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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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gedreht, bevor ihn das Geschoss an der Stirn treffen konnte. So schepperte es nur gegen seinen Helm. Als er die drei Mitstreiter um sich herum bewusstlos zu Boden sinken sah, brüllte er wie ein wütender Bär.
    Taramis sprang hinter dem Baum hervor.
    In seinem Zorn vergaß der Dicke ganz, um Hilfe zu rufen. Er klang nun eher wie ein betrunkener Seemann, der aus irgendeinem Grund in Rage geraten war. Als er den Angreifer gewahrte, schwang er seine Streitkeule in die Höhe. Ehe er zum ersten Schlag kam, hatte ihn Taramis erreicht. Ez zuckte wie ein schwarzer Blitz auf den Gegner zu und traf diesen mit dem stumpfen Ende an der Stirn. Olb verdrehte die Augen und brach zusammen.
    Während Ischáhs Männer den Uferdamm besetzten, eilte Taramis mit zwei Sprüngen zum Rand der Mole und blickte zum Donnerkeil hinab. Wie erwartet tummelten sich auch dort mehrere Räuber. Vier schwangen sich gerade durch eine Luke aus der geräumigen Kristallkuppel, die sich wie ein funkelnder Keil über Narimoths Rücken erstreckte, vorn niedrig und hinten so hoch, dass ein Pferd darunter Platz finden konnte. Weitere drei Bewacher zögerten noch. Oder hatten sie Befehl, die Kiemenkapsel nicht zu verlassen?
    Von seiner Kette befreit, bäumte sich das Tier jäh auf. Taramis bestaunte seine majestätische Größe: den rhombenförmigen, flachen, oben steingrauen Körper, den seewärts gerichteten, peitschenförmigen Schwanz mit dem Giftstachel am Ende, die beiden Kopfflossen, die es jetzt wie Hörner zusammenrollte und ihm drohend entgegenreckte. Und darunter das zahnbewehrte Maul – Narimoth war ein Furcht einflößendes Geschöpf.
    Die Schurken bemerkten wohl nun erst, dass ihr Gefangener nicht mehr angekettet war. Fast gleichzeitig warf es sie von den Beinen. Schreiend rutschten sie über den von Wasser überspülten Rücken. Ein Mann landete gleich im See, die beiden anderen klammerten sich an Wollballen fest, die beiderseits der Kiemenkapsel an besonderen Geschirren festgezurrt waren.
    Narimoth platschte in den See zurück und tauchte unter – so wie es ihm seine Herrin befohlen hatte.
    Taramis wartete. Aus den trüben Fluten stiegen Blasen auf. Neben ihm erschien Keter.
    »Sind die Ratten noch nicht aufgetaucht?«, erkundigte sich der Steuermann.
    »Drei haben sich im Gewächshaus verschanzt.«
    »Du meinst die Kiemenkapsel? Darin könnten sie tagelang überleben. Vom Seetor rückt gerade ein Trupp an. Schätze, es sind zwei Dutzend Soldaten. Wir sind wohl doch zu laut …«
    Plötzlich fuhr der Peitschenschwanz des Donnerkeils senkrecht aus dem Wasser. An seinem Ende hing ein lebloser Räuber, der Giftstachel ragte ihm aus der Brust. Tausende Tröpfchen regneten von der durchbohrten Leiche herab. Im nächsten Augenblick klatschte der Tote auf den See und versank in der Tiefe.
    »Narimoth rächt sich an seinen Schindern«, sagte Keter tonlos.
    Wie zur Bestätigung trieb ein Bein an die Oberfläche.
    Die Männer wechselten einen Blick. »Das hatte ich mir eigentlich anders vorgestellt«, brummte Taramis.
    Der Seemann zuckte die Achseln. »Der Donnerkeil ist eben ein Raubtier. Er handelt nur nach seiner Natur.«
    Ein grauenhafter Schrei aus Richtung der Stadt ließ beide die Köpfe herumwerfen. Auf dem Uferdamm sank gerade ein Mann zusammen. Dahinter stand Kulkan. Er reckte Taramis wie zum Hohn sein blutiges Kurzschwert entgegen.
    »Hat er Bohan niedergestreckt?«, stieß Keter ungläubig hervor.
    »Nein, es ist einer von deinen Kameraden«, antwortete Taramis in bitterem Ton. Seine Augen kamen mit dem Zwielicht der Wachfeuer offenbar besser zurecht als die des Steuermanns. »Allerdings frage ich mich, wo der Donnerreiter steckt.«
    Kulkan drehte sich zur Stadt um, lief auf die anrückende Hafenwache zu und schrie wie von Sinnen: »Hilfe, Hilfe! Räuber wollen meinen Schwaller kapern.«
    Unter den Bäumen zischte etwas hervor, direkt auf ihn zu. Er zuckte zusammen, stolperte und verschwand taumelnd in den Schatten jenseits des Uferdamms.
    Die Ganesin trat mit Allon aus der Deckung. Gerade legte sie einen neuen Pfeil auf die Sehne und schickte sich an, das Ippo zu besteigen. Sie wollte dem Hageren wohl folgen.
    »Warte!«, rief Taramis und lief zu ihr hinüber.
    Sie schüttelte trotzig den Kopf. »Er hat Almin umgebracht. Dafür wird er büßen.«
    »Nein, Ischáh! Ruf Narimoth. Er muss auftauchen, ehe uns die Männer der Hafenwache erreichen. Ich kümmere mich um Almin.«
    Zornig stapfte sie zum Rand der Mole. Der Hengst folgte ihr wie ein

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