Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer
Feuerstab?«
»Das habe ich überhört.«
»Oder ein Mittel, das Og ewige Jugend verleiht?«
»Ein unsterbliches Scheusal? Das fehlte gerade noch!«
Der Donnerreiter schüttelte den Kopf. »Dann fällt mir nichts mehr ein. Das Problem mit Königen ist, dass sie schon fast alles haben.«
Taramis stöhnte. »Ich wüsste ja nicht mal, wo ich mit der Suche nach dem Hemd anfangen sollte. Das Höhlenlabyrinth der Kirries ist riesig.«
»Leviat ist wertvoller als Gold und Edelsteine. Ich wette, wir finden es in Jarmuths Palast?«
»Na prächtig! Womöglich trägt es dieser Zwerg, der mich unbedingt umbringen will, auch noch auf dem Leib.«
Ischáh ging zum Tisch und knallte ihre Essigflasche auf die Platte.
Die Männer sahen sie verwundert an.
»Hat mir einer von Euch eigentlich zugehört?« Die Ganesin funkelte die beiden wütend an.
Taramis und Bohan wechselten ratlose Blicke.
Sie schnaubte. »Mannsbilder sind doch alle gleich! Sie denken, Frauen haben nichts im Kopf, weil ihr Grips mit den Haaren rauswächst.«
»Was wollt Ihr uns sagen, Ischáh?«, erkundigte sich Taramis so friedfertig wie möglich.
»Mein Mann und ich haben durch Verschwiegenheit und Verlässlichkeit das Vertrauen von Jarmuth gewonnen. Ich bin überzeugt, ich könnte mich bei ihm für Euch verwenden.«
»Dann habt Ihr vorhin von Eurem eigenen Donnerkeil gesprochen?«, schlussfolgerte Bohan.
Sie nickte. »Narimoth findet den Weg nach Malon im Schlaf. Er sollte uns vor einem Monat mit einer Ladung Mauswolle dorthin bringen. In der Nacht vor der Abreise sind wir überfallen worden. Unsere sechsköpfige Mannschaft war noch auf Landgang. Diese Schinder schossen meinem Narimoth eine Harpune in die Kopfflosse, sodass er nicht fliehen konnte. Zoldan stieß mich ins Wasser, um mein Leben zu retten. Er selbst bekam ein Schwert in den Leib. Später haben die Mörder seine Leiche im See versenkt.«
»Warum ist die Hafenwache nicht eingeschritten?«, empörte sich Taramis.
»Ich habe ja versucht, sie zu alarmieren. Der Kommandant glaubte mir nicht. Vielleicht, weil ich eine Frau bin. Ich nehme aber eher an, die Schurken haben ihn bestochen. Er unterstellte mir, ich hätte Zoldan umgebracht. Könnt Ihr Euch das vorstellen? Da bin ich geflohen. Der Wirt vom Goldenen Salamander ist ein Freund von uns. Er hat mir Arbeit und eine Kammer angeboten.«
»Habt Ihr uns etwa hergebracht, damit Euch durch Bohan und mir Gerechtigkeit widerfährt?«
Ischáh zögerte. »Ich will Euch nicht anlügen.«
»Ich nehme das mal als ein Ja. Bitte sagt mir jetzt nicht, die Dusche mit den Küchenabfällen gehörte auch schon zu dem Plan.«
Sie wich seinem forschenden Blick aus und antwortete leise: »Der Wirt hat mir von Euch erzählt. Euer schwarzer Schopf, die Statur und der Stab – ich wusste sofort, wer Ihr seid. Alles andere hat sich dann … so ergeben.«
Bohan lachte. »Also diese Sache mit den Haaren der Frauen und ihrem Verstand trifft auf Euch jedenfalls nicht zu.«
»Nach allem, was man ihr angetan hat, kann ich es ihr nicht einmal verdenken«, sprang Taramis ihr bei. Er schüttelte den Kopf. Wenigstens scheint sie jetzt die Wahrheit zu sagen. Er räusperte sich. »Euer Narimoth – Donnerkeile sind doch auf ihre Reiter geprägt, nicht wahr?«
Sie lächelte grimmig. »Deshalb ist er ja immer noch hier. Die Mörder meines Mannes wollten ihn bändigen. Sie haben es in vier Wochen nicht geschafft – und es wird ihnen auch niemals gelingen. Selbst auf meinen Steuermann Keter hört er nur, wenn ich ihn vorher darauf einstimme.«
»Gewöhnlich schlagen Diebe zu und verschwinden dann schnell wieder. Wie kommt es, dass diese so hartnäckig sind?«
»Wenn ich das wüsste! Die auf Narimoths Rücken verzurrte Mauswolle ist zwar ein Vermögen wert, ließe sich aber leicht entladen. Ich fürchte, mein Donnerkeil ist der eigentliche Grund für den Überfall. Wie gesagt, er findet das Herzland der Kirries im Schlaf.«
Bohan nickte. »Das wäre allerdings eine Erklärung. Die Geschichten von den sagenhaften Schätzen, die in den Höhlen der Piraten liegen sollen, erregen immer wieder die Gier von Glücksrittern.«
»Könnt Ihr Narimoth nicht einfach zu Euch rufen?«, fragte Taramis
»Nein. Diese Schinder haben ihm die Harpune samt einer Kette durch die Wunde gezogen. Inzwischen dürfte die Verletzung zwar beinahe verheilt sein, doch die Kopfflossen der Donnerkeile sind sehr empfindlich. Der Fremdkörper bereitet ihm unentwegt Schmerzen. Seit vier Wochen ist er
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