Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zuckerbäckerin

Die Zuckerbäckerin

Titel: Die Zuckerbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
Vom Netzwerk:
freuen! Wie wunderbar! Hat er dir gleichzeitig mitgeteilt, wer sich dann um die Regierungsgeschäfte kümmern soll? Deren Karren er in seiner wundervollen Art so gründlich in den Dreck gefahren hat, daß selbst der geschickteste Kutscher ihn dort nicht mehr herauszuholen vermag!«
    Katharina verzog den Mund. Sie wußte, worauf Wilhelm anspielte. Fast tagtäglich berichtete er ihr von den Schwierigkeiten, die es bei der Gestaltung der Verfassung gab: Seit der Landtag im letzten Jahr Friedrichs Gesetzesentwurf, der auf Anschauungen des englischen Philosophen Lockeund denen des Franzosen Montesquieu basierte, abgelehnt hatte, war ein nicht enden wollender Kampf darum entfacht. Es ginge nicht, daß der König die Verfassung dem Volke so einfach diktiere, hieß es immer wieder. Vielmehr müßten Volk und König zu einem gemeinsamen Vertrag kommen. Doch genau dies wollte nicht gelingen. Wilhelm sah einen Großteil der Schuld in der Sturheit seines Vaters gegenüber den Landständen. Katharina hatte jedoch unter ihren Beratern auch schon andere Stimmen gehört, die besagten, daß Friedrich zu erstaunlichem Entgegenkommen bereit sei. Wie dem auch war – Katharina wollte den politischen Streit nicht mit dem privaten vermengen. Sie hob erneut an:
    Â»Jeder weiß, daß dein Tag eigentlich 48 Stunden haben müßte, Wilhelm. Aber glaubst du nicht, daß du wenigstens eine Stunde für Friedrich entbehren könntest?« Sanft legte sie ihre Hand auf seinen Arm, forderte ihn so auf, ihr wieder sein Gesicht zuzuwenden. »Er ist wirklich sehr krank.«
    Â»Was hat er auch stundenlang im strömenden Regen herumzuspazieren! Seine Vorliebe für Ausgrabungen wird ihn selbst noch ins Grab bringen!« Obwohl er sich bemühte, wütend zu klingen, vernahm Katharina eine erste Sorge in Wilhelms Stimme.
    Â»Ich würde mich von ein bißchen Regen und Wind auch nicht aufhalten lassen, wenn es um etwas geht, was mir lieb und teuer ist«, verteidigte sie ihren Schwiegervater. »Und für deinen Vater gibt es nun einmal im Augenblick nichts Interessanteres als diese alten Mammutknochen, die in Cannstatt gefunden worden sind. Obwohl seine Stimme heiserer klang als ein Reibeisen, hat er mir heute davon vorgeschwärmt!«
    Wilhelm blickte auf. »Du warst bei ihm? In deinem Zustand?«
    Â»Das war ich, wenn auch nur für wenige Minuten. Warum auch nicht? Deinen Vater scheint es nicht gestört zuhaben. Vielleicht kannst du dich irgendwann daran gewöhnen, daß eine schwangere Frau weder aus Zucker noch schwerkrank ist – auch wenn alle Welt das glauben mag! Viel Zeit bleibt dir allerdings nicht mehr dazu …«
    Â»Was soll das nun schon wieder heißen?«
    Katharina lächelte besänftigend. »Nur, daß es bis zur Niederkunft unseres Sohnes nicht mehr lange dauern wird!«
    Wilhelms gerade noch so verkrampften Gesichtszüge entspannten sich sichtlich. »Unser Sohn, wie schön das klingt! Eine Tochter mit der Schönheit ihrer Mutter wäre mir aber auch hochwillkommen!« Unbeholfen und in einer für ihn untypisch zärtlichen Geste strich er über Katharinas riesigen Bauch. Er seufzte. »Ich weiß nicht, wie du das immer machst …, aber du hast mich wieder einmal überzeugt. Ich werde zu Vater gehen. Vielleicht schon morgen, auf alle Fälle jedoch, sobald mir der Landtag ein paar Stunden Luft zum Atmen gewährt. Bist du nun zufrieden?«
    Â»Es geht doch nicht darum, ob ich zufrieden bin oder nicht.« Wieder ergriff sie seine Hand und suchte seinen Blick. »Worum es geht, ist die Möglichkeit, dich endlich mit ihm auszusöhnen. Wenn er auch nicht immer ein guter Vater gewesen sein mag – er liebt dich, wie man einen Sohn nur lieben kann, glaube mir!« Es stimmte, der alte König hatte wirklich nicht die Gabe, seine Zuneigung offen kundzutun. Im Gegenteil, die Menschen, die er schätzte und liebte, waren sogar ganz besonders seinen Wutausbrüchen und Launen ausgesetzt. Katharina wußte von Mathilde, seiner Gattin, daß der Ursprung von Friedrichs unausgeglichenem Wesen in unerträglichen Knochenschmerzen lag. Sie hatte mittlerweile gelernt, Friedrichs oft verletzende Worte nicht persönlich zu nehmen. Daß Wilhelm dies nicht gelang, lag in ihren Augen überwiegend daran, daß er nicht wollte. Gerade polterte er los:
    Â»Friedrich liebt nur sich selbst, das kannst

Weitere Kostenlose Bücher