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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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»Bringt ihn in meinen Palast.«
    Plötzlich fiel eine Frau vom Himmel. Diesen Anschein zumindest erweckte Ischáh, als sie sich aus dem Lüftungsschacht in die Kammer der sechs Wege fallen ließ. Sie landete unmittelbar neben Taramis und ging tief in die Hocke, um den Sturz abzufedern. Unwillkürlich beschwor er zu ihrem Schutz die Zähe Zeit herauf, weil er mit unkontrollierten Reaktionen rechnete. So kam es auch.
    Racost und Ullpox sprangen bellend auf die Ganesin zu.
    Er riss den Stab hoch, um die augenlosen Tiere abzuwehren.
    »Nicht!«, rief Ischáh, streckte ihnen die Handflächen entgegen und sprach in gebieterischem Ton ein Wort. Im Gegensatz zu Taramis schienen es die beiden Blindhunde zu verstehen. Ehrerbietig senkten sie die Köpfe und zogen sich winselnd an die Seite ihres Herrn zurück.
    Daraufhin verlor einer der Bogenschützen die Nerven. Für ihn kam die Bändigung der Wachhunde wahrscheinlich einer Entwaffnung des Königs gleich. Um die vermeintliche Bedrohung abzuwenden, schoss er einen Pfeil auf die Ganesin ab.
    Blitzartig ließ Taramis die Hand vorschnellen. Kurz bevor das Geschoss in Ischáhs Brust eindringen konnte, fing er es auf. »Das hättest du nicht tun sollen«, flüsterte er.
    »Dazu bin ich aber hergekommen«, antwortete sie so gleichmütig, als habe er nur ein Insekt verscheucht. Sie lächelte. »Trotzdem danke ich dir.«
    »Ischáh?«, wunderte sich der König. Sein Blick sprang zwischen den verschüchterten Hunden und der Ganesin hin und her.
    Sie wandte sich ihm zu und verbeugte sich anmutig. »Es ist mir eine Freude, Euch wiederzusehen, Majestät. Ich bringe Euch die bestellte Lieferung Mauswolle.«
    Nun war es an Jarmuth zu lachen. In freundlich-tadelndem Ton bewegte er den ausgestreckten Zeigefinger hin und her. »Bei aller Liebe, Dame Ischáh, aber versucht mir bitte keinen Bären aufzubinden. Oder habe ich Euch je durch die Hintertür gehen lassen? Dazu schätze ich Euch und Euren Gemahl viel zu sehr. Das ist doch Zoldan, der sich da über unseren Köpfen versteckt, nicht wahr?«
    Ein Schatten legte sich auf ihr Gesicht. »Nein, Majestät. Mein Mann wurde vor einem Monat ermordet.«
    Jarmuth wirkte ehrlich betroffen. »Das sind betrübliche Nachrichten. Seid meines Mitgefühls versichert.« Sein Blick wanderte nach oben. »Aber wer ist dann …?«
    Ehe er die Frage ganz stellen konnte, sprang der Donnerreiter mit erhobenen Händen aus dem Lüftungsschacht und rief: »Nicht schießen – und haltet die Hunde zurück!«
    »Bei Fuß und lasst die Waffen sinken!«, stieß der König hervor. Die vierbeinigen Zwillinge knurrten, und die Leibwache murrte unwillig. Ihr Herr sah abermals zur Decke. »Kommen da noch mehr?«
    »Das sind alle«, antwortete Ischáh. »Meine restlichen Männer warten oben bei Narimoth und der Ladung.«
    »Na, dann können wir ja endlich gehen.« Jarmuth wollte sich einem der Tunnel zuwenden, aber Taramis hielt ihn zurück.
    »Wir haben keine Zeit, Majestät.«
    Der König ballte die Fäuste, lief dunkel an und gab ein Rumoren von sich, das ziemlich bedrohlich klang. Einen Augenblick lang schien es so, als werde er gleich explodieren, doch einen tiefen Atemzug später zwang er sich zu einem Lächeln. »Ich habe mich bemüht, meine Einladung so höflich wie möglich zu formulieren, aber ich kann auch anders. Ihr befindet Euch hier in meinem Reich, Taramis Drachentöter, und Ihr versucht gerade mein Hemd Leviat zu stehlen.«
    »Aus dem Mund eines Piratenanführers klingt dieser Vorwurf etwas scheinheilig, findet Ihr nicht, Majestät?«, knirschte Taramis. Er musste immerfort an Shúria und Ari denken, die so dringend seine Hilfe brauchten.
    »Auch Piraten hängen an ihrem Besitz«, entgegnete Jarmuth mit einem diebischen Grinsen. »Andererseits habt Ihr uns von einem uralten Fluch befreit, was uns nach hiesigem Brauch zu Brüdern macht. Lasst mich Euch also Gastfreundschaft erweisen. Vielleicht könnt Ihr mich ja sogar überreden, Euer Ansinnen zu unterstützen, sofern Ihr mich in Eure Pläne einweiht. Warum erkühnt sich ein gottesfürchtiger Mann wie Ihr, unter Lebensgefahr nach Malon zurückzukehren, unseren Drachen zu erschlagen und mir Leviat zu stehlen? Ich habe ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren. Kommt mit nach Karka und erzählt uns Eure Geschichte.«
    »Und wenn ich mich weigere?«
    Jarmuth stieß ein bellendes Lachen aus, das Racost und Ullpox die Ohren spitzen ließ. »Wie denn? Indem Ihr mir den Kopf abschlagt, so wie meinem Vater? Ich

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