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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Lüfte.
    »Lass mich raten«, sagte Jagur, während er seinem davoneilenden Freund hinterherhetzte. »Du hast ihm befohlen, Siath zu finden und sie schnellstmöglich zu Shúrias Seelenbaum zu bringen, damit sie ihn heilt, so wie Ischáh dich neulich zusammengeflickt hat.«
    »Wenn du sowieso alles weißt, warum fragst du dann?«, brummte Taramis. Die quälende Sorge um seine Frau hatte ihn unleidlich gemacht.
    Jagur zuckte grinsend die Achseln. »Auch kleine Krieger brauchen ab und zu etwas Bestätigung.«
    Taramis blieb stehen und stöhnte. Mit unbewegter Miene wandte er sich dem Gefährten zu, nahm ihn bei den Schultern und sagte feierlich: »Ich danke dir, o Jagur. Du hast Shúria vor Gaals tödlichem Wurfspieß gerettet. Das wird ihr zwar überhaupt nichts nützen, weil ihr Liebster sie einen Wimpernschlag später umgebracht hat, doch deine hehre Absicht ehrt dich.«
    »Mann, du bist vielleicht ein Schwarzseher! Jetzt hör endlich auf, dich selbst zu bemitleiden, und benutze zur Abwechslung mal deinen Grips. Als sich dein Stab in den Stamm gebohrt hat, ist Holz zu Holz gekommen, so wie wenn man einem Baum einen neuen Ast einpfropft. Das bringt ihn auch nicht um, sondern veredelt ihn. Möglicherweise hat Ez Shúria ja sogar fruchtbarer gemacht.«
    »Na danke schön! Momentan reicht mir die Sorge um zwei Kinder.« Taramis lief weiter.
    »Ich meinte das eher spirituell. Außerdem ist deine Frau eine so treue Seele, dass Ez in ihr bestimmt nicht mehr als ein Zwicken verursacht hat.«
    Tatsächlich war Shúria dem Feuerstab einmal mit voller Absicht ganz nahe gekommen, so als wisse sie genau, dass sie vor ihm nichts zu befürchten hatte. Vielleicht lag Jagur mit seiner Vermutung gar nicht so falsch …
    Trotzig beschloss Taramis, dass es so und nicht anders sein musste. Er legte seinem Freund die Hand auf die Schulter. »Ich danke dir wirklich, kleiner Recke. Wie kam es überhaupt, dass du zur rechten Zeit am richtigen Ort warst, um Gaals Dreizack abzuwehren?«
    »Du hattest mir Shúrias Seelenbaum gezeigt. Da war mir klar, dass der Fischkopf es auf ihn abgesehen hatte. Ich dachte mir, du wirst schon allein mit ihm zurechtkommen, aber falls nicht, dann würde das Glotzauge sich an dir rächen wollen. Deshalb bin ich, nachdem Lehi den lästigen Scharfschützen vom Baum gepflückt hat, um euch herumgelaufen und habe unter den Stelzwurzeln ihres Symbionten Posten bezogen.«
    »Nochmals danke. Das werde ich dir nie vergessen.«
    »Ich danke dir, weil du mir endlich vertraust und mir Shúrias Seelenpartner gezeigt hast.« Er grinste. »Wir sollten vielleicht eine Liste aufsetzen, wer wem wie oft das Leben gerettet hat. So ganz allmählich verliere ich den Überblick.«
    »Du kannst damit anfangen, sobald wir Gaal zur Strecke gebracht haben. Bleib dicht bei mir.«
    Sie hatten den Höhleneingang erreicht, und Taramis brachte die Fährte des Königs erneut zum Funkeln. Das Licht reichte aus, um ihnen den Weg durch die unterirdischen Gänge zu weisen. Der Kirrie wäre sogar in völliger Finsternis zurechtgekommen. Er fühlte sich in den Eingeweiden jeder Insel wohl. Und genauso kam sich Taramis vor: wie ein Parasit, der verschiedene Mägen und Gedärme eines versteinerten Wesens durchwanderte. Nach einer Weile wurden die glitzernden Fußstapfen heller.
    »Wir müssen ihm ganz nahe sein«, flüsterte er.
    »Sei diesmal auf der Hut«, ermahnte ihn sein Gefährte leise.
    Als der Felsdarm in einen weiteren Magen mündete, sahen sie auf einmal das Licht einer Fackel vor sich. Taramis ließ die funkelnde Fährte erlöschen und bedeutete seinem Freund, sich hinter ihm zu halten.
    Der Seelenfresser hatte nicht die Gestalt eines Grubenschweins angenommen oder die irgendeines anderen gelenkigen Erdwühlers. Er kämpfte sich in seiner ganzen Ehrfurcht gebietenden Größe durch die Innereien der Heiligen Insel.
    Lautlos verkürzten die beiden Verfolger den Abstand zum Dagonisier. Taramis hätte nicht gezögert, den tausendfachen Mörder hinterrücks niederzustrecken. Schon vor vielen Jahren war das Todesurteil über diesen fischköpfigen Moloch gesprochen worden. Die Zeit für den Vollzug war überfällig. Taramis wusste, dass er gegen Gaal nur eine Chance hatte, wenn er dicht genug an ihn …
    Plötzlich stockten seine Gedanken. Wegen des flackernden Lichts hatte er jetzt erst die Öffnung wiedererkannt, auf die sich der Antisch zubewegte. Dahinter begann der Schwerkraftpol , jener Bereich, in dem sich die Anziehungskräfte der Insel

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