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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Stimme der Zioranerin.
    »Sag mir nicht, was ich schon weiß. Sag mir lieber, was ich tun soll.«
    »Ich bin nur eine Eisschnitzerin. Allerdings sagt man bei uns: Du kannst den Schnee nicht vertreiben, du kannst ihm nur mit einem festen Turm trotzen, bis der Wind die Flocken zerstreut.«
    Taramis glaubte zu verstehen, was Kaya ihm sagen wollte. Das einzige Mittel gegen die Heuschreckenschwärme aus Dagonis war unerschütterliche Geschlossenheit. Er wandte sich wieder Adomai zu. »Schick Lauris eine Botschaft. Sag ihm, Taramis kommt.«
    Eine Perlenschnur aus toten Drachenkröten wies ihm und seinen Mamoghreitern den Weg in das Herz der Schlacht. Der Wüstenboden war übersät mit Leichen. Der Tod hatte sie alle friedlich vereint: die Dagonisier, die Kesalonier, die Komanaer, die Zeridianer und Männer, deren Herkunft Taramis nicht kannte. Warum nur musste der Mensch es immer zum Äußersten kommen lassen, ehe die Umstände ihn Demut lehrten?
    Taramis hatte Adomai zurückgelassen und einstweilen Peridas das Kommando im Zentrum übertragen. Er sollte versuchen, seine Einheiten mit denen von Usa zusammenzuführen, bevor die dritte Linie der Dagonisier eintraf.
    Mittlerweile hatten die Kesalonier die Lufthoheit zurückerobert. Die Mamoghs kämpften nur noch am äußersten Rand des Schlachtfeldes auf verlorenem Posten. Viele Tiere waren verwundet oder tot, von ihren Reitern ganz zu schweigen. Die Situation änderte sich schlagartig, als Taramis mit seinem Geschwader am anderen Ende des Kampfabschnitts auftauchte. Mit einem Mal sahen sich die fliegenden Drachenmänner von zwei Seiten gleichzeitig attackiert.
    Auf einen verlustreichen Luftkampf wollte sich Taramis gar nicht erst einlassen. In ihm brodelte Lurkons Glut. Er meinte, das Drachenfeuer könnte ihn zerreißen, so starke Gefühle hatte die Sorge um Marnas in ihm geweckt. Er musste es herauslassen, solange es noch zu kontrollieren war.
    Ein feuriger Wirbelsturm brach über die Kesalonier und ihre Fluglurche herein. Fast schien es Taramis, als habe er auch Pyrons Gabe bei dessen Tod geschenkt bekommen, so wie es zuvor bei Veridas geschehen war. Er brauchte nicht einmal Sand, um die Luft zu entzünden. Wie ein Hagelschauer aus Feuer und Schwefel regneten die brennenden Drachenmänner und ihre Tiere nieder. Dort steckten sie ihre Kampfgefährten an. Das Chaos, das Taramis so auslöste, war unbeschreiblich.
    Kaya tat ein Übriges, um Schwärme von Äthersalamandern vom Himmel zu holen. Überall, wo keine eigenen Einheiten standen, verwandelte sie Staub und Sand in Krähenfüße aus Eis. Die anderen Mamoghreiter hielten ihr und Taramis den Rücken frei.
    Immer näher arbeitete sich das Geschwader so an die bedrängten Kameraden heran. Sie brachen in Jubel aus, als sie die Hilfe gewahrten. Sobald unter ihm die ersten Jâr’ener auftauchten, änderte er seine Taktik. Nun war die Stunde seiner Reiterei gekommen, die mit ihren Fliegenden Schwertern unerbittlich Jagd auf die verstörten Drachenmänner machten.
    Er selbst flog mit Kaya zu dem Bollwerk aus Schilden und Spießen, das Lauris zur Abwehr der gegnerischen Bodenkämpfer errichtet hatte. Während Taramis Ez zum Schutz der eigenen Kameraden in das Futteral aus Hirschleder steckte, kam Timur auf seiner braunen Stute angesprengt.
    »Gao sei Dank, dass du hier bist, Taramis! Steig auf, ich bringe dich zu Marnas.«
    Taramis sprang hinter dem Kesalonier aufs Pferd. Es trug sie einen Bogenschuss weit in die Stellung hinein, wo der Verletzte hinreichend sicher vor den feindlichen Attacken war. Auf dem Weg fasste Bahadurs Sohn knapp zusammen, was geschehen war. Auch Gabbars Tod erwähnte er.
    Marnas lag unter einem Sonnendach, das aus einer Segeltuchplane und vier Pfosten aus Lanzen gemacht war. Als Taramis das bandagierte Gesicht und den blutigen Verband am Armstumpf des alten Freundes sah, verkrampfte sich sein Magen. Dieser geschundene Recke war wie ein Vater für ihn – und Leid, das einem geliebten Menschen zugefügt wird, erlebt man selbst tausend Mal stärker. Er sank neben Marnas in den Sand, nahm seine Hand und sagte nur ein einziges Wort.
    »Vater.«
    Der Verletzte öffnete das unversehrte linke Auge. Es wirkte stumpf wie ein Glassplitter am Strand. Er lächelte schwach. »Mein Sohn.«
    »Wie fühlst du dich?«
    »Wie soll man sich fühlen, wenn man stirbt, Taramis?«
    »Das lasse ich nicht zu.«
    »Du kannst den Lauf der Natur nicht aufhalten, mein Lieber«, antwortete Marnas, und es klang unendlich

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