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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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verratet Ihr doch kein Geheimnis«, erklärte Ischáh dem grimmigen Zwerg und wandte sich Taramis zu. »Die goldenen Zeiten der Kirries sind längst Vergangenheit. Der Niedergang dauert schon drei- oder vierhundert Jahre an. Dov hatte sich auf die Seite von Dagonis geschlagen, weil er sich davon eine Besserung erhoffte.«
    »Lass mich raten«, sagte Bohan. »Stattdessen ist alles nur noch schlimmer geworden.«
    »Heute reicht die Freibeuterei kaum, um unsere Familien zu ernähren«, knurrte Simli.
    Mit ihrer gewinnenden Art gelang es Ischáh, die Zunge des bärbeißigen Kommandanten zu lösen. Das Leben auf Malon sei hart, solange er denken könne, berichtete er. Schlimmer noch als Hunger und Entbehrungen erwies sich allerdings die immerwährende Bedrohung durch den Lurkon. Der doppelköpfige Lindwurm habe seit uralten Zeiten die großen Höhlenwege des Reiches unsicher gemacht. Man wusste nie, wann er wieder zuschlug. Manchmal riss er nur ein Höhlenschaf, nicht selten war er auf Menschenfleisch aus. »Eigentlich hat er alles gefressen, was ihm zwischen die Fänge geriet«, erklärte Simli. »Als er meinen Bruder holte, war ich noch ein Knabe. Da schwor ich mir, meine Bestimmung solle nicht die Freibeuterei sein. Ich wollte in die königliche Leibwache eintreten und dem Lurkon eines Tages die Köpfe abschlagen.«
    »Tut mir leid, dass ich Euch die Arbeit abgenommen habe«, sagte Taramis.
    »Damit kann ich leben«, brummte der Kommandant.
    Vom Eingang her drang ein rasch lauter werdendes Gewirr von Stimmen in den Festsaal. Wenige Augenblicke später betrat der König mit einem lärmenden Haufen von Männern, Frauen und Kindern den Raum. Der Kleidung nach handelte es sich um Höflinge, wahrscheinlich waren es seine Familie und andere Honoratioren, die es einfach nicht abwarten konnten, den Drachentöter zu sehen.
    Taramis neigte sich zu Ischáhs Ohr herab und raunte: »Jarmuth vertraut dir. Tu irgendwas, damit wir so schnell wie möglich von hier wegkommen. Ich will mich nicht für den Rest des Tages begaffen und mit Nacktmullen vollstopfen lassen.«
    Sacht schüttelte sie den Kopf. »Hab etwas Geduld. Sobald hier richtig gefeiert wird, können wir uns fortschleichen, ohne dass es groß auffällt.«
    »Mir läuft die Zeit davon, Ischáh! Sag dem König, wir müssen sofort aufbrechen.«
    »Dir hat wohl nie jemand die Gastfreundschaft der Kirries erklärt. Wenn du jetzt gehst, dann beleidigst du Jarmuth. Gib ihm die Gelegenheit, wenigstens den Schein zu wahren und sich als großzügiger Gastgeber zu zeigen. Andernfalls würde er das Gesicht verlieren und müsste sich töten, um seine Ehre wiederherzustellen.«
    Taramis saß wie auf glühenden Kohlen. Misslaunig kaute er auf einem Stück Fleisch herum, das am Spieß gebraten war. Er hatte ja geahnt, dass er um den Karkasischen Nacktmull nicht würde herumkommen können. Dabei schmeckte das rattenähnliche Nagetier gar nicht einmal so übel. Aber durfte er in kulinarischen Genüssen schwelgen, während seine Familie einem ungewissen Schicksal entgegentrieb?
    Mittlerweile war das Fest in vollem Gange. Mindestens dreihundert Personen ehrten den Befreier von Malon , indem sie sich betranken, sich die Bäuche vollschlugen, dazu herzhaft lachten, rülpsten und furzten. Zwischen den Tischen rannte die Brut des Königs herum, brachte bärtige Hofdamen zum Kreischen und stieß Weinbecher um. Zwergenhafte Musiker malträtierten die Ohren der Ehrengäste mit einer Kakophonie aus Klängen, die außerhalb ihres Höhlenreiches vermutlich als Anzeichen einer nahenden Naturkatastrophe gedeutet worden wäre.
    »Wundert Ihr Euch denn kein bisschen, warum ich Euch vorhin nicht gleich getötet habe?«, brüllte Jarmuth. Die Frage war an Taramis gerichtet, der mit mürrischer Miene rechts neben ihm saß.
    Er musste sich erst sammeln, um die Antwort nicht zu harsch klingen zu lassen. »Ich dachte, Ihr hättet darauf verzichtet, weil Ihr das Drachenfeuer gesehen und es eines Königs für unwürdig gehalten habt, den Retter Eures Volkes zu ermorden.«
    »Nein. Damit wäre ich zurechtgekommen.«
    »Ah! Dann ist Dankbarkeit also keine Tugend der Kirries?«
    »Durchaus. Aber sie hebt nur selten ein Todesurteil auf. Ich habe den Bann von Euch genommen, weil mein Vater durch Eure Hand bekam, was er verdient hatte. Ich hielt es von Anfang an für einen Fehler, die Heilige Insel zu überfallen.«
    »Haben die Dagonisier Euch ihre Freundschaft und das Ende des uralten Fluches versprochen? Hat sich Dov

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