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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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nicht stimmte. »Kommen die Piraten, Mama?«
    »Vor uns liegt eine große Insel«, erklärte sie aufgeregt. »Wenn wir dort stranden, könnte es ungemütlich werden. Lass uns die Tiere und unsere Habseligkeiten ins Freie schaffen, nur für den Fall, dass hier alles einstürzt.«
    Ari war sofort hellwach. Seine größte Sorge galt dem Kalb Obin. Shúria führte die Kuh hinaus und er den kleinen Bullen. Danach schleppten sie das übrige Zeug nach draußen. Unterdessen kam die Insel Komana stetig näher. Bald schon sahen sie die Hauptstadt Peor mit dem quadratischen Palastbezirk.
    »Haben wir jetzt alles?«, fragte Shúria. Ihr Blick wanderte über den Haufen, der ihre ganze Habe darstellte.
    »Loki ist noch drin«, antwortete Ari.
    »Der Kater könnte sonst wo sein.«
    »Nein, Mama, er ist im Stall.«
    Die Bestimmtheit, mit der er das sagte, ließ Shúria erschaudern. Blitzte da gerade seine Gabe auf? Ist er ein Finder? »Das alte Einauge kann sich um sich selbst kümmern, kleiner Löwe.«
    »Er hat aber Angst und verkriecht sich im Dachgebälk über unserem Heubett.«
    Sie stöhnte. »Also schön. Du bleibst hier und ich hole ihn. Sollte irgendetwas Ungewöhnliches passieren, rufst du mich.«
    Shúria lief wieder in den Stall und ließ den Blick durch das Halbdunkel unter dem Spitzdach schweifen. »Miez, miez, miez, miez«, lockte sie den Kater.
    »Miau!«, antwortete es von oben. Der Junge hatte tatsächlich recht gehabt.
    Sie spähte zu dem Querbalken hinauf, auf dem das Tier kauerte, und klatschte in die Hände. »Raus, Loki!«
    » Miau!« Der Kater rührte sich nicht.
    »Hier kracht’s gleich ganz gewaltig. Mach dich vom Acker, alte Samtpfote, sonst gibt’s zum Abendessen Katzenhaschee.«
    Auch davon ließ er sich nicht beeindrucken, sondern miaute nur ein weiteres Mal.
    »Das Einauge will nicht runterkommen«, rief sie über die Schulter.
    »Bitte lass ihn nicht im Stich , Mama!«, antwortete Ari von draußen.
    Sie unterdrückte einen Fluch. Er war ein sensibler Junge. Wenn ihn der große Weltenschmerz quälte, dann litt sie mit. Sie wollte nicht in seine verweinten Augen blicken müssen, nur weil sie den alten Lausekater seinem Schicksal überlassen hatte.
    Wütend über die eigene Nachgiebigkeit stapfte sie auf eine Leiter zu, schleppte diese zu dem Balken und lehnte sie dagegen. Als Holz auf Holz traf, erbebte der Stall.
    Was war das? Kündigte sich etwa schon der bevorstehende Zusammenstoß der Schollen an? Sie musste sich beeilen.
    Rasch erklomm sie die Sprossen.
    Von oben sah ihr Loki aus seinem linken Auge neugierig zu.
    »Wehe, du rührst dich vom Fleck«, knurrte sie.
    Der Kater wartete, bis sie zu ihm emporgestiegen war. Als sie die Hände nach ihm ausstreckte, wich er vor ihnen zurück.
    »Ich kriech dir nicht hinterher«, drohte ihm Shúria. »Entweder, du lässt dich jetzt von mir heruntertragen, oder …«
    Ein schrilles Kreischen ließ sie zusammenfahren. Sie merkte, wie sie das Gleichgewicht verlor. Ihre Rechte suchte den Holm der Leiter, griff aber ins Leere. Dann fiel sie.
    Schrie.
    Und landete im Heu.
    Zu ihrer Überraschung kauerte Loki neben ihr. Er musste vor Schreck vom Balken gehüpft sein. Sie schnappte sich den Kater, klemmte ihn sich unter den Arm und rannte nach draußen. Vor dem Stalltor blieb sie wie versteinert stehen. Ein eisiger Schauer stürzte ihr über den Rücken.
    Hinter den Trümmern des Wohnhauses lugte der mit Hornplatten bewehrte Kopf einer riesigen Ätherschlange hervor. Mindestens ein Dutzend komanaische Soldaten mit spitz zulaufenden Helmen aus brüniertem Stahl liefen durch den Hof. Sie suchten offenbar nach den Bewohnern des Gehöfts. Ari hatten sie bereits eingefangen. Zwei Männer hielten ihn an den Armen fest. Er wehrte sich und schrie noch immer wie am Spieß. Shúria näherten sich gleich vier Krieger mit blanken Schwertklingen und drohend auf sie gerichteten Lanzen.
    Sie riss Malmath aus der Scheide und rief: »Lasst sofort den Jungen los.«
    Einige lachten.
    Sie stürzte sich auf den erstbesten Soldaten, der in ihre Nähe kam und sie mit dem Schwert attackierte. Er bekleidete wohl einen höheren Rang als die übrigen, da er einen verzierten Brustpanzer trug, auf dem sich das Relief eines Adlers befand. Sein Hieb gegen ihren Hals war eher halbherzig geführt – vermutlich traute er einer Frau keine nennenswerte Gegenwehr zu. Diese Überheblichkeit kostete ihn das Leben.
    Shúria duckte sich und stieß ihre Klinge zwischen die gepanzerten Streifen seines

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