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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Oberhand. Ein Gefühl, das stark genug war, um in seinem Innern das Drachenfeuer zu wecken. Wie hätte Gaal ihm deutlicher zeigen können, wie ernst er die Lage einschätzte? Wenn ihm nichts Neues mehr einfiel, musste er wirklich verzweifelt sein.
    Oder blind vor Zorn.
    Taramis wusste aus Erfahrung, wie man sich als Gefangener in der Zähen Zeit fühlt und vor allem, wie man darauf zu antworten hat. Trotz der Pfeile, die um ihn und seine Männer herumschwirrten, wartete er, bis sich Lurkons aufgestaute Macht wie von selbst Bahn brach.
    Die Blase, die sein Erzfeind heraufbeschworen hatte, teilte sich. Genau vor Arik verlief die Grenzschicht. Mit dem dahingleitenden Mamogh schob sie sich weiter auf Gaals Stellung zu. Die aneinanderreibenden Kräfte verursachten ein Leuchten, das übers ganze Schlachtfeld hinweg zu sehen war. Kleine Blitze züngelten wie Irrlichter zwischen den Sphären. Ein Geräusch wie von Millionen Libellenflügeln brachte die Luft zum Kochen.
    Mit unglaublicher Gewalt platzte jäh die Blase des Königs. Der Lärm war ohrenbetäubend und gleichzeitig irgendwie gedämpft; es klang wie ein Donnerschlag, den jemand in einer mit Wasser gefüllten Kaverne eingesperrt hatte. Eine Welle aufgewirbelten Sandes breitete sich um Taramis herum aus.
    Damit er nicht orientierungslos in einen seiner Gefährten raste, lenkte er sein Mamogh himmelwärts. Andere Reiter taten es ihnen gleich. In größerer Höhe waren sie zwar vor dem Staub geschützt, die Lage besser überblicken konnten sie trotzdem nicht. Unter dem Schwarm schien eine schlammige Brandung zu wogen.
    »Wo ist der König?«, schrie Taramis.
    »Willst du meine ehrliche Meinung hören?«, antwortete Kaya.
    »Ich kann mir schon denken, was du sagen wirst, und es schmeckt mir nicht.«
    »Gaal hat sich aus dem Staub gemacht. Buchstäblich.«
    »Ich traue diesem verschlagenen Unhold zu, dass er uns nur aus diesem Grund in seiner Blase gefangen hat. Er wusste, wie ich darauf reagieren würde und was ich damit anrichte. Beim letzten Mal ist er mir auch entkommen. Und ich einfältiger Tor dachte, dass ich ihn endlich zu fassen bekomme.«
    »Noch ist nicht aller Tage Abend, Taramis. Vielleicht irren wir uns und er lauert da unten irgendwo auf dich. Lass uns nach ihm suchen. Weit kann er ja nicht sein.«
    Arik legte die Flügel an und ließ sich wie ein Stein fallen. Er tauchte in das Gewoge aus Staub, das sich nur langsam auf den Boden senkte. Dicht über den Köpfen der Dagonisier schoss er dahin wie ein todbringender Schatten. Ab und zu ging der Jagdinstinkt mit ihm durch, und er fegte mit seinem Hornkamm einige Krieger aus dem Weg.
    Allmählich wurde die Sicht besser. Damit wuchs auch wieder die Gefahr, von feindlichen Schützen ins Visier genommen zu werden. Taramis hätte schreien können vor ohnmächtiger Wut. Er hatte den Heeren der Finsternis schwere Wunden zugefügt, ohne ihnen eine vernichtende Niederlage zu bereiten. Seine ganze Strategie baute aber darauf auf, den Kopf abzuschlagen, der sich den Angriff auf Jâr’en ausgedacht hatte …
    »Da ist er!«, rief Kaya.
    Taramis hatte den Streitwagen mit den beiden Stegonten ebenfalls gesehen. Er war leer. Im Tiefflug zogen sie noch einige Schleifen über dem Gebiet. Vom König fehlte jede Spur. »Gaal ist tatsächlich geflohen. Ich fass es nicht! Lass uns zur Oase fliegen und nach ihm suchen.«
    Abermals schraubte sich Arik in luftige Höhen empor. Kaum war er dem Staubnebel entkommen, schoss auch schon ein anderes Mamogh auf ihn zu. Hinter dem Reiter saß Adomai, und er war sehr aufgeregt. »Ich habe dich verzweifelt gesucht«, rief er, sobald die beiden Tiere nebeneinanderher glitten. »Bahadur hat Marnas niedergestreckt.«
    »Was? Er ist tot? « , schrie Taramis.
    »Lauris konnte mir nicht ausführlich berichten. Er und seine Männer sind in schwerste Abwehrkämpfe verwickelt. Unser linker Flügel ist eingebrochen, Taramis. Die Dagonisier aus der zweiten Linie stoßen gerade in die Lücke vor. Es hat den Anschein, als wolle ein Teil sich zum Feldlager in den Bergen durchschlagen.«
    »Ja, aber was ist mit Marnas?«
    »Ich weiß es doch nicht. Er scheint zumindest kampfunfähig zu sein, sonst hätte Lauris nicht das Kommando übernommen. Wenn nicht sofort Hilfe komme, sagt er, werde kein Mann überleben.«
    Taramis unterdrückte einen Fluch.
    »Sogar du vermagst nicht gleichzeitig Gaal nachzujagen, die dagonisische Reserve zurückzuschlagen und unserem linken Flügel zu helfen«, meldete sich die

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