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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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spüren.
    Usa zögerte, ergriff dann aber doch ihre Hand.
    Siath wandte sich nach der Begrüßung zu Taramis um. Ihre Miene wirkte erleichtert. Sie schüttelte unmerklich den Kopf. Er ist kein Antisch.
    Auch Taramis atmete auf. In dem Kampf, der sich da abzeichnete, konnte er jeden vertrauenswürdigen Verbündeten gebrauchen. »Bitte tue jetzt nichts Unbedachtes, Usa. Wir sind tatsächlich nicht diejenigen, für die wir uns ausgeben.« Er beendete die Gaukelei, mit der er sich und Siath getarnt hatte.
    Die Kinnlade des Wächters fiel herab. Ehrerbietig neigte er vor dem Besucher das Haupt und beugte das Knie. »Verzeiht mir, mein Herr, ich habe Euch nicht erkannt.«
    »Das war der Sinn der Übung, Usa. Du weißt also, wer ich bin?«
    »Jedes Kind hier kennt den Krieger, der im Heiligen Hain mit seinem Feuerstab König Gaal besiegte.«
    Taramis trat an den Tempelwächter heran und nahm ihn bei den Schultern. »Bitte erhebe dich. Ich bin auch nur ein Mensch so wie du, und wir beide sind Brüder vor dem Angesicht Gottes.«
    Usa richtete sich wieder auf und Taramis stellte ihm Siath vor. »Vielleicht kannst du uns helfen, mein Freund. Wir müssen den Hüter von Jâr’en sprechen, aber niemand darf uns erkennen.«
    Der Krieger grinste auf einmal wie der kleine Junge, der damals die Tauben vom Dach des Hohepriesters geschossen hatte. »Darin seid Ihr ja geübt, Herr. Was das Übrige anbelangt, könnt Ihr Euch auf mich verlassen. Ich benachrichtige nur kurz meinen Stellvertreter – er sitzt hier in der Nähe auf einem Baum. Danach bringe ich Euch zu Kater Zur.«
    Die Entscheidung, sich von dem jungen Tempelgardisten eskortieren zu lassen, erwies sich für das vorgebliche Pilgerpaar als sehr nützlich. Die Sicherheitsvorkehrungen auf der ganzen Insel waren drastisch verschärft worden, seit Taramis sie zum letzten Mal besucht hatte. Am See vor den Toren der Schutzmauern wimmelte es nur so von Abgesandten der verschiedensten Inselreiche. Ihre Schwaller belegten fast alle Liegeplätze.
    »Wir gewähren den Boten nur einzeln oder zu zweit Einlass in den Tempelbezirk«, erklärte Usa. »Jeder wird von unseren Ganesen überprüft, so wie Ihr mich von der Dame Siath habt begutachten lassen.«
    »Du hast das bemerkt?«, staunte Taramis.
    Der Tempelwächter lächelte. »Ich bin zwar jung, aber nicht dumm, Herr. In der Tempelwache wird das von einem Hauptmann erwartet.«
    »Du warst schon immer ein gewitztes Bürschchen. Gibt es einen Grund für den Aufmarsch?«
    »Und ob! Doch das soll Euch besser der Hüter selbst erklären.«
    Sie mussten mehrere Kontrollen passieren, ehe Usa sie endlich in den Tempelbezirk geleiten durfte. Als die drei eine windige Gasse durchquerten, die zum Haus des Kommandanten führte, kam ihnen aus Richtung des Tempelvorplatzes eine Frau entgegen. Ihr langes, braunes Haar wehte hinter ihr her, während sie durch die Passage eilte. Sie trug ein wadenlanges Gewand aus ungefärbtem Leinen, das sich im Luftstrom um ihre üppigen Formen schmiegte. Neugierig musterte sie die vermeintlichen Pilger und nickte ihnen freundlich zu.
    Sofort erkannte Taramis sie wieder. Inzwischen musste sie Mitte fünfzig sein, doch ihr ovales Gesicht hatte sich kaum verändert, und die kleine Narbe über der linken Augenbraue räumte jeden Zweifel aus. »Naría?«, sprach er sie überrascht an.
    Sie blieb vor ihnen stehen und runzelte die Stirn. »Kenne ich Euch, Herr?«
    Er warf seine Verkleidung ab.
    Ihre dunkelbraunen Augen wurden groß, sie schnappte nach Luft und wollte wohl gerade seinen Namen herausposaunen, als er rasch seinen Finger auf ihre Lippen legte.
    » Pscht! Ich bin in geheimer Mission auf der Insel.« Er deutete auf seine Begleiterin. »Ebenso Siath. Vielleicht erinnerst du dich noch an Surimans Tochter.«
    Naría begrüßte die Ganesin herzlich. »Dein Vater entlastet seit Anfang des Jahres unseren Ersten Gärtner Kaldon, weil Gaals Mörderbande dessen Vorgänger umgebracht hatte. Deine Mutter ist ebenfalls hier.«
    Sichtlich bewegt umklammerte Siath ihre Hände. »Das ist … eine freudige Überraschung. Darf ich meine Eltern sehen, Taramis?« Sie drehte sich zu ihm um und signalisierte ihm unauffällig, dass die Zeridianerin vertrauenswürdig war.
    »Natürlich«, antwortete er. »Wir werden vermutlich einige Zeit auf der Insel zubringen. Vielleicht kann Naría ein verschwiegenes Treffen in die Wege leiten.«
    »Das werde ich gerne tun.«
    Insgeheim atmete Taramis auf, dass die einstige Kindermuhme von Xydia

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