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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Beispiel voran. Im Liegen blickte er hinauf zu Narimoth, der über allen schwebte wie ein gigantisches Henkersbeil.
    Ein seltsames Knistern und Zischen hallte durch den Innenhof. Und dann fiel ein riesiger Schwarm auf die Wachen herab. Es waren winzige Tiere mit vielen Beinen. Einige kamen den am Boden Liegenden ganz nahe, sodass Taramis sie deutlich sehen konnte. Es handelte sich um kleine, rote Spinnen mit einem schwarzen Stern auf dem Rücken. Jeder, der auf den Füßen stand, wurde von ihnen angegriffen und gebissen.
    Die Krieger begannen zu schreien und wie wild um sich zu schlagen. Dadurch lockten sie nur umso mehr Spinnentiere an. Ein Mann nach dem anderen brach mit Schaum vor dem Mund zusammen, zuckte noch einige Male und blieb reglos liegen.
    Innerhalb kürzester Zeit herrschte gespenstische Stille im Hof. Der Boden war mit Leichen übersät. Nur wenige Kesalonier hatten fliehen können. Zuletzt verschwanden auch die giftigen Krabbler so schnell, wie sie gekommen waren.
    »Ihr könnt wieder aufstehen«, rief Ischáh. Sie kniete am vorderen Rand der Dreiecksflosse.
    Taramis erhob sich und blickte sich kopfschüttelnd um. »Was war das denn eben?«
    »Kesalonische Seidenspinner«, antwortete die Ganesin. »Man muss sie richtig zu nehmen wissen, sonst kommen sie einem giftig. Ich dachte mir, ihr könntet etwas Hilfe gebrauchen.«

31. Der Kriegsrat III
    Y ula hatte sich unter der Treppe versteckt. Aus den Schatten konnte sie alles beobachten, ohne selber gesehen zu werden. Sie gähnte. Ihr Bruder wäre bestimmt böse mit ihr, würde er sie beim Lauschen erwischen. Mädchen, die am Lauf der Welt Anteil nehmen und ihn mitgestalten wollten, waren für ihn ein Widerspruch in sich. Ihre Rolle sah er darin, sich lenken zu lassen wie ein schönes Schiff. Doch Yula hatte längst damit begonnen, das Ruder zu ergreifen und selbst den Kurs ihres Lebens zu bestimmen. Wenn sie nur ihrem Freund helfen könnte, der ihr die Augen geöffnet hatte! Sie würde es ihrem Vater nie verzeihen, dass er Ari den Fischköpfen ausgeliefert hatte.
    Ein zorniges Knurren aus ihrem Innern ließ sie erschrocken den Atem anhalten. Im Gegensatz zu den Erwachsenen, die unbeirrt weiterredeten, hatte sie stundenlang nichts mehr gegessen. Mit der Hand auf dem Leib wartete sie, bis sich ihr Magen beruhigte. Dann spitzte sie wieder die Ohren.
    Der Kriegsrat tagte seit dem frühen Morgen im Speisesaal des hohepriesterlichen Hauses. Inzwischen war es Mittag, alle hatten sich mehrmals mit köstlich duftenden Leckerbissen gestärkt, und ein Ende der Sitzung war immer noch nicht abzusehen. Wären die Mienen an der langen Tafel nicht so ernst, hätte man das Zusammensein für ein geselliges Treffen alter Freunde halten können.
    Nicht nur Krieger saßen am Tisch, sondern ebenso Priester, Gärtner und – für die heimliche Beobachterin kaum zu fassen – sogar Frauen. Dem Rat gehörten Vertreter verschiedener Völker an: Zeridianer, Ganesen, Kirries, mit Timur auch ein Kesalonier sowie ein Zioraner, den Shúria wie eine Freundin behandelte. Mittlerweile wusste Yula die meisten Gesichter auseinanderzuhalten. Jene Gefährten, mit denen sie vor neun Tagen ihre Heimat verlassen hatte, waren ihr ohnehin längst ans Herz gewachsen. Und mit den übrigen hatte sie ebenfalls schnell Freundschaft geschlossen, sogar mit dem ehrwürdigen Herrn Adriël. So unglaublich es klang, respektierte dieser hoch geachtete Mann sie als Menschen, obwohl sie doch nur ein Mädchen war.
    Der Hohepriester leitete die Besprechung vom Kopfende der Tafel aus. Gleich links von ihm saßen Zur und Marnas, der jetzige und der ehemalige Hüter von Jâr’en. Auf der anderen Seite hatten Taramis und seine Frau Shúria Platz genommen. Es folgten die geflügelte Kaya, die beiden Schwestern Siath und Ischáh, ihr Vater Suriman sowie die Donnerreiter Keter, Almin und Reibun. Aus Komana war Peridas angereist, der neben seiner hübschen Gemahlin Selvya saß. Den Ersten Gärtner Kaldon hatte Adriël ans gegenüberliegende Ende der Tafel gesetzt. Zu seiner Rechten waren die Kirries Jagur, Simli, Tebok und Kobet und dann ein paar weitere Zeridianer, von denen Yula nur Lauris, Pyron, Usa und Adomai kannte. Bei ihrem Bruder schloss sich der Kreis.
    »Denke noch einmal gründlich nach, Timur«, sagte Taramis gerade. »Hat dein Vater nicht doch irgendwann irgendetwas erwähnt, das uns weiterhilft? Ohne zu wissen, wie der Angriff des dagonisischen Heeres auf die Heilige Insel aussehen soll, können wir

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