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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Schwallblasen nur zu schweben oder schlängelnd, eher träge, Richtung und Tempo zu ändern. Daher lenkte Usa seinen Gefährten sofort in den Sturzflug.
    Als Taramis aufblickte, wunderte er sich. Über ihm trieb der lindwurmartige Echsenkörper erschlafft wie ein Seil im Meer.
    Solomos lachte. »Ist dir doch recht, Taramis, dass ich mich um das Biest gekümmert habe?«
    »Mein Vater hat es eingeschläfert«, erklärte Usa. »Vor morgen früh wacht es nicht mehr auf.«
    »Die Fischköpfe könnten uns trotzdem verraten. Flieg zurück.«
    Usa lenkte sein Mamogh in eine enge Kurve, und Taramis rief dem Priester einen Dank zu. Danach konzentrierte er sich auf die schlafende Ätherschlange. Die Dagonisier, die auf ihrem Rücken saßen, stimmten gerade ein lautes Geschrei an. Eine gute Gelegenheit, die Lektionen des Meisters auszuprobieren, dachte er. Um das Drachenfeuer zu benutzen, brauchte er starke Empfindungen. Der eben erlittene Schreck sollte für eine kleine Übung wohl reichen. Er sammelte die Reste des Gefühls und ballte seinen Willen.
    Der Leib des Drachenwurms blähte sich an mehreren Stellen kurz auf. Dann hallte ein dumpfer Knall durch die Nacht, gefolgt von einem Zisch. Die Ätherschlange stürzte samt ihren Reitern in die Tiefe, wo sie an schroffen Klippen zerbarsten.
    »Die sehen wir nicht wieder«, rief Usa über die Schulter.
    »So war das gedacht«, murmelte Taramis. Es überraschte ihn, wie leicht er das Monstrum zu Fall gebracht hatte.
    »Hast du die Schwallblasen des Wurms zerplatzen lassen?«
    »Ja. Das erschien mir der sicherste Weg, sie vom Himmel zu holen.«
    »Allmächtiger! Dich möchte ich nicht zum Feind haben.«
    »Bring uns wieder auf Kurs, Usa.«
    Der Schwarm stieg nun über die Bruchkante der Insel auf. Jenseits davon war das erste Morgengrau zu sehen. Taramis hoffte, dass der Tross rechtzeitig zur Stunde der Liebenden eintraf. Auf den meisten Inseln schillerte die Luftsphäre im Licht der aufgehenden Sonne und blendete damit das Auge. Es gab keinen besseren Zeitpunkt, um ungesehen mit einer Armee zu landen.
    Unter den Mamoghs breitete sich, die Wüste wie ein großes Bettlaken aus. Dünen und Sandtäler boten alle Schattierungen von fahlem Grau bis Tiefschwarz. Dann tauchte vor dem Schwarm ein dunkler Streifen auf.
    Es war das Feldlager der Dagonisier.
    Endlose Zeltreihen erstreckten sich, so weit das Auge reichte. Beim Überfliegen konnte Taramis zahlreiche Äthersalamander erkennen. Nirgends waren Wachfeuer auszumachen. Offenbar wollte Gaal vermeiden, dass sein Heerlager entdeckt wurde.
    Usa drehte sich um. »Wo lang?«
    »Große Schwaller brauchen gewöhnlich viel Wasser. Flieg zur Oase.«
    Mit seiner Vermutung lag Taramis genau richtig. Die Tiere umlagerten den palmenbestandenen Streifen in konzentrischen Halbkreisen wie die Schichten einer geviertelten Riesenzwiebel. Die gewaltigen Ellipsoide waren den Quellen am nächsten. Dann folgten die mächtigen Drachenkröten, weiter außen zunächst die Riesenätherschlangen und dahinter die kleineren Drachenwürmer. Auch zahlreiche andere Schwaller, die wohl Gaals Verbündeten aus der Zentralregion gehörten, konnte Taramis erkennen.
    Was denn kräftezehrender sei, hatte er bei der Lagebesprechung wissen wollen, die Betäubung eines hundert Fuß langen Pantoffelschwallers oder das Einschläfern eines Äthersalamanders. Es sei sinnvoll, sich auf die »dicken Brocken« zu konzentrieren, hatte Solomos ihm geantwortet. Im Übrigen sei nicht die Größe des Kopfes entscheidend, sondern das, was drinnen stecke.
    Die Mamoghs im verwaschenen Grau des dräuenden Morgens am Himmel auszumachen, war vom Boden aus so gut wie unmöglich. Beinahe lautlos glitten sie über die Giganten der Meere hinweg. Ihre Reiter streuten den Schlummer nach einem vorher abgestimmten Schema aus, um Kräfte zu sparen und Überschneidungen zu vermeiden. Die Tiere unter ihnen sanken in einen tiefen, todesähnlichen Schlaf, der einen Tag oder länger anhalten würde. Selbst Schmerzen und Lärm vermochten sie aus diesem Zustand nicht aufzuwecken.
    Während sich die Mamoghreiter mit erstaunlicher Ausdauer von innen nach außen vorarbeiteten, blickte Taramis immer wieder sorgenvoll der Morgendämmerung entgegen. Hoffentlich reichten Zeit und Kraft, die Armee der Finsternis am Boden festzunageln, ehe der Tross aus Jâr’en eintraf.
    Nach einer Weile merkte Taramis, wie Usa sich verkrampfte. Sie überflogen gerade die großen Ätherschlangen. Er legte ihm die Hand auf die

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