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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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jetzt schon am Hafenbecken festgekettet und kann sich so gut wie nicht bewegen.«
    »Was, wenn es mir gelänge, ihn loszuketten?«
    »Dann könnte ich ihn zu mir rufen. Ein einziger Gedanke von mir genügt und Narimoth trägt uns bis ins Kirrieland. Da gibt es nur noch ein anderes kleines Problem. Die Mörder meines Mannes bewachen ihn.«
    »Dabei wird es sich ja kaum um eine ganze Armee handeln«, bemerkte Bohan.
    »Es sind genug Kerle, um eine gute Bogenschützin und ihre Mannschaft zurückzuschlagen. Ich habe alles ausgekundschaftet. Mindestens vier von ihnen lungern ständig an der Liegestelle herum. Weitere halten sich in der Kiemenkapsel auf, die wir während der Reisen benutzen.«
    »Ihr habt recht, Ischáh, das ist ein kleines Problem«, sprach Taramis aus, was wohl auch der Donnerreiter dachte. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen.

7. Das Enterkommando
    D ie milde Nachtluft war mit dem strengen Geruch der Tiere geschwängert. Von irgendwo hallte ein Blöken durch die Nacht. Penibel nach Art getrennt dümpelten Drachenkröten, Äthersalamander, Perlboote, Mamoghs und andere Kreaturen im windgekräuselten Wasser. Rings um den See herum brannten Wachfeuer. Sie sollten lichtscheues Gesindel fernhalten. Aus Rücksicht auf die hier ruhenden Schwaller nahm man es damit aber nicht allzu ernst. Es gab genug Schatten, in denen sich Taramis und seine Begleiter verbergen konnten.
    Er ritt auf seinem Ippo unter den Bäumen jenseits des Uferdamms entlang. Allons Tatzen waren so leise wie die eines Tigers. Bohan, Ischáh und ihre Mannschaft folgten dem Rappen. Die Hafenwache in dem etwa eine Meile entfernten Seetor vermochte sie weder zu sehen noch zu hören. Bis die nächste Patrouille hier aufkreuzte, musste alles vorüber sein.
    Gerade schlich das Enterkommando an einem riesigen Ellipsoiden vorbei. Die auch als Pantoffelschwaller bekannten Amphibien zählten zu den größten Kreaturen Beriths. Manche Exemplare wurden einhundert Fuß lang. Sie konnten gewaltige Lasten transportieren, bewegten sich im Vergleich zu anderen Tieren aber geradezu gemächlich durchs Meer. Ihr Flossensaum, ein um den ganzen Körper verlaufendes, sich wellenartig bewegendes Band, ließ sie im Äther eher gleiten als schwallen.
    Hinter dem Riesen tauchte endlich Ischáhs Geflügelte Streitaxt auf. Narimoth wirkte neben dem Ellipsoiden geradezu klein, was jedoch täuschte. Obwohl es sich um ein Jungtier handelte, maß seine Flossenspannweite immerhin bereits sechzig Fuß. In naher Zukunft würde man kaum einen zweiten Donnerkeil von seiner Größe finden. Laut Ischáh hatte König Jarmuth das Tier von ihrem Mann zurückkaufen wollen. Aber Zoldan lehnte ab.
    Wie von der Ganesin angekündigt, drückten sich vier Gestalten auf dem Uferdamm herum. Sie sahen nicht weniger wild aus als die Mordbuben im Hinterhof des Goldenen Salamanders . Drei waren mit Schwertern bewaffnet, zwei trugen lange Kettenhemden, ein Dicker mit Helm und Harnisch saß auf einem niedrigen Steinpfosten und stützte sich auf eine stachelbewehrte Streitkeule. Wie viele Männer sich auf dem Rücken des Donnerkeils befanden, konnte Taramis im schwachen Flackern der Wachfeuer nicht erkennen.
    Er drehte sich zu seiner kleinen Schar um. Keter, Almin, Reibun, Nadis, Avid und Kletis lauteten die Namen der sechs Seeleute, die bis vor einem Monat bei Zoldan in Lohn und Brot gestanden hatten. Sie waren froh, endlich wieder gebraucht zu werden. Die Witwe des Wollmauszüchters hatte sie im Laufe des Nachmittags in der Stadt ausfindig gemacht und auf das nicht ganz ungefährliche Unternehmen eingeschworen. Es handelte sich ausnahmslos um hartgesottene Kerle im Alter zwischen dreißig und vierzig Jahren. Jeder stammte von einer anderen Insel – und so unterschiedlich wie ihre Herkunft war auch ihr Aussehen. Es gab Dunkel- und Hellhäutige, Sehnige und solche, die vor Kraft strotzten, mehr oder weniger Gesprächige, Temperamentvolle und die Ruhigen.
    Zu den eher abgeklärten Naturen gehörte Keter. Ischáhs Steuermann war ein hellblonder Ganese von gedrungener Statur mit Hakennase, wasserblauen Augen, einem enormen Brustkorb und kräftigen Oberarmen. Seine kantigen Gesichtszüge sahen wie mit dem Beil geschlagen aus, was die raspelkurzen Haare noch zusätzlich betonten. Obwohl er einen halben Kopf kürzer als Taramis war, hatte er doch deutlich größere Hände. Was Keter mit seinen Pranken festhalte, hatte Ischáh gesagt, könne ihm selbst der heftigste Äthersturm nicht entreißen.
    Von

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