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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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weder die Größe noch das Gewicht, um sich von den kurzbeinigen, struppigen Steppenrössern tragen zu lassen. Sie konnten sie bestenfalls verzehren.
    Kurz darauf erschien ein tätowierter Mann mit einem schwarzhaarigen Jungen im Eingang. Beim Anblick des Kindes verschlug es Gaal die Sprache, was bei ihm eher selten vorkam.
    »Das ist Ari, der Sohn von Taramis und Shúria«, erklärte Bahadur.
    Der König lächelte. »Ich weiß.«
    »Das ist nicht wahr«, rief der Knabe und stemmte sich gegen seinen Bewacher an. »Ihr verwechselt mich.«
    »Schweig! Ich kenne dich besser, als du denkst, kleine Kaulquappe«, herrschte Gaal ihn an und fuhr in einer fließenden Bewegung vom Sitzkissen empor. Während er zu Ari lief, nahm er die Gestalt des komanaischen Oberpriesters Eglon an. »Aus Peor. Deine Mutter und ich hatten dort ein Schäferstündchen.«
    »Ihr lügt!«, brüllte der Junge und gebärdete sich wie toll. Der Drachenmann handelte sich Tritte und Fausthiebe ein, ließ den Winzling aber nicht los.
    Gaal wandte sich dem Khan zu. Diesmal musste er seine überschwängliche Freude nicht vortäuschen. Sie war echt. »Ihr ahnt nicht, wie kostbar Eure Gabe für mich ist.«
    Bahadur verneigte sich. »Zu große Worte für ein so bescheidenes Geschenk. Nun habt Ihr endlich etwas gegen Euren Erzfeind Taramis in der Hand.«
    »Wenn Ihr wüsstet!«, antwortete der König kopfschüttelnd. »Dieser Knabe ist weit mehr als das. Mit ihm werde ich das Antlitz der Welt verändern.«

30. Die Ruinenfestung
    D ie Eskorte der Drachenmänner achtete nicht auf den Goldmilan, der über ihnen kreiste. Sie hätten sich wohl auch kaum vorstellen können, dass Tosu ein Spion war. Taramis beobachtete die Silhouette des Vogels aus den Augenwinkeln, während er und seine Gefährten sich dem Perlboot näherten. Auf der Reise zur Insel der gebrochenen Flügel würde er einen Schatten haben, der ihm unauffällig folgte. Aviathan in der Nähe zu wissen war ein beruhigender Gedanke.
    Weit weniger entspannt fühlte er sich in Bezug auf den jungen Drachenmann. Zwar behandelte er sie mit Ehrerbietung, trotzdem blieb er der Sohn des Khans. Die schamlose Offenheit, mit der Bahadur über seine Kriegspläne gesprochen hatte, war verdächtig. Vielleicht hatte Timur den Auftrag, die Fremden in einen Hinterhalt zu locken.
    »Ich soll mich tatsächlich einem schwabbeligen Kopffüßer anvertrauen? Lass uns doch lieber Aviathan rufen«, brummte Jagur angewidert.
    »Ich weiß gar nicht, was du hast«, erwiderte Taramis leise. »Dein Volk lässt sich von Quallen beschützen. Sind die etwa nicht glibberig?«
    Marnas schmunzelte nur.
    »Ist alles in Ordnung, Herr?«, fragte Timur.
    »Ja«, antwortete Taramis. »Wer wird das Perlboot reiten?«
    »Ich. Es ist mein Tier.«
    »Bevorzugen Kesalonier nicht Äthersalamander?«
    »Das stimmt. Zur Beförderung von Plündergut oder Gefangenen eignen die sich allerdings weniger gut. In den Kammern meiner Silberwolke gibt es genug Platz für uns alle.«
    »Aber wir müssen uns aufteilen.«
    Timur lächelte. »Ihr traut mir nicht. Mir ginge es an Eurer Stelle genauso. Vielleicht ändert Ihr Eure Meinung, wenn ich Euch sage, dass ich Euer Weib auf diesem Perlboot zur Insel der gebrochenen Flügel gebracht habe. Ich sorgte dafür, dass man ihr eine anständige Behandlung angedeihen lässt.«
    »Und ich dachte, die Drachenmänner halten nichts von Frauen.«
    »Das trifft nicht auf alle im gleichen Maße zu. Außerdem kenne ich Eure Geschichte. Ihr habt für Shúria halb Berith auf den Kopf gestellt, habt König Og getötet und sogar Gaal die Stirn geboten. Mir war von Anfang an klar, dass Ihr über kurz oder lang nach Kesalonien kommen würdet, um Euer Weib zu retten.« Timur deutete auf eine Luke in der schillernden Außenhaut des Perlbootes. »Bitte nach Euch.«
    »Ich und mein Stab Ez würden gerne an Eurer Seite bleiben.«
    »Wenn Ihr wünscht. Ich benutze gewöhnlich einen der inneren Hohlräume, wo sich Silberwolke leichter steuern lässt. Eure Gefährten können sich einen außen gelegenen Platz suchen.«
    Taramis bestieg zum ersten Mal ein Perlboot. Das eigentliche Tier siedelte in der unteren, größten Kammer. Ihr schlossen sich weitere an, die zur Mitte hin immer kleiner wurden und durch einen tunnelartigen Gang miteinander verbunden waren. Gleichzeitig versorgte dieses Rohr das gesamte Gehäuse mit Atemluft. Wegen seiner enormen Größe bot sogar der Raum des Steuermanns zwei Reisenden ausreichend Platz.
    Timur deutete auf

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