle Kinder von …? Ihn schwindelte angesichts dessen, was er gerade befürchten musste. »Wie viele Tempelhuren habt Ihr in den letzten Jahren begattet?«, wagte er einen Schuss ins Blaue.
    »Bei Weitem zu wenige für eine Armee, die ohne Neschamah auskommt«, antwortete der maskierte Gaal. »Es genügt gerade, um hier die Fäden in der Hand zu halten.« Seine Offenheit war beunruhigend. Sie konnte nur bedeuten, dass die Menschen im Altarraum für ihn schon so gut wie tot waren.
    »Ich bin es, den Ihr hasst«, versuchte Taramis trotzdem den Verhandlungsweg einzuschlagen – oder wenigstens ein bisschen Zeit herauszuschinden. »Ihr tragt mir Eure Niederlage auf Jâr’en immer noch nach, habe ich recht?«
    »Bei meinem Erzfeind dürfte das wohl eine lässliche Sünde sein«, gab Gaal zu. »Wer kann es mir verdenken, wenn ich dem Mann gegenüber, der mich getötet hat, keine freundschaftlichen Gefühle hege? Nun, die Scharte von damals ist jedenfalls ausgewetzt. Jâr’en gehört wieder mir. Sogar die erste Eroberung der Heiligen Insel hat sich für mich – trotz aller Eigenmächtigkeiten meiner Verbündeten und deines Eingreifens – am Ende als lohnend erwiesen. Dieser alte Hausdiener des Hohepriesters … Wie hieß er noch?«
    »Melaton«, sagte Taramis voll Bitternis.
    »Ja, richtig! Er drohte, du würdest es mir heimzahlen. Dein Vater aus dem Sternenhaus habe dir eine Macht verliehen, gegen die ich nichts ausrichten könne. Es hat viele Jahre gedauert, bis ich das Rätsel dieser Worte lösen konnte. Melaton kannte deine Mutter schon, bevor sie Olam geheiratet hat. Er wusste, dass du der Sohn des Äonenschläfers bist. Lange Rede, kurzer Sinn: Jetzt hast ausgerechnet du mir den Reif der Erkenntnis besorgt. Jammerschade, dass ich einen so befähigten Mann töten muss.« Der falsche Eglon bedeutete seiner Gefolgschaft mit herrischer Geste, die Angelegenheit Erzfeind ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen.
    Sofort ließen die Schützen ihre Bogensehnen los. Die Anweisung

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