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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Besuches?« hervor.
    Der fette Monarch wackelte ungebeten ins Hochzeitszimmer, ein süffisantes Grinsen auf dem Gesicht. Er schöpfte sein Selbstbewusstsein offensichtlich aus dem Titel, den ihm seine Mutter Lebesi vermacht hatte, denn er war nicht einmal halb so alt wie der Oberpriester. »Ich wollte mir unsere neue Braut anschauen. Beim letzten Mal sah sie noch etwas ramponiert aus.«
    Zähneknirschend trat Eglon zur Seite und deutete auf Shúria.
    Der lüsterne Blick des Königs wanderte an ihr herab. Während er hier und da für einen Moment verweilte, verspürte sie das überwältigende Bedürfnis, sich zu bedecken. »Fürwahr, du bist eine Perle, wie man sie im Weltenozean selten findet.«
    Shúria schlug die Augen nieder.
    »Ich erhebe Anspruch auf diese Hetäre«, verkündete Og in sachlicherem Ton.
    Eglons Körper straffte sich. »Majestät?«
    »Ich will sie für mich.«
    »Sie ist eine Braut Dagons, Majestät«, empörte sich der Oberpriester. Seine näselnde Stimme drohte sich zu überschlagen.
    Og blieb gelassen. Er drückte den Rücken durch, was seine Kugel wie ein Bollwerk in Stellung brachte. »Das ist mir bekannt, Eglon, sonst hätte ich mich kaum höchstselbst ins Hochzeitshaus bemüht, um sie in meinen Harem zu holen. Dein Gott Dagon mästet sich an den Tausenden von Seelen, die ich ihm schon geopfert habe. Soll ich mir da nicht ab und zu auch selbst eine kleine Freude gönnen?«
    »Diese Hetäre hat sich für den Großen Fisch gereinigt. Ihr dürft nicht …«
    »Wir beide«, unterbrach Og den Priester kühl, »kennen doch ganz genau den wahren Zweck des Fruchtbarkeitskults. Also kommt mir nicht mit Eurer Scheinheiligkeit. Wollt Ihr das alles wirklich für ein Weib aufs Spiel setzen?«
    Eglon ballte die Hände zu Fäusten. Trotz geringerer Masse war er dem fetten Monarchen kräftemäßig zweifellos überlegen. Doch erwartungsgemäß machte er keinen Gebrauch davon. Shúria hatte in den vergangenen Tagen viel über das Reich Komana gelernt. Welche Bedeutung Dagonis dem Herrn des Feuerkults auch immer zubilligte, nominell stand er unter dem König. Gemäß der Reichssatzung war nicht Eglon, sondern Og das religiöse Oberhaupt des Landes.
    Mit einer Verbeugung trat der Oberpriester zur Seite, womit er die Braut gleichsam freigab. Mit ausgestrecktem Arm deutete er auf sie und sagte: »Sie gehört Euch, Majestät. Wollt Ihr, dass ich mich entferne, damit Ihr das Ritual der Vereinigung vollziehen könnt?«
    Ogs Schweinsäuglein musterten Shúria begehrlich.
    Unwillkürlich umschloss ihre Hand den Griff des Messers wieder fester. Ob die Klinge überhaupt lang genug ist, um sein Fett zu durchdringen? Sie hoffte, dass er ihre schweißnasse Stirn sah, sich von dem Anblick abgestoßen fühlte …
    »Lust hätte ich schon«, sagte der König. »Doch die Frau des großen Taramis ist eine zu prachtvolle Festung, um sie im Sturm zu nehmen – und dabei womöglich etwas kaputtzumachen. Ich denke, ich hebe mir diesen Triumph für später auf. Bis dahin kann sie sich in meinem Harem eingewöhnen.«
    »Und mein Sohn?«, wagte Shúria die Stimme zu erheben. »Ohne Ari gehe ich nirgendwohin.«
    Og schnaubte, was seinen massigen Leib zum Wippen brachte. »Ich wünschte, meine Mutter hätte sich so für mich eingesetzt, anstatt diesem Bastard von …«
    »Beherrscht Euch, Majestät!«, verlangte Eglon ungewöhnlich barsch.
    Der König zuckte zusammen. Seine Knopfaugen funkelten den Priester in einer Mischung aus Furcht und Zorn an. Einen Moment lang wirkte er wie der ängstliche Milchbart, als den ihn Taramis beschrieben hatte. Og machte eine wegwerfende Geste. »Meinetwegen, Weib. Bring die kleine Kröte mit.«

18. Das Sternenhaus
    T aramis erwachte aus der Ohnmacht, als die Unsichtbare Insel gerade zerbarst. Die Bibliothek wurde dabei endgültig entzweigerissen. Das eigentliche Bücherhaus mit so unersetzlichen Werken wie dem Original des heiligen Buches Jaschar oder den zwölf Basalttafeln über den Speer Jeschuruns trieb auf dem kleineren Stück davon. Auf der größeren Scholle zog der Rest des Gebäudes weiter seine angestammte Bahn durchs Weltenmeer. Die winzigen Lebewesen, die Ijjím Samúj so lange verborgen hatten, formierten sich neu – und beide Inselteile verschwanden aus den Augen der Überlebenden. Narimoth entfernte sich in die Gegenrichtung. Ischáh hatte Kurs auf das Sternenhaus genommen und die Führung des Donnerkeils danach an den Steuermann übergeben, damit, so ihre Erklärung, sie sich

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