Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung
bisher eher locker geführt hatte. Ihm blieben nur wenige Augenblicke für das, was er zuvor bei Marnas ohne Eile und mit ganzer Hingabe getan hatte.
Arik legte die Flügel an und fiel wie ein Stein nach unten.
Taramis lenkte das Drachenfeuer behutsam in die Wunde, presste mit seinem erschöpften Willen die Blutgefäße zusammen, verband die Enden der durchtrennten Sehnen. Dann gab er der Riesenschwallechse den Befehl, die Schwingen wieder auszubreiten. Sie gehorchte sofort. Hätte sie nur einen Moment gezögert, wären sie alle am Boden zerschellt. So landete sie sicher hinter der jâr’enischen Schlachtreihe.
»Steig ab!«, rief Taramis der Zioranerin zu. Nur wenige Schritte entfernt tobte die Schlacht.
Kaya befreite ihre Füße aus den Sattelschlingen und sprang in den Wüstensand.
Taramis löste seinen Schild vom Reitgeschirr, glitt über Ariks gesunden Flügel herunter und schickte ihn allein zum Feldlager zurück. Die Schwingen der Echse wirbelten Staub auf, während sie sich mühsam wieder in die Lüfte schwang. Als er sich umdrehte, sah er sich Usa gegenüber.
»Warum seid ihr abgestiegen?«, wunderte sich der Hauptmann. Wegen des Kampflärms musste er schreien.
»Dein Mamogh ist verletzt. Ich will es schonen. Wie ist die Lage bei euch?«
»Wir stehen unter enormem Druck. Lange halten wir dem Ansturm nicht mehr stand.«
»Bleibt stark. Vom linken Flügel naht Verstärkung.« Taramis erwähnte nicht, was er aus der Luft gesehen hatte. Ob mit oder ohne Unterstützung durch Lauris und Timur, die Übermacht des Feindes war einfach zu groß. Sie brauchten ein Wunder, wenn sie das Ende des Tages überleben wollten.
Ein Schatten flog über ihn hinweg. Zuerst dachte er, Arik sei zurückgekehrt, doch es war das Mamogh, das Jagur und seine Stammesbrüder trug. In der Hitze des Gefechts hatte Taramis sie aus den Augen verloren.
»Bist du in Ordnung?«, rief der Kirrie, kaum dass er in einem waghalsigen Absteigemanöver im Wüstensand gelandet war.
»Kaya und mir geht es gut. Nur unserem Schwaller nicht. Wir bleiben vorerst bei den Fußtruppen.«
»Können meine Brüder und ich uns euch anschließen?«
»Nichts dagegen.«
»Bin ziemlich abgespannt vom vielen Blenden der Feinde.« Jagur deutete auf das Getümmel, in dem sich die Krieger der gegnerischen Parteien heftige Zweikämpfe lieferten. »Wie wär’s, wollen wir ihrer vordersten Linie einen Antrittsbesuch abstatten?«
Wenigstens irgendetwas zu tun erschien Taramis sinnvoller, als einfach nur dazustehen und auf den Zusammenbruch seiner Schlachtreihe zu warten. Vielleicht konnten sie ja ein wenig Angst und Schrecken unter den Dagonisiern verbreiten. »Lass mich nur kurz Usa ein paar Anweisungen geben. Dann stören wir die Fischköpfe ein bisschen auf.«
Dass ihr Heerführer plötzlich vom Himmel gefallen war, um ihnen beizustehen, hatte sich in den Phalangen schnell herumgesprochen. Und so schlossen sich Taramis und Jagur nicht nur Kaya, Simli, Tebok und Kobet an, sondern auch Keter, Reibun und Almin.
Sie stießen in einer Dreiecksformation aus der Phalanx hervor. Ihnen gegenüber standen Krieger, die keine Antische waren, wahrscheinlich Geisterbeschwörer aus der Zentralregion. Umso besser, dachte Taramis. Er übernahm mit Schild, Feuerstab und Schwert die Führung des Stoßtrupps. Dicht hinter ihm folgten Jagur und Simli. Die Basis des Dreieckes bildeten die Steinschleuderer.
Mithilfe von Ez verschaffte sich Taramis sofort Bewegungsfreiheit. Die Männer, deren Haut er streifte, sanken keuchend zu Boden, und wer davon Zeuge wurde, wich erschrocken vor ihm zurück. Wahrscheinlich hielten sie ihn, wie von ihm beabsichtigt, für eine übernatürliche Erscheinung.
Unter sparsamster Anwendung seiner Geistkräfte kämpfte er sich tiefer in die Reihen des Gegners hinein. Er teilte Hiebe mit Ez aus und streckte Angreifer mit dem Schwert nieder. Pfeile verirrten sich nur gelegentlich zu ihm, weil die Schützen selten in die Menge der eigenen Krieger schossen. Die Zähe Zeit half ihm, rechtzeitig darauf zu reagieren. In seinem Rücken sorgten die Kirries mit ihren Äxten und Breitschwertern für Unordnung. Und von ganz hinten räumten Keter, Reibun und Almin mit ihren Steingeschossen manchen Gegner aus dem Weg.
Bald hatten sie eine breite Schneise in die dagonisische Schlachtreihe getrieben. »Zurück, der Unverwundbare kommt!«, hörte er jemanden rufen. Ein anderer brüllte: »Rettet euch, sonst holt euch der Todesengel von Jâr’en.« Plötzlich
Weitere Kostenlose Bücher