Die Zombie-Jäger
nackt. Dreck klebte an seinem Körper, der sich mit dem Blut des Opfers vermischt hatte. Der Zombie stierte auf die Wellen, die rasch ausliefen, bevor er seinen Kopf senkte und das Gesicht in das Wasser tauchte.
Die Gestalt blieb länger in der Haltung. Das Wasser spülte sogar über den Kopf hinweg, drang auch hinein in seinen offenen Mund und näßte seinen Nacken.
Ein Mensch hätte sein Gesicht nie im Leben so lange in das Wasser eintauchen können wie dieser Zombie. Er brauchte nicht zu atmen. Er existierte auch so.
Irgendwann hob er seinen Kopf wieder aus dem Wasser hervor. Die Reste rannen an seiner alt wirkenden Haut nach unten, und als er über seine rissigen Lippen wischte, verschmierte er auch das letzte, dort noch klebende Blut.
Erst dann richtete er sich auf und blieb schließlich dort stehen, wo er getrunken hatte.
Das nasse Haar klebte wie verleimt an seinem Kopf. Auf der bleichen Haut lagen noch immer die Tropfen, und selbst in den Augen hing das Wasser. Er schüttelte seinen Kopf, bevor er sich umdrehte und den Platz am See verließ.
Wie ein Tier und mit nach vom gedrücktem Kopf stampfte er durch die Dunkelheit. Ein Beobachter hätte ihn auf Grund seines Gangs und der Haltung tatsächlich für einen Urmenschen halten können, der sich auf seiner Wanderschaft verirrt hatte. Es fehlte nur noch die Steinkeule, die aber brauchte der Zombie nicht. Da verließ er sich lieber auf seine eigenen Hände.
Diesmal nahm ihn der Wald auf. Zuvor schluckte ihn dichtes Unterholz. Er schlug sich durch, und es war ihm egal, ob spitze Domen über seine Haut kratzten oder nicht. Sein Ziel war klar. Er brauchte die Dunkelheit des Waldes, auch die Stille der Nacht, um am nächsten Tag wieder auf Beutezug zu gehen.
Menschen! Jetzt interessierten den Zombie nur noch Menschen. Alles andere vergaß er. Keine Hunde, Katzen, Schweine oder Kühe mehr. Kein heimliches Eindringen in die Ställe und dieses Reißen der Beute. Er war einzig und allein darauf fixiert, Menschen zwischen seine Klauen zu bekommen.
Und sollte sich in der Nacht jemand in diesen Bereich des Waldes verirren – er war bereit.
Das Unterholz lag hinter ihm. Es bog sich wieder zurecht. Vor ihm lag jetzt der stockdunkle Wald wie eine riesige unterirdische Höhle mit mächtigen Stalaktiten und Stalagmiten. Zweige hingen tief. Sie schlugen gegen sein Gesicht, zerrten an der Haut. Mit oft unwilligen oder gorillahaften Bewegungen peitschte er sie zur Seite.
Sein Ziel lag in der Waldmitte. An einem besonders großen Baum mit weit verzweigter Krone.
Es war sein Platz, und keiner würde ihm diesen je streitig machen. Er hatte die Mulde am Stamm nicht mit Laub ausgefüllt; eine Laune der Natur hatte die alten Blätter durch den Wald bis an diese Stelle geweht, wobei der Baum sie dann aufgehalten hatte.
Der lebende Tote ließ sich dort nieder. Beinahe wie ein erschöpfter Mensch sank er auf dem Laub zusammen, streckte sich und schaufelte einen Teil der alten Blätter über seinen Körper hinweg. Der Wald schlief nicht, denn zu dieser Zeit waren die Tiere der Dunkelheit längst erwacht. Der Zombie nahm sie nicht wahr. Nicht das schnelle Huschen der Mäuse durch das Laub. Nicht das Kratzen der Eichhörnchen, die selbst noch um diese Zeit nach Nahrung suchten, und auch nicht die großen Augen einer Eule, die hoch oben in einem Baum saß, sich dann abstieß und ihren Beuteflug antrat, wobei sie sich hütete, die Mulde mit dem Zombie zu nahe zu überfliegen, denn sie spürte bereits die böse, unheimliche Strahlung, die von einem derartigen Gast ausging.
Der Zombie lag da mit offenen Augen. Er brauchte keinen Schlaf. Er stierte in die Höhe. Über ihm malte sich schwach der Wirrwarr aus Blättern, Ästen und Zweigen ab, die leicht wippten und sich plötzlich zu bewegen begannen.
Sie drängten nach unten, sie schoben sich zur Seite. Sie streckten, drehten und bogen sich, als wäre der Baum in den letzten Sekunden zu einem Eigenleben erwacht.
So war es auch.
Er lebte plötzlich. Die Blätter schimmerten heller, als hätten sie ein Licht abgegeben, und genau dieser Schein fiel bis auf den mächtigen Stamm mit der alten braunen Rinde.
Auch die Rinde weichte auf.
Sie verzog sich. Sie dehnte sich aus und gab dabei noch mehr Helligkeit ab.
Zweige bogen sich federnd nach unten. Äste wippten ihnen nach und trafen sich dabei über dem Boden, so daß aus ihnen eine völlig neue Figur entstand.
Ein Gesicht!
Augen, Mund. Holzig, trotzdem weich und zugleich auch
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