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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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die Tarnung für seine Freunde und sich auf. Sie lenkte ihn nur ab. Nachdem die Geistwirker sämtliche Bogenschützen unschädlich gemacht hatten, brauchten sie den Tarnmantel ohnehin nicht mehr. Solange die Verstärkung der Kesalonier noch anrückte. Wenn erst Hunderte von Kriegern den Hof stürmten, würden selbst so tapfere Recken wie Jagur, Marnas, Gabbar, Pyron und Usa einen schweren Stand haben. Bis dahin …
    Endlich hatte er das Loch gefunden, aus dem Shúrias Stimme gekommen war. Es glich eher dem Eingang zu einem Fuchsbau als einem Kerkerfenster.
    »Tritt zurück, Shúria«, rief er zu ihr herab und ballte seinen Willen. Warte!, ermahnte er sich. Warte, bis sie in Sicherheit ist. Er spürte, wie es in ihm brodelte. Lurkons Feuer war wie Magma und er wie ein Vulkan – unberechenbar und gewaltig. Bis vor wenigen Tagen hatte er geglaubt, seine Gefühle seien das größte Hindernis beim Lenken dieser schier unermesslichen Kraft. Marnas hatte ihn eines Besseren belehrt: Sie sind der Schlüssel, hatte er gesagt. Lerne deinen Zorn zu beherrschen, und du wirst auch das Drachenfeuer beherrschen. Verstanden hatte Taramis die Lektion, nur mit der Umsetzung haperte es noch.
    Ungestüm brach die Macht des Drachen aus ihm hervor. Das vergitterte Fenster wurde eingerissen, so als habe ein Riese seine Faust hindurchgetrieben. Sand und zermahlene Lehmziegel ergossen sich in den Kerker dahinter. Staub wirbelte empor.
    »Shúria, geht es dir gut?«, rief er in das Loch hinab. Gestützt auf den Feuerstab rutschte er eilig auf dem Schutt nach unten.
    In dem Kerkerloch konnte er kaum drei Schritte weit sehen, so viel Staub hing in der Luft. »Shúria!«, wiederholte er aufgeregt.
    Mit einem Mal trat eine Gestalt aus dem Gewirbel hervor: Groß, bleich und zerbrechlich, kam sie mit ausgebreiteten Schwingen direkt auf ihn zu. Unwillkürlich schreckte er zurück und hob abwehrend den Stab.
    »Fürchte dich nicht. Deine Frau ist wohlauf«, sagte sie.
    Es war das Wesen, das er auf Jâr’en im Traum gesehen hatte.
    Und dann tauchte Shúria unter dem rechten Flügel des Zioraners hindurch und fiel Taramis in die Arme. Sie achtete nicht auf den Feuerstab. Oder hielt sie ihn absichtlich mit ihrem Körper von dem Weißblüter fern? »Kaya hat mich mit ihren Flügeln vor den Trümmern geschützt. Sie ist unsere Freundin«, war das Erste, was sie hervorsprudelte.
    Taramis war viel zu glücklich, um sich darüber zu wundern. »Bist du unverletzt?«
    »Ja. Abgesehen von ein paar blauen Flecken im Gesicht, die ich Bahadurs Leibwächtern verdanke.«
    »Hat Timur dich geschlagen?«
    »Du kennst ihn?«
    »Ja, er ist hier, oben im Hof.«
    »Er war anständig zu mir und hat mich sogar beschützt, so gut er konnte. Hast du vom Khan etwas über Ari erfahren?«
    »Ich war fest davon überzeugt, dass er bei dir ist, und Bahadur hat mich auch in diesem Glauben belassen. Hast du Ari den Sternensplitter gegeben?«
    »Ja. Ich hatte gehofft, du würdest ihn zuerst retten. Dann hätte er dich zu mir führen können. Wir müssen ihn aus dem Heerlager befreien.«
    »Ich fürchte, da ist er nicht mehr. Eben hatte ich zu wenig Zeit, um mich richtig auf den Himmelsstein zu konzentrieren. Es schien mir, als entferne er sich von uns.«
    »Was?«, stieß sie entsetzt hervor. »In welche Richtung?«
    »Es sah so aus, als bewege sich der Sternensplitter auf die Zentralregion zu.«
    »Aber …« Sie schüttelte verzweifelt den Kopf. »Warum denn ausgerechnet dorthin?«
    »Bahadur sagte mir heute Morgen, dass er stündlich einen Besuch von Gaal erwartet. Ich fürchte, Ari ist jetzt in der Gewalt der Dagonisier.«
    Die Nachricht war zu viel für Shúria. Sie brach in den Armen ihres Mannes zusammen.
    »Taramis, wo bleibst du denn?«, erscholl im selben Augenblick Jagurs Stimme aus dem Hof.
    »Wir sind hier!«, antwortete der Gerufene.
    »Draußen klopft jemand an die Hoftüren. Wir haben sie zwar verschlossen, aber sie werden nicht lange halten. Wenn also nichts dagegen spricht, dann sollten wir langsam die Fliege machen.«
    »Sind schon auf dem Weg.« Taramis legte sich Shúria über die Schulter und wandte sich dem Schuttberg zu. Als er den Fuß auf die Trümmer setzte, hielt er inne und drehte sich um. Hinter ihm stand wie zu Stein erstarrt der Zioraner. »Kommst du, Kaya?«
    »Willst du mich denn in deiner Nähe haben, Taramis?«
    »Meine Frau hat dich ihre Freundin genannt. Das genügt mir.«
    »Und dich stört nicht, dass ich Flügel habe?«
    »Wenn dich nicht

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