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Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer

Titel: Die zerbrochene Welt 02 - Feueropfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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anderen Mann auswählen. Du kommst mit.«
    Problematisch wurde es, als sie zu schweben begannen. Bis dahin waren sie zügig vorangekommen, dank des Kalten Lichts, das ihnen schon im Höhlenlabyrinth von Malon gute Dienste geleistet hatte. Taramis’ Drachenaura war im Vergleich dazu schwach (seit der Begegnung mit Lurkon hatte sie täglich ein wenig an Glanz verloren). Dabei erwiesen sich die Tunnel von Jâr’en als deutlich unwegsamer. Hier hatte niemand Hand angelegt und bequeme Wege geschaffen. Jagur fühlte sich in diesem kühlen Reich der Finsternis trotzdem sichtlich wohl. Er war eben ein Wesen der Unterwelt.
    »Ich nenne diese Stelle den Schwerkraftpol  – und was gerade mit uns passiert die Schwerelosigkeit «, erklärte Taramis, als sie den Boden unter den Füßen verloren. »Alles, was irgendwo auf der Oberfläche der Insel liegt, strebt auf diesen Punkt zu.«
    »So was gibt’s in Malon auch«, brummte Jagur.
    »War ja klar!«, stöhnte Bohan.
    »Jetzt könnte ich eine Schwallblase gebrauchen«, bemerkte Reibun. Er klang ungefähr so begeistert wie der Kirrie.
    »Ihr müsst euch nur an den Felsvorsprüngen entlanghangeln. Daran herrscht hier ja kein Mangel. Aber passt auf eure Köpfe auf.«
    »Au!«, jammerte Almin.
    »Genau das habe ich gemeint. Der Schwerkraftpol ist ziemlich klein. Bald können wir wieder laufen.«
    In der Schwerelosigkeit kamen sie zwar langsamer voran, dafür konnten sie in einem fast kugelförmigen Hohlraum ein gutes Stück senkrecht emporschweben. Taramis erklärte den anderen, dass sie sich darin umdrehen müssten. Der Grund leuchtete allen ein, als die Anziehungskraft wenig später zurückkehrte. Sie hatten sich gerade in einen neuen Tunnel begeben. Was den meisten wie die Decke erschien, war jetzt der Fußboden. Sobald die Schwerkraft wieder ihre übliche Stärke erreicht hatte, dachte niemand mehr an die Umkehrung.
    Über ein verwirrendes Netz von Wegen ging es immer weiter hinauf, bis ihnen schließlich warme Luft entgegenschlug. Kurz darauf standen sie im Garten der Seelen.
    Taramis wurde von seinen Gefühlen fast überwältigt, als er den Duft von Gan Nephaschôth atmete, den lauen Wind auf seinem Gesicht spürte, über sich die Baumwipfel und in noch weiterer Ferne die leuchtenden Inseln Beriths und die Sterne sah.
    Wieder zu Hause.
    Für Zeridia, die Heimat seiner Mutter, hatte er nie so empfunden. Mit der Heiligen Insel dagegen war er gefühlsmäßig stark verwachsen. Hier hatte er seine Kindheit verbracht. In der Tempelwache reifte er dann unter Marnas’ Anleitung zum Mann. Der Hohepriester lehrte ihn die Bedeutung eines gottergebenen Lebens und brachte ihm die alte Sprache bei. Dank Liver fand er Zugang zum geschriebenen Wort. Auf Jâr’en heiratete er schließlich Shúria – und hier erblickte Ari das Licht der Welt.
    Endlich zu Hause!
    Er schloss die Augen. Mit Bedacht hatte er einen Ausgang gewählt, der mitten in jenem Wald lag, den man seit alters den Garten der Seelen nannte. Von dieser Stelle aus gelangte man fast genauso schnell zu jedem Punkt der Insel. Außerdem war hier am allerwenigsten mit Überraschungen seitens der Dagonisier zu rechnen. Mit Ausnahme des Amoklaufs ihres Königs vor zwölf Jahren hatten sie Gan Nephaschôth immer geachtet, ihn sogar gefürchtet. Damals gingen Berichte von unerklärlichen Todesfällen durch die Welt. Manche Opfer starben urplötzlich, andere quälten sich noch lange. Es waren die Symbionten der Bäume, auf die Gaal geschossen und eingehackt hatte.
    Mittlerweile beherrschte Taramis den Umgang mit dem Erkenntnisreif sehr gut. Von dem anfänglichen Schwindel und den lichten Schemen bemerkte er kaum mehr etwas. Sobald er an die Seelenbäume seiner Lieben dachte, erschienen ihre leuchtenden Bänder auch schon vor seinem inneren Auge.
    »Bleibt dicht zusammen und achtet darauf, dass niemand die Gruppe verlässt. Ich muss euch für eine Weile allein lassen«, verkündete er. Demonstrativ zog er den Stab Ez aus seiner Lederhülle.
    Die Lichtsteine zeigten überraschte Mienen.
    »Davon hast du vorher gar nichts gesagt«, wagte Ischáh zu widersprechen. Ihre Männer murmelten zustimmend.
    Ist sie der Seelenfresser? »Dann sage ich es eben jetzt. Bei dem, was ich zu tun habe, könnt ihr mir nicht helfen.«
    »Ist dir eigentlich klar, wie sehr du uns damit vor den Kopf stößt?«, ereiferte sich Bohan. Er klang gekränkt. »Nimm uns wenigstens mit. Wir können uns ja im Hintergrund halten und Mäuschen spielen.«
    Oder er?, fragte

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