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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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schließlich befehligte ein weiteres Kontingent von Mamoghreitern.
    Der rechte Flügel sollte im Schlachtverlauf eine maßgebliche Rolle spielen. Deshalb hatte sich Taramis hier besonders verlässliche Kampfgefährten ausgesucht. Jagur hätte sowieso mit niemand anderem ins Gefecht ziehen wollen. Gemeinsam mit Simli, Tebok und Kobet bildete er die kleine Abteilung der Kirries. Den jungen Adomai machte Taramis zu seinem persönlichen Geistboten. Eine Schlüsselrolle hatte er überdies Kaya zugedacht. Nicht so sehr wegen ihres Eisspeers, aus dessen Spitze sie scharfkantige Kristalle abzuschießen vermochte. Wichtiger waren ihm ihre Kenntnisse zioranischer Eigenheiten sowie ihre Fähigkeit, die Blitzfänger unschädlich zu machen.
    Hinter dem Zentrum schließlich stellte er eine weitere Phalanx und Fußtruppen als mobile Reserve auf. Sie sollten im Fall einer Umfassung durch die zahlenmäßig übermächtigen Dagonisier eingreifen. Usas jüngeren Bruder Toi platzierte er ebenfalls ins zweite Glied, wo der Heißsporn sich selbst und anderen weniger Schaden zufügen konnte. Neben seinen Fertigkeiten als Bogenschütze war er dort hauptsächlich als Geistbote gefordert.
    Auch der Feind formierte sich. Sein Heer glich einem Heuschreckenschwarm, der sich über eine Breite von mehr als zwei Meilen erstreckte. Taramis war klar, dass er schnell etwas tun musste, damit seine Kameraden nicht verzagten. Er ritt auf seinem geflügelten Rappen die vordere Schlachtreihe ab und sah so vielen wie möglich in die Augen. Schließlich brachte er Allon vor ihnen zum Stehen.
    »Männer, Brüder und Väter«, rief er. Seine Worte hallten weit über die Ebene. »Es erfüllt mich mit Stolz, heute hier mit euch vereint zu sein. Nicht, weil ich den Krieg liebe – jedes sinnlose Blutvergießen ist mir zuwider. Nein, ich bin so tief bewegt, da ich vor mir die Speerspitze der Kinder des Lichts sehe.«
    Unter den Kämpfern brach Jubel aus. Taramis hatte genau den richtigen Ton getroffen. Schwerter wurden gegen Schilde geschlagen, dass es bis ins Lager der Dagonisier hallte. Er hob seinen schwarzen Feuerstab, damit wieder Ruhe einkehre.
    »Mancher von uns wird das Ende dieses Tages nicht erleben«, fuhr er leiser fort. »Das stimmt mich traurig. Trotzdem weiß ich, dass ihr den Mut nicht sinken lassen werdet. Ich sehe es als Segen an, Männer wie euch zu führen. Gemeinsam können wir heute etwas erreichen, das die Zukunft verändern, das aus Berith eine bessere Welt machen wird.«
    Abermals brandete beifälliger Jubel auf, und wieder wartete Taramis, bis das Trommeln auf den Schilden verstummt war.
    »Vergesst nie, was die Kinder des Lichts von den Söhnen der Finsternis unterscheidet. Dagon fragt nicht, ob man ihm dienen möchte oder nicht. Entweder zwingt er die Menschen dazu, oder er verführt sie. Zum Schluss kommt immer dasselbe heraus: Knechtschaft, das Ende aller Freiheit. Wie viel anders ist da doch der Herr der Himmlischen Lichter! Als Gao den Weltenbruch heilte, gab er jedem vernunftbegabten Geschöpf einen freien Willen. Er wünscht sich unsere Hingabe als Geschenk, nicht als Tribut. Heute können wir ihm zeigen, dass wir seiner Liebe würdig sind.«
    Ein drittes Mal wogte beifälliges Getöse durch die Schlachtreihen der Jâr’ener.
    »Aber wir kämpfen an diesem Tag nicht nur für unseren Gott«, sagte Taramis. Die Worte stiegen aus den tiefsten Tiefen seiner Seele empor, und jeder konnte es spüren. »Wir greifen auch für unsere Familien zum Schwert und für alle, die wir lieben. Die Söhne der Finsternis wollen uns jene entreißen, die uns am kostbarsten sind. Sie meinen, uns so das Herz brechen und uns in die Knie zwingen zu können. Doch damit werden sie sich ins eigene Fleisch schneiden. Wir werden ihnen heute beweisen, dass wir gemeinsam stärker sind als die Summe unserer Herzen. Lasst es sie hören, Männer, auf dass sie verzagen vor dem, was sie erwartet.«
    Diesmal klang das Donnern der Schwerter und Schilde so ohrenbetäubend wie ein verheerendes Unwetter. Taramis hatte nun endgültig die Herzen seiner Krieger erobert. Schließlich gelang es ihm, noch einmal ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen.
    »Für alles gibt es eine bestimmte Zeit«, zitierte er das heilige Buch Jaschar . »Ja, eine Zeit für jede Angelegenheit unter den Himmeln. Eine Zeit zum Reden und eine Zeit zum Schweigen. Eine Zeit für Krieg und eine Zeit für Frieden. Für mich ist jetzt die Zeit zum demütigen Schweigen gekommen. Wir haben den Krieg nicht gewollt.

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