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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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es nur für Taramis hörbar war.
    »Was ist passiert?«
    »Gaal hat sich wieder mal etwas besonders Niederträchtiges ausgedacht, um uns am Verlassen der Heiligen Insel zu hindern.«
    »Auf Zior nennen wir es Krähenfüße «, fügte Kaya hinzu. »So ein Vierfuß  – das ist, glaube ich, der Name, den andere dafür verwenden – hat vier miteinander verbundene Dornen. Wirft man diesen Stern auf den Boden, steht eine Spitze immer senkrecht nach oben.«
    Taramis nickte. »In der Tempelgarde sagen wir Wölfe dazu. Hässliche Dinger, weil sie sich durch die Sandalen in die Fußsohlen bohren und sogar Pferde zu Fall bringen. Was hat das mit der Blockade zu tun?«
    »Das Meer rund um Jâr’en ist voll davon. Manche sind klein wie eine Faust, andere so groß wie ein Haus.«
    »Und sie sind aus Eis«, sagte Zur aufgebracht. »Ich war mit Timur und seiner Silberwolke draußen, um mir die Sache selbst anzusehen – das Perlboot ist durch seinen Panzer einigermaßen geschützt. Offenbar entstehen die Eiswölfe aus Sand.«
    »Sand?«, echote Taramis ungläubig.
    »Genauer gesagt ist es Staub von der Wüsteninsel«, präzisierte Zur. »Er wird von der Ätherströmung vor Xoth hergetragen. Ein bekanntes Phänomen, wie mir unser Himmelsbeobachter erklärte. Auch Gaal muss davon gewusst haben.«
    »Und wie werden aus Staubkörnern Wölfe?«
    »In meiner Heimat gibt es viele Eisformer«, antwortete Kaya. »Ich nehme an, dass einige der gestreiften Bastarde aus Gaals Leibwache ebenfalls diese Begabung geerbt haben. Eisformer können Flüssigkeiten, Pulver, Sand und Staub in Eis verwandeln und ihm eine beliebige Gestalt geben.«
    »Müssen wir uns bei deinen Verwandten noch auf andere besondere Talente gefasst machen?«
    »Blitzfänger«, antwortete Kaya sofort.
    »Das hört sich nicht gut an.«
    »Wir haben auf Zior viele Unwetter. Unsere Blitzfänger erhaschen die Blitze mit ihren Händen und bewahren sie in ihrem Innern auf, manchmal jahrelang. Wir sprechen von Energie, die den Fänger dann wie ein unsichtbarer Schild umgibt. Kommt er einem Lebewesen oder einer Sache nahe genug, kann er sich dieser feurigen Kraft schlagartig wieder entledigen. Kaum etwas hält ihr stand.«
    »Gibt es ein Mittel, sich trotzdem dagegen zu wehren?«, fragte Taramis.
    Kaya lächelte. »Ja. Mich.«
    Aviathan schlich förmlich durch den Äther, während Jagur ihn dicht an einen der »Wölfe« heranführte. Der Vierfuß war klar wie Glas und so groß wie ein Ochsenkarren.
    »Das genügt!«, sagte Taramis leise und wandte sich zu Kaya und Pyron um. »Seid ihr euch inzwischen einig?«
    »Wir wechseln uns ab«, antwortete der Feuerbändiger. »So schonen wir unsere Kräfte.«
    »Der Korridor muss breit genug sein, um die Ellipsoide durchzulassen und von der Strömung nicht gleich wieder geschlossen zu werden.«
    »Pyron und ich haben alles durchgesprochen«, beruhigte ihn Kaya.
    »Dann los! Ich habe auf Jâr’ens finsterer Schwester eine Verabredung.«
    Die Zioranerin – man hatte sich darauf geeinigt, sie weiter in der Rolle einer Amazone zu sehen – richtete ihre großen, roten Augen auf das eisige Hindernis. Es löste sich sofort in eine weiße Flockenwolke auf.
    »Schnee«, grunzte Jagur. »Nach dem Besuch auf deiner Heimatinsel hätte ich es eigentlich wissen müssen.«
    Von da an ging alles ganz schnell. Kaya und Pyron wechselten sich in kurzer Folge ab. Mal räumte sie ein Stück, indem sie die Krähenfüße vor dem Donnerkeil in ein harmloses Flockengewirbel verwandelte, dann wieder übernahm er die Arbeit und ließ die spitzen Eisfallen wie glühende Eisenspäne aufflammen, sodass nur noch Wasserdampf übrig blieb.
    Nachdem Aviathan eine Viertelmeile tief in die Eissplitterwolke eingedrungen war, setzte sich hinter ihm ein gewaltiger Tross in Bewegung, der bis in die Lufthülle der Heiligen Insel hinabreichte. Wie auf einer Perlenkette reihte sich Schwaller an Schwaller.
    Peridas hatte aus dem ehemaligen dagonisischen Vasallenreich vier mächtige Drachenkröten mitgebracht, die sich unmittelbar Jagurs Donnerkeil anschlossen. Mit ihren Panzern konnten sie Reste von Krähenfüßen aus dem Weg räumen. Danach folgten die Zeridianer auf ihren Mamoghs. Sie sollten, sobald das Splitterfeld hinter ihnen lag, ausschwärmen und den Geleitzug sichern. In der Mitte schwallten die großen Truppentransporter, hauptsächlich Ellipsoide. Dazwischen drängten sich wie irisierende Glanzlichter Perlboote und andere kleinere Tiere. Ganz zum Schluss sicherte

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