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Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung

Titel: Die zerbrochene Welt 03 - Weltendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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um der überlegenen Schnelligkeit und Kraft seines Widersachers nicht wehrlos ausgesetzt zu sein. Er musste seine ganze Beherrschung aufbringen, um nicht mit bebender Stimme zu sprechen. »Willst du dein Glück zu Tode reiten, Gaal?«
    Der König von Dagonis lachte leise. »Du meinst, weil du mich zweimal besiegt hast, könntest du mich verhöhnen?« Sein wohltönendes Organ, das so gar nicht zu einem fischköpfigen Ungeheuer passen wollte, war unverwechselbar.
    Die Krieger begannen sich zu umschleichen wie zwei rivalisierende Wölfe. Jeder lauerte auf den Angriff des anderen. Im Hintergrund knackten nach wie vor Äste, raschelten Blätter und fluchten Stimmen. Jagur focht seinen eigenen Kampf. Wenigstens beschäftigte er den Scharfschützen. Der kleine Recke würde noch ein wenig durchhalten müssen.
    »Warum bist du zurückgekommen?«, verlangte Taramis zu erfahren.
    »Du meinst heute oder im Allgemeinen?«
    »Wir wissen, dass du die Seelenbäume deiner Gegenspieler tötest. Auf welchen hast du es in dieser Nacht abgesehen?«
    Das Fischmaul des Königs zog sich grotesk in die Breite. »Als wenn du das nicht wüsstest.« Unvermittelt schoss er einen Stachel ab.
    Taramis reagierte, kaum dass der Giftdorn Gaals Halskrause verlassen hatte. Das lähmende Geschoss blieb in Schélets ledrigem Panzer stecken.
    Als wäre nichts geschehen, umschlichen sich die beiden weiter, während Jagur neue phantasievolle Flüche ausstieß.
    »Dein Kamerad ist geschickt wie ein Affe«, spottete Gaal. »Und er nimmt mir die Arbeit ab, so wie seine Axt im Walde wütet. Ich sollte ihn vielleicht fragen, ob er nicht die Seiten wechseln möchte.« Erneut löste sich eine giftige Hornnadel aus dem Stachelkranz des Dagonisiers.
    Taramis wehrte auch diese mühelos ab. Die Distanz zwischen ihnen betrug immer noch etwa fünf Schritte, zu viel für einen überraschenden und zielgenauen Schuss. »Warum setzt du nicht deine Geistesgaben gegen mich ein?«
    »Weil du mir beigebracht hast, was das für mich bedeuten würde, und weil ich den gleichen Fehler nicht zweimal mache. Du bist ein mächtiger Spiegler. Außerdem – wer sagt denn, dass ich dich töten will?«
    »Hast du die Kesalonier dazu angestiftet, meinen Hof zu überfallen?«
    »Und wenn es so wäre?«
    »Mir war so, als wollten sie mein Leben schonen. Dasselbe behauptest jetzt auch du.«
    »Ich dachte mir, du könntest an die Stelle des Sohnes treten, den du mir genommen hast. Mit deinem Feuerstab und deinen erstaunlichen Talenten wärst du mir sehr nützlich. Natürlich würde deine Ergebenheit Dagonis gegenüber nicht unbelohnt bleiben. Ich mache dich zum zweitmächtigsten Mann in dieser Welt. Was hältst du davon?«
    Taramis zögerte. Nicht, weil er das Angebot auch nur im Geringsten in Erwägung zog. Zwei Dinge ließen ihn innehalten: Zum einen hatte der Lärm im Hintergrund aufgehört – es herrschte Totenstille – und dann war da die besinnliche Stimmung seines Widerparts. Eine bessere Chance, Berith von seinem größten Übel zu befreien, würde er vielleicht nicht bekommen. Weniger harsch, als es ihm auf der Zunge lag, erwiderte er: »Darauf nochmals zu antworten ist müßig, Gaal. Ich habe es bereits unmissverständlich getan.«
    »Lass mich bitte trotzdem deine Gründe erfahren. Womöglich finden wir …«
    »Das kannst du gerne«, fiel Taramis dem König ins Wort und stürzte auf ihn zu. Mit zwei langen Sätzen hatte er die Distanz zum Gegner überwunden und stieß den Feuerstab gegen dessen Brust. Gaal trug nur ein Wams aus Haihaut, das dem stahlharten Holz nicht hätte standhalten können.
    Ehe Ez dem Dagonisier gefährlich werden konnte, riss dieser jedoch den Dreizack nach oben, fing den Stab zwischen den Zinken auf und entriss ihn seinem Träger mit einer brutalen Drehung.
    Bis hierhin war Taramis Kampfverlauf nur allzu vertraut. Um nicht am Ende wieder unten zu liegen und den bitteren Legerüssel des Antischs auf seinen Lippen zu spüren, musste er in Bewegung bleiben. Er hatte immer noch die Zähe Zeit auf seiner Seite. Und Malmath.
    Um den vermutlich nachsetzenden Spieß seines Feindes abzuwehren, riss Tamaris das Schwert aus der Scheide. Sein mit aller Kraft geführte Hieb zerschnitt jedoch nur Luft. Er fuhr herum und erschrak.
    Gaal lief vor ihm davon. Mit erhobenem Dreizack rannte er genau auf Shúrias Seelenbaum zu.
    »Nur feige Hunde fliehen!«, schrie Taramis und machte sich an die Verfolgung. Nach einigen Schritten hatte er den Feuerstab erreicht, wechselte

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