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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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gegenseitig aufhoben. Ein Zweikampf wäre dort bei einem so wandlungsfähigen Gegner wie dem Seelenfresser selbstmörderisch.
    Gaal war vielleicht zwanzig Schritte entfernt – zu weit für den tödlichen Wurf mit dem Feuerstab. So lautlos, wie er einst Gulloth im Regenwald von Zeridia verfolgt hatte, eilte Taramis dem König hinterher, um noch rechtzeitig zu ihm aufzuschließen. Der Kirrie blieb dicht hinter ihm. Die Stärken seines Volkes waren allerdings andere als die der zeridianischen Jäger, und so geschah, was nicht hätte geschehen dürfen.
    Jagurs Fuß stieß gegen ein Hindernis. Es war nur ein winziges Steinchen, als es jedoch über den Felsboden klickerte, kam es Taramis wie eine Gerölllawine vor. Er duckte sich und hielt den Atem an.
    Der Antisch fuhr herum und hob die Fackel. Seine großen Augen durchforschten die Schatten jenseits der Lichtwolke, die ihn umhüllte. Eigentlich konnte er unmöglich seine Verfolger sehen. »Bleib zurück, Taramis, ehe es zu spät für dich ist«, hallte dennoch seine höhnische Stimme durch die Dunkelheit.
    Der Gerufene biss sich auf die Unterlippe. Was sollte er tun? Gaal war gewarnt. Hinter dem Schwerkraftpol würde er kaum mehr einzuholen sein. Sie mussten ihn sofort angreifen und notfalls in der Schwerelosigkeit gegen ihn kämpfen. Taramis wandte sich zu Jagur um. »Halt mir den Rücken frei.« Dann erhob er sich aus der Deckung und stürmte los.
    Der Antisch war inzwischen verschwunden.
    Wenige Herzschläge später erreichten sie den Eingang zur großen Höhle des Schwebens.
    Taramis deutete nach unten. »Da ist er.«
    »Ja«, knurrte Jagur. »Und er verwandelt sich … in einen Fledermenschen.«
    »Dann sollten wir uns beeilen. Bleib dicht hinter mir.« Taramis stürzte sich in die Tiefe.
    Ohne Schwerkraft gab es natürlich keinen freien Fall, weshalb er und sein Freund eher sanft herabsanken. Der Zioraner dagegen besaß Flügel und setzte diese auch ein. Es war für Taramis höchst frustrierend, einmal mehr ins Hintertreffen zu geraten. Wütend streckte er die Faust nach dem Flügelmenschen in der Lichtwolke aus und wünschte sich, ihn ein für alle Mal mit dem Drachenfeuer einzuäschern. Nicht den kleinsten Funken brachte er hervor. Wenn er doch wenigstens beschleunigen …
    Erstaunt spürte Taramis, wie sein Sinkflug an Tempo gewann. War das schon die wieder zunehmende Schwerkraft unterhalb des Pols?
    »Pst!« , machte Jagur über ihm. »Nicht so schnell. Ich komm nicht nach.«
    Taramis schöpfte Hoffnung. Offenbar hatte ihn irgendeine seiner Geisteskräfte angeschoben. Vermutlich das Fernwirken. Oder doch die widerspenstige Kraft des Drachen? Jedenfalls holte er auf, allein darauf kam es an.
    Unter ihm erreichte der Zioraner einen Felssteg unweit des Übergangs zum angrenzenden Höhlensystem. Die Schwerkraft hielt ihn am Boden fest – kopfunter, wie es für seine Verfolger schien. Er verwandelte sich in einen Antisch zurück und rief: »Kehr um, Taramis. Dies ist meine letzte Warnung.«
    »Stelle dich dem Schwert der Gerechtigkeit«, antwortete der trotzig. »Das ist meine letzte Warnung.«
    Gaal schüttelte mürrisch den Kopf und wandte sich dem Übergang zu. Selbst für den besten Krieger der Welt war der Riese zu weit weg, um ihn mit einem gezielten Wurf des Feuerstabes zu fällen. Der König verschwand im angrenzenden Tunnel, und die Höhle des Schwebens verdunkelte sich.
    Unvermittelt hörte Taramis von oben ein leises Klack, klack, klack! Und gleich darauf konnte er wieder sehen.
    »Ich wusste gar nicht, dass du Kaltes Feuer dabeihast«, rief er über die Schulter.
    »Sind nur zwei kleine Taschenlichtsteine«, antwortete Jagur.
    »Wir müssen auf der Hut sein, wenn wir ihm folgen. Ich möchte nicht in einen Hinterhalt geraten.«
    »Dann warte lieber unten auf mich, bis ich dich eingeholt habe.«
    Die Schwerkraft kehrte zurück, und Taramis sank sanft auf den Felsvorsprung, auf dem zuvor auch Gaal gelandet war. Sofort eilte er zum Übergang und blickte ungeduldig nach oben, wo Jagur wie ein pummeliges Samenflöckchen des Löwenzahns durch die riesige Höhle schwebte. »Ich schaue mich schon mal um.«
    »Aber …«
    Ehe der Kirrie widersprechen konnte, hatte Taramis bereits den angrenzenden Gang betreten. Darin war es stockdunkel. Um etwaige Angriffe abzuwehren, reckte er den Feuerstab wie eine Lanze in die Finsternis. Er lauschte und versuchte sich an frühere Streifzüge durch Jâr’ens Unterwelt zu erinnern. Soweit er noch wusste, endeten hier,

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