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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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habe ich auch nicht behauptet«, verteidigte sich Timur. »Es ist tatsächlich ungewöhnlich. Soll ich abdrehen?«
    »Ihr habt Shúria wirklich dort unten abgesetzt?«
    »Ja. Vor vier Tagen. Der Lagerkommandant hat sie gleich in den Kerker sperren lassen.«
    »Dann gehen wir runter. Wir landen aber nicht auf dem großen Platz, wo man uns wahrscheinlich erwartet, sondern in dem schmalen Innenhof bei den Ruinen.«
    »Die Häuser sehen nur so verfallen aus. Das gehört zur Tarnung des Lagers.«
    »Wie auch immer. Wo befinden sich die Arrestzellen?«
    Timur ließ seinen Schwaller eine halbe Drehung vollziehen. »Seht Ihr das lang gestreckte Gebäude?«
    »Ihr meint, den Termitenhügel?«
    »Das ist der Kerker.«
    »Dann bringt uns so dicht wie möglich davor runter. Kann ich Euch vertrauen?«
    Der Sohn des Khans wechselte einen Blick mit seiner Schwester und nickte. »Ich erfülle nur das Versprechen meines Vaters.«
    Während Silberwolke sich langsam in den Hof hinabsenkte, setzte Taramis seine Gefährten ins Bild.
    »Das riecht nicht nur nach einem Hinterhalt, es stinkt zum Himmel«, sagte Marnas.
    »Sehe ich genauso«, brummte Jagur. Geistesabwesend streichelte er seine Axt.
    Usa hängte die Sehne seines Langbogens ein. »Wenn auf den Dächern Scharfschützen sind, werden wir einen schweren Stand haben.«
    »Ich tarne uns«, erklärte Taramis. »Nur Timur und seine Schwester werde ich nicht verbergen. Vielleicht verwirrt sie das und gibt uns etwas Zeit. Falls nötig, setzt eure Gaben ein.«
    »Du meinst, so richtig?«, fragte Gabbar überrascht.
    Taramis nickte. »Ich bin ein Spiegler: Wer mich mit seiner Geistgabe umbringen will, tötet sich selbst. Und wenn sie mit Pfeilen und Speeren auf mich schießen, dann gebt ihr mir Deckung.«
    »Wie sollen wir mit Bahadurs Sohn und seiner Tochter verfahren?«, erkundigte sich Pyron leise.
    »Dem Mädchen krümmt keiner ein Haar – Yula kann nichts für die Niedertracht ihres Vaters. Timur weiß ich nicht recht einzuschätzen. Mit seinem Wissen könnte er ein wertvoller Verbündeter im bevorstehenden Krieg sein. Ich würde sagen, wir geben ihm eine Chance. Bei dem geringsten Anzeichen von Feindseligkeit uns gegenüber macht ihr ihn unschädlich.«
    Mit einem sanften Ruck setzte das Perlboot im Hof vor dem Gefangenenhaus auf. Kurz darauf erschienen Timur und Yula im Verbindungsgang.
    »Ich nehme an, Ihr wollt, dass wir zuerst aussteigen, als lebender Schutzschild«, sagte der Kesalonier.
    »Nur zur Beruhigung der Gemüter«, antwortete Taramis. »Um unsere Sicherheit kümmern wir uns schon selbst. Wundert euch nicht, wenn ihr uns nicht seht. Wir sind trotzdem in eurer Nähe.«
    Timur öffnete die Ausstiegsluke des Perlbootes. Gleißendes Sonnenlicht fiel herein. Er sprang hinaus und half seiner Schwester. Dabei ließ er seinen Blick durch den Innenhof schweifen. Unsichtbar drängten sich indessen Taramis, Jagur, Marnas, Gabbar, Pyron und Usa ins Freie.
    »Seid Ihr da, Herr Taramis?«, raunte Timur.
    »Ich stehe neben dir.«
    Erschrocken zuckte der Kesalonier zusammen und legte schützend seine Hand auf Yulas Schulter. Dann flüsterte er: »Auf der Mauer zu meiner Rechten habe ich eben Kubilay gesehen, ein hagerer Krieger mit unbedecktem Oberkörper. Er gehört zu den Männern der Leibwache und dürfte gar nicht hier sein.«
    »Ich sehe ihn.«
    »Beobachtet er uns noch?«
    »Er zielt gerade mit einem Pfeil auf Euch.«
    Flink wie ein Libellenflügel zuckte Taramis’ Hand vor, fing das Geschoss auf, das Timur hätte töten sollen, und ebenso schnell schleuderte er es zum Schützen zurück. Von der Kraft seines Geistes getragen nahm es sogar noch an Schwung zu.
    Kubilay riss ungläubig die Augen auf. Dann traf ihn der eigene Pfeil mitten ins Gesicht. Der Hagere kippte über die Mauerzinne hinweg und stürzte kopfüber in den Innenhof.
    »Jetzt verstehe ich, was du mit Spiegeln meinst«, brummte Jagur.
    »Wir müssen aus der Schusslinie heraus«, rief Taramis. »Timur, Yula, ich nehme euch mit unter meinen Tarnmantel. Bleibt alle dicht zusammen. Wir bewegen uns gemeinsam zum Gefangenenhaus hinüber.« Er weitete seine Gaukelei auf die beiden Geschwister aus. Dann wies er jedem Geistkämpfer eines der umliegenden Gebäude oder einen Mauerabschnitt zu.
    Jäh ihres Ziels beraubt, heulten die kesalonischen Bogenschützen vor Wut auf und deckten den Hof wahllos mit Pfeilen ein. Das Perlboot verkroch sich kurzerhand in seinem Schneckenhaus. Für Taramis und seine Gefährten war die

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