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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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durch die Luft.
    Bohan traf ihn mit dem Langschwert, die Waffe klapperte aufs Pflaster. Sogleich folgten weitere Wurfgeschosse. Mit erstaunlicher Geschicklichkeit wehrte er auch diese ab. So konnten die drei verbliebenen Seeleute unbeschadet auf Narimoths Rücken wechseln. Nun stand der Donnerreiter den Soldaten allein gegenüber.
    »Brauchst du eine Extraeinladung?«, rief Taramis von oben. Er kniete am äußersten Rand der rechten Dreiecksflosse und streckte dem Komanaer die Hand entgegen.
    Bohan schob sein Schwert über den Kopf in die Scheide, die er auf dem Rücken trug. Ungeachtet der Speere, die auf ihn zuflogen, nahm er Anlauf.
    »Jetzt komm endlich!«, schrie Taramis. Unbewusst beschwor er die Zähe Zeit herauf, in der sich alles zu verlangsamen schien. Konnte Bohan das Tier überhaupt noch erreichen?
    Der Donnerreiter rannte los – ein Wurfspieß verfehlte ihn um Haaresbreite – und sprang von der Kante der Mole.
    Taramis ließ sich auf den Bauch fallen und machte sich lang. Er schafft es nicht! Bohan würde wie ein Albatros unter ihm vorbeisegeln. Er sah den Recken schon ins Wasser stürzen und biss die Zähne zusammen. Hatte er noch die Kraft …?
    Auf einmal schien der Donnerreiter von einer unsichtbaren Hand emporgehoben zu werden. Mit einem Schwung, der niemals aus seinen eigenen Beinen stammen konnte, flog er über Taramis hinweg und landete unsanft auf Narimoths Rücken.
    Sofort waren mehrere Männer bei ihm, hielten ihn fest, halfen ihm hoch, klopften ihm auf die Schultern und beglückwünschten ihn zu dem Grashüpfersprung .
    Unten auf der Mole tobten derweil die Soldaten, weil ihnen eine vermeintliche Räuberbande entwischt war. Jeder halbwegs erfahrene Seefahrer wusste, dass eine nächtliche Verfolgung keinen Sinn ergab. Der gestohlene Donnerkeil würde binnen Kurzem in den dunklen Tiefen des Weltenozeans verschwunden sein. Taramis achtete nicht auf die wütende Truppe, sondern spähte zu den Bäumen jenseits des Uferdamms.
    Von Kulkan fehlte jede Spur.

8. Dunkle Pfade
    E r saß auf einem Wollballen, die Beine baumelten herab, sein Blick schweifte in die Ferne. Ein einsamer Mann, wie es schien. In den vergangenen fünf Tagen hatte Taramis seine neuen Gefährten durchaus schätzen gelernt. Gleichwohl zog er das unendliche Himmelszelt der Enge, die in der Kapsel herrschte, vor. Zum Glück konnten seine Mitreisenden im Äther nicht mal eben Luft schnappen – so wie er. Sie hingen unter ihrer Kristallglocke an den Kiemen des Donnerkeils wie junge Wollmäuse an den Zitzen ihrer Mutter. Wer nicht lebensmüde war, wagte sich keinesfalls länger als für hundert Atemzüge hinaus. Spätestens dann käme die Müdigkeit, der Schlaf und der Tod. Deshalb ließ man ihn in Ruhe.
    Gedankenverloren starrte er in das dunkle Zentrum der Scherbenwelt. Irgendwo dort bildete sich gerade ein großer Klumpen, eine geheimnisvolle Macht versammelte um sich herum eine Traube aus Schollen und Trümmern. Bald würden auch Shúria und Ari in Komana stranden. Und was tat er? Er entfernte sich mit jedem Atemzug weiter von ihnen.
    Seit dem überstürzten Aufbruch grübelte er nun schon über die Bedeutung der jüngsten Ereignisse nach. Hatte er auf Barnea zu lange wie auf einer Insel der Glückseligen gelebt? War er blind gewesen, während die Spinne Dagonis erneut ihr Netz spann? Die Antischschuppe auf seinem Acker ließ in dieser Hinsicht nichts Gutes erahnen.
    Und dann dieser seltsame Ausruf des Erstaunens des dickbäuchigen Räubers auf der Mole von Adma: Beim großen Fisch! Hatte Olb damit auf Dagon angespielt, den bärtigen Götzen mit Fischleib? Das würde die Mörder von Zoldan wohl zu dagonisischen Mitverschwörern machen. Und Kulkan vermutlich ebenso. Hätte er sich sonst in die Ereignisse auf dem Uferdamm eingemischt? Andererseits hatte er auch ihn, Taramis, zu ermorden versucht. Offenbar gab es da etwas, das die beiden Leidtragenden dieser Intrige miteinander verband.
    Missmutig schüttelte Taramis den Kopf. Hatte er das Richtige getan, als er sich von Bohan überreden ließ, nach Malon zu reisen? Was, wenn König Jarmuth das Hemd der Unverwundbarkeit nicht herausrückte? Oder wenn sie alle in Karka starben?
    Wenigstens hatte Almin überlebt. Der von Kulkan niedergestochene Seemann war wirklich ein zäher kleiner Bursche. Zwar würde seine vollständige Wiederherstellung noch Wochen benötigen, doch dank Ischáhs kundiger Pflege ging es ihm schon viel besser. Wahre Wunder bewirkten bei ihm die Heilkräuter, die

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