Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung
Schulter. »Das genügt. Lass uns verschwinden.«
»Ein paar kann ich noch einschläfern.«
»Nein, mein Freund. Ihr habt eure Schuldigkeit getan. Gaal wird vor Zorn platzen, wenn er seine Schwaller nicht vom Boden hochbringt. Jetzt müsst ihr wieder zu Kräften kommen. Der Tag der Entscheidung hat erst begonnen.«
33. Die Schlacht um Jâr’en
D ie Stunde der Liebenden hatte an diesem Morgen auf Xoth so gar nichts Liebenswertes. Heerscharen des Lichts waren gekommen, um die Armee der Finsternis zu vernichten. Die ersten Scharmützel hatte es schon im offenen Meer gegeben, als der anrückende Tross von dagonisischen Kundschaftern entdeckt worden war. Die meisten wurden von zeridianischen Mamoghreitern abgefangen, ehe sie ihre Entdeckung melden konnten. Einige kamen jedoch durch.
Die Lastenträger der Jâr’ener setzten ihre Truppen in der großen Ebene ab, die an das Feldlager der Dagonisier grenzte. Danach flogen sie in ein nahes Bergtal, um auf Abruf bereitzustehen. Von der Oase drang Hörnerschall herüber. Offenbar herrschte dort ebenfalls rege Betriebsamkeit.
Taramis saß auf dem Rücken seines Ippos, von wo aus er alles überwachte, sich Bericht erstatten ließ und Befehle gab. Die meisten Nachrichten wurden in Gedankenschnelle übermittelt, weil Adriël ihm eine Reihe fähiger Geistboten zur Verfügung gestellt hatte. Auch Lauris kannte inzwischen die Männer in Schlüsselstellungen gut genug, um ihnen Botschaften zu schicken.
Die Meldungen der Kundschafter waren ermutigend. Im Feldlager der Dagonisier versuchten die Reiter noch immer vergeblich, ihre Tiere aufzuwecken. Unterdessen sammelten sich am Rand die Bodentruppen. Gaal hatte also begriffen, dass er sich dem Gegner auf Xoth stellen musste. Leider würde die Zeit nicht reichen, ihn in seinem Lager einzuschließen. An der Seite von Taramis meldete sich die Stimme seines Meisters.
»Bis jetzt ist dein Plan aufgegangen.« Marnas hatte sich von Zur überreden lassen, die neue Rüstung mit dem Leinenpanzer anzuziehen. Dazu trug er den üblichen Helm, Arm- und Beinschienen sowie einen Lendenschurz aus plattenbesetzten Lederstreifen. Seine Waffen waren Speer und Langschwert.
Taramis nickte ernst. »Alles wird davon abhängen, ob wir sie erneut überraschen können.«
»Du solltest zu den Männern sprechen.«
»Große Worte liegen mir nicht, das weißt du.«
»Diese Krieger sollen dir bis in den Tod folgen. Du musst ihnen zu Herzen reden, sonst werden sie verzagen.«
Taramis seufzte. »Also gut. Ich lasse mir was einfallen. Doch zuerst muss ich mich um die Schlachtaufstellung kümmern.«
Im Kriegsrat hatte er alles Dutzende von Malen durchgespielt. Er hatte Balken und Kästchen auf Pergament gemalt, sie mit Pfeilen versehen und verschiedene Beschriftungen angebracht. Jetzt mit eigenen Augen anzusehen, wie die Schlachtreihen sich formierten, war etwas ganz anderes. Seine Hände wurden feucht, und das Herz schlug ihm so heftig in der Brust, als habe der Kampf bereits begonnen.
Die Hauptstreitmacht der Kinder des Lichts hatte er in einer Linie angeordnet. Das Zentrum stand unter dem Kommando von Usa. Hier reihten sich Schild an Schild die Tempelwächter. Diese Phalanx wurde von kampferfahrenen Zeridianern verstärkt, von denen viele früher selbst auf Jâr’en gedient hatten. Zwischen und vor diesen Kämpfern mit ihren Spießen und Schwertern waren kleinere Gruppen von Bogenschützen, Speerwerfern und Steinschleuderern postiert.
Den linken Flügel hatte Taramis dem erfahrensten Anführer von allen anvertraut: Marnas. Er befehligte die von Lauris angeführten Fußtruppen und eine starke Reiterei – Schlachtrösser, Stegonten aus Komana und einige Mamoghs. Weil Timur sich mit Pferden wie kaum ein Zweiter auskannte, war er ebenfalls zu diesem Verband abkommandiert worden. Wenn die Schlacht wie geplant verlief, würde die Rolle des einstigen Hüters von Jâr’en sich auf die Abwehr dagonisischer Vorstöße beschränken. Insgeheim hoffte Taramis, seinen Meister damit aus der Schusslinie herauszuhalten. Nur zu gerne hatte er Gabbar den Wunsch erfüllt, als Schildknecht an Marnas’ Seite zu bleiben.
Der rechte Flügel unterstand Taramis’ persönlichem Kommando und umfasste hauptsächlich berittene Einheiten. Die größte Schlagkraft besaßen die Fliegenden Schwerter, die in der Luft und dicht über dem Boden kämpfen konnten. Dazu kam die komanaische Kavallerie mit ihren Schlachtrössern und Stegonten, die von Peridas angeführt wurde. Pyron
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