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Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Die Zeugin: Thriller (German Edition)

Titel: Die Zeugin: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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Tür.
    »Ist jemand da drin?«
    Heftige Tritte, verzweifelte Rufe. Einer der Anwälte zückte sein Telefon. Sein Kollege ließ die Aktentasche fallen und sprintete hinüber zum Verwaltungsbüro.
    Der Anwalt wählte 9-1-1.

5
    Einer nach dem anderen sanken die Menschen auf den Boden des Gerichtssaals. Frankie Ortega ächzte wie ein altes Metronom, als er sich ausstreckte. Rory rührte sich nicht vom Fleck. In ihr drängte eine Stimme: Bleib aufrecht, lass dir das nicht gefallen. Unter Rascheln und leisen Schluchzern gingen die Leute um sie herum auf alle viere. Sonst schießen sie dir in den Rücken.
    Der Anwalt Pritchett war neben seinem Stuhl zusammen gesackt, das Gesicht rot verklebt vom Blut. Auf dem Tisch der Verteidigung schwenkte Nixon langsam den Gewehrlauf hin und her. Er sah aus wie ein Panzer, der seinen Geschützturm drehte. In Rorys Brust loderten Zorn und Furcht auf. Nixon zielte auf sie.
    Wir haben verloren. Sie fiel auf die Knie und legte sich mit dem Gesicht nach unten hin.
    Sie schob die Hände hinter dem Kopf ineinander und bettete eine Wange auf den kalten Stein. Einen halben Meter entfernt starrte sie die Gerichtsschreiberin an. Die Augen der Frau glänzten nass. In abgehacktem Flüstern fing sie an, das Ave Maria zu beten.
    »Gesichter nach unten«, bellte Nixon. »Stirn auf den Boden.«
    Die Leute gehorchten. Rory hörte schweres Atmen, Wim mern, das Klimpern eines Frauenarmbands auf den Fliesen. Weit oben das Summen eines kleinen Motorflugzeugs, Verkehr auf der Straße. Aus dem Korridor nicht das leiseste Geräusch.
    Hatte denn niemand bemerkt, was hier passierte?
    Auf dem Tisch krächzte Nixon: »Alle bleiben genau da, wo sie jetzt sind. Keiner dreht sich oder hebt den Kopf.«
    Seine Worte wurden untermalt von den stockenden, feuch ten Atemzügen des Verteidigers. Die Gerichtsschreiberin murmelte ununterbrochen vor sich hin. »Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder …«
    Durch das hektische Gebet der Frau drang Nixons Stimme. »Eins, zwei, drei.«
    Mit schlurfenden Schritten setzte Reagan sich in Bewegung.
    »Vier.«
    Reagan hielt inne. »Aufstehen.«
    Ein Schrei: »Nein, bitte nicht …«
    »Aufstehen.«
    »Wer auf die Schulter getippt wird, steht auf.« Nixons Befehl donnerte durch den Saal.
    »Nein, bitte … Nein. «
    Nixon sprang vom Tisch. Krachend landeten seine Stiefel auf dem Boden. »Er hat dich bloß mit dem Lauf seiner Waffe berührt, er hat nicht geschossen. Das kann sich aber gleich ändern, wenn du weiter liegen bleibst und rumquengelst. Hoch jetzt.«
    Rory hörte, wie sich der Mann aufrappelte.
    Verzweifelt betete die Gerichtsschreiberin: »Jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen. Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade …«
    Erneut Nixons Stimme, langsam, metallisch. »Eins, zwei, drei, vier.«
    Ein erstickter Ruf.
    »Aufstehen.«
    Schuhe scharrten über den Boden.
    »Eins, zwei, drei, vier.«
    Reagan stapfte weiter durch den Gerichtssaal.
    Nixon: »Hoch.«
    Rascheln von Stoff.
    »Bete für uns Sünder …«
    »Eins, zwei, drei, vier.«
    Der Lauf der Pumpgun berührte Rory zwischen den Schulterblättern.
    Ihr stockte der Atem. Hinter ihren geschlossenen Augen explodierten gelbe Sterne.
    »Aufstehen«, kommandierte Nixon.
    Sie schob sich auf die Knie. Die Gerichtsschreiberin beobachtete sie von der Seite mit einem Ausdruck der Erleichterung und des Mitleids. Dann war Rory auf den Füßen.
    Vor ihr hatte sich Reagan aufgebaut. Seine Augen waren nussbraun. Der unter seiner Balaklava sichtbare schmale Streifen Haut wirkte teigig.
    Zwischen den hingestreckten Gestalten standen außer Rory nur drei andere Leute mit erhobenen Händen da. Ein Mann über sechzig in rotkariertem Hemd. Staatsanwalt Cary Oberlin. Und Judge Wieland.
    Nixon wies mit dem Kinn zum Richterzimmer. »Rein da, alle vier.«
    Vorsichtig über die Menschen auf dem Boden steigend, bahnten sie sich einen Weg zur Tür. Rory war die Letzte in der Reihe, Nixon folgte ihr. Reagan trat beiseite und winkte die vier an sich vorbei wie der Aufpasser einer Sträflingskolonne.
    Wohin gingen sie? Hatten die Maskierten vor, sie freizulassen? Wenn ja, würden sie ihnen eine Nachricht für die Außenwelt mitgeben?
    Nein, Rory konnte sich nicht vorstellen, dass sie sie freilassen wollten.
    Sie tastete sich weiter. Vorn machte der Ältere in roten Karos einen sorgfältigen Bogen um die Geschworene Daisy Fallon, die weinend in seinem Weg lag.
    »Schneller«, knurrte Nixon.
    Oberlin hatte nur noch drei Meter

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