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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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das Schwert in die Schildhand, hob Ez mitten im Lauf mit der Rechten auf und eilte weiter.
    Es war ein aussichtsloser Wettlauf. Der Dagonisier war einfach schneller und die Waldlichtung viel zu klein, um mit seiner vorzeitigen Erschöpfung zu rechnen. Als er nur noch wenige Sätze von Shúrias Lebensbaum entfernt war, holte er zum Wurf aus.
    Taramis schleuderte den Feuerstab.
    Als Gaal den Dreizack losließ, duckte er sich, und Ez rauschte über ihn hinweg.
    »Nein!«, schrie Taramis.
    Der Antisch lachte auf.
    Plötzlich blitzte etwas unter den Stelzwurzeln des Baumes auf und schoss wie ein Blitz auf den dagonisischen Spieß zu. Kurz bevor sich dieser in den Stamm bohren konnte, trafen sich beide Waffen klirrend in der Luft und fielen zu Boden. Ez dagegen bohrte sich tief in einen der Wurzelstränge und blieb schnarrend darin stecken.
    »Neiiinnn!«, brüllte Taramis. Hatte er seine eigene Frau getötet? Ihn durchwogte grenzenlose Wut. Mit blankem Schwert stürzte er sich auf Gaal.
    Wenige Schritte bevor er den König einholte, ging dieser in die Hocke und begann sich zu verwandeln. »Wir sehen uns wieder, Jeschurun«, sprach aus dem zusammengekauerten Schatten eine geisterhafte Stimme, die wie aneinanderschabendes Eis klang. Dann schnellte die Gestalt in die Höhe und breitete große Hautflügel aus. Ehe Taramis sie erreichen konnte, flatterte sie in den Nachthimmel empor. So nahe bei Shúrias Baum wagte er nicht, ihm sein Schwert hinterherzuwerfen. Er sank auf die Knie und brach in Tränen aus.
    »Was habe ich getan? O Shúria! Bitte vergib mir. Ich wollte dich nicht töten. Du bist mir das Liebste auf der Welt!« Er zitterte am ganzen Leib, hatte das Gefühl, den Verstand zu verlieren, wünschte sich sogar, dem Wahnsinn anheimzufallen. Sein Blick fiel auf das Schwert in seiner Hand. Wenn er sich hineinstürzte …
    Mit einem Mal legte sich ihm etwas auf die Schulter, und eine tiefe Stimme sagte: »Du bist nicht der einzige Mensch, der Ez schadlos berühren kann.«
    Taramis blinzelte. Er hob ein wenig den Kopf. Es war der Feuerstab, der da auf seiner Schulter lag. Rasch griff er danach und blickte dann erst ganz auf. Scherenschnittartig gewahrte er vor sich die gedrungenen Umrisse eines kleinen, bärtigen Mannes. Es war derselbe, der einst in Dunis das Holz des Stabes angefasst und es überlebt hatte. »Jagur?«
    »Er erkennt mich! Gao sei’s gedankt!« Der Kirrie reichte ihm die Hand. »Steh auf, mein Freund. Gaal kann noch nicht weit sein, und du bist ein leidlich brauchbarer Fährtenleser. Vielleicht holen wir ihn ein.«
    »Aber ich muss …« Taramis zeigte fahrig auf den Seelenbaum seiner Frau.
    »Was willst du eigentlich?«, fuhr Jagur ihm barsch über den Mund. »Für Shúrias Symbionten können wir im Augenblick wenig tun. Doch für das Wohl unserer Welt sehr viel. Du musst dich entscheiden .«
    Taramis nagte auf seiner Unterlippe. Entscheiden? Hatte nicht Siath erst vor drei Tagen etwas ganz Ähnliches zu ihm gesagt? Eine solche Wahl zu treffen, war ihm undenkbar erschienen. Und nun wurde sie ihm trotzdem aufgezwungen. Er stieß einen wütenden Schrei aus.
    Jagur wich erschrocken zurück.
    »Wir dürfen Gaal nicht entkommen lassen«, sagte Taramis. Die Worte schmeckten so bitter wie Galle. Schwerfällig zog er sich am Feuerstab hoch und blickte zum Himmel empor. Einige Herzschläge später leuchtete dort eine funkelnde Spur auf. Er deutete nach oben. »Der Seelenfresser ist da lang geflogen. Ich rufe Allon, damit wir ihm folgen können.«

10. Die Verfolgung
    B is zum Eintreffen des geflügelten Rappen beschäftigte Taramis sich mit Shúrias Seelenbaum. Er streichelte die Stelzwurzeln und legte seine Fingerspitzen in das Loch, das von seinem unseligen Wurf mit dem Feuerstab herrührte. Die Wunde war trocken. Kein Tropfen Harz trat aus. War das ein gutes Zeichen? Vielleicht konnte Shúria spüren, wie sehr er sich um sie sorgte.
    Kurz darauf landete das Ippo auf der Lichtung, und der Krieger in Taramis kam wieder zum Vorschein. Der feige Anschlag auf seine Frau hatte ihn schwächen sollen, und fast wäre das auch gelungen. Nun würde er Gaal nur umso unerbittlicher jagen.
    Die glitzernde Fährte führte das Verfolgergespann zu der Stelle, wo Taramis mit seinen Gefährten im letzten Jahr den Garten der Seelen betreten hatte. Wegen des dichten Blätterdachs musste der geflügelte Rappe etwas abseits vom Höhleneingang landen. Kaum hatte er seine Reiter abgesetzt, schwang er sich wieder in die

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