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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Weile schwiegen beide. Shúria spürte, dass er sie mit seinen letzten Worten nur hatte beruhigen wollen. »Was geht dir durch den Sinn, Taramis?«
    Er seufzte.
    »Wir sind jetzt verheiratet. Du darfst keine Geheimnisse vor mir haben.«
    »Ich sorge mich um dich und unsere ungeborenen Kinder. Wenn der Feind einmal Menschen getötet hat, die mir sehr nahe standen, dann könnte er es wieder tun. Und diesmal würde er damit vielleicht sogar Erfolg haben. Schon der Gedanke, dich, meinen Sohn oder meine Tochter zu verlieren, macht mich ganz krank. Lieber gehe ich mit dir irgendwohin, wo sie uns nicht finden können.«
    »Du bist ein verantwortungsbewusster Mann, Taramis, und dafür liebe ich dich. Da ist es doch ganz natürlich, dass du Not und Leid von deiner Familie fernhalten willst. Doch wir haben uns heute geschworen, in guten wie in schlechten Zeiten zueinander zu stehen. Darin hast du recht: Vor uns liegt nicht nur Licht, sondern auch Schatten. Wichtig ist, dass wir uns nie aufgeben, dass wir füreinander kämpfen.«
    Er drückte sie noch fester an sich. »Habe ich das nicht schon gemacht, bevor wir ein Paar wurden? Umso mehr werde ich es auch in Zukunft tun. Das ist ein heiliger Schwur, Shúria. Ich lasse dich und unsere Kinder nie im Stich.«
    Sie drückte ihre Lippen auf die seinen, lang und inniglich. Als sie sich wieder voneinander lösten, streichelte sie ihm über die Wange und gelobte: »Ich werde immer zu dir halten, mein Liebster, was auch geschieht.« Unvermittelt stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf beide Augen. »Und jetzt vergiss, was du da oben gesehen hast. Freuen wir uns einfach, wie prächtig die Sterne funkeln.«
    Taramis lächelte. »Ja. Fast so wundervoll wie meine Braut. Deine Schönheit überstrahlt das ganze Himmelszelt. Und wenn ich nur diese eine Nacht mit dir teilen dürfte, wäre ich schon der glücklichste Mann der Welt.«
    Sie merkte erst, dass keine Milch mehr aus dem Euter kam, als die Kuh unruhig auf der Stelle trat und unwillig muhte. Shúrias Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück. Sie griff zum Henkel des Holzeimers und erhob sich vom Melkschemel. Schuldbewusst blickte sie zu dem Kälbchen, das jetzt zehn Tage alt war, ein kleiner Bulle mit schneeweißem Fell. Nur auf der Nase hatte er einen schwarzen Fleck.
    »Wir müssen uns das Essen teilen, Obin«, erklärte sie dem neugierig glotzenden Kalb. »Ich habe auch ein hungriges Maul zu stopfen.«
    Die Kuh muhte abermals, so als wolle sie widersprechen.
    Shúria ließ den Protest nicht gelten und trug die karge Ausbeute ihrer Anstrengungen in die gegenüberliegende Ecke des Stalls, die sie für sich und Ari einigermaßen wohnlich eingerichtet hatte. Ihr Bett bestand aus Decken, die sie auf Stroh gelegt hatte. Weiterhin dienten ihr der dreibeinige Schemel und ein umgedrehter Waschzuber als Möbel. Ari benutzte einen kleinen Holzkübel als Hocker. Sie hatte nicht viel aus den Trümmern retten können, hauptsächlich die Waffen ihres Mannes, Ess- und Kochgeschirr, ein paar Werkzeuge, Heilkräuter und wenige Vorräte. Wenn nicht ein Wunder geschah, würden sie bald hungern müssen.
    Sie deckte den Eimer mit einem Brett ab und beschwerte es mit einem Stein, damit die Milch nicht verunreinigt wurde – gelegentlich entwischte Loki, dem einäugigen Kater, doch eine Maus. Danach lief sie in den Hof, um nach ihrem Sohn zu sehen.
    Reglos stand er an der Bruchkante, jenseits des eingefallenen Wohnhauses, und blickte aufs Meer hinaus. So hatte er in den letzten anderthalb Wochen viele Stunden verbracht, nachdenklicher, als es für einen Zehnjährigen gut war. Er halte Wache, hatte er ihr erklärt, damit niemand sie überfallen könne.
    Ganz unbegründet war seine Sorge nicht.
    Zum Glück hatten sich bisher weder Kirries noch andere Piraten blicken lassen. Allerdings auch niemand, der Shúria und Ari wohlgesonnen wäre. Unbeachtet trieben sie stetig durch den Weltenozean, wie von einem unsichtbaren Malstrom ins dunkle Zentrum von Berith gezogen.
    Shúria lief zu ihrem Sohn. Sie konnte sich denken, was seine Aufmerksamkeit fesselte. Schon vor zwei Tagen hatte sie das Geflimmer im Meer entdeckt und wusste nach wie vor nicht, ob sie es begrüßen oder fürchten sollte.
    »Na, Herr Steuermann. Sind wir noch auf Kurs?«, fragte sie so fröhlich, wie es ihr möglich war.
    Er zeigte auf die schillernden Punkte, die wie Aberhunderte von Sternen im Ozean funkelten. »Was sind das für Inseln, Mama?«
    Sie legte ihm die Hand auf

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