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Die Zuckerbäckerin

Die Zuckerbäckerin

Titel: Die Zuckerbäckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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sich.
    Â»Was ist? Was hat das zu bedeuten?« fragte diese aufgeregt, durch Sophies verängstigten Gesichtsausdruck selbst mehr als beunruhigt. Ehe sie sich versehen konnte, bohrten sich die alten Ängste wieder in ihr Herz. Veränderungen hatten in Eleonores Leben bisher nur ein einziges Mal etwas Gutes bedeutet.
    Â»Wahrscheinlich ist der König gestorben«, flüsterte Sophie zurück. »Soll ja seit Tagen schon nicht mehr aus dem Bett gekommen sein, so krank war er.«
    Mittlerweile hatte sich fast das ganze Küchenpersonal um Max versammelt, doch der Junge wußte nicht mehr zu berichten. Sophie öffnete ein Fenster, und nun waren die Kirchenglocken für alle zu hören. Es waren in der Tat die Totenglocken, die düster von der Stadt herläuteten.Schutzsuchend blickte sich Eleonore nach Sonia um, doch diese war wieder einmal nirgendwo zu sehen. Immer wieder schaffte sie es, sich am helllichten Tag aus der Küche zu schleichen, um Stunden später zurückzukommen, als wäre nichts gewesen. Die anderen standen wie gelähmt da, mit Rührlöffeln, Tranchiermessern und Kloßteig an den Händen, und lauschten angestrengt, ob die Glocken ihnen verrieten, wessen Tod sie einläuteten. Plötzlich stieß Lili, die eigentlich Liselotte hieß und für die Süßspeisen zuständig war, einen kurzen, gellenden Schrei aus.
    Â»Lieber Vater im Himmel! Und wenn es die Großfürstin ist? Wenn ihr etwas zugestoßen ist?«
    Alle Blicke richteten sich entsetzt auf sie.
    Lili bekreuzigte sich, schaute mit großen Augen in die Runde. »Die Niçoise hat erzählt, daß der Arzt die ganze Nacht hindurch bei ihr gewesen sei. Das Kind würde sich zuviel Zeit lassen, hat sie gesagt. Aber der Arzt wird doch sicherlich dafür sorgen, daß die verehrte Frau …«
    Â»Ha, glaubst du denn, nur weil die Russin eine feine Dame ist, ist sie vor allem Übel gefeit?« Auf einmal stand Sonia hinter ihnen. Statt ihre langen, braunen Haare wie die anderen Weiber in der Hofküche in einem praktischen Zopf zu tragen, hatte sie sich unzählige kleine Zöpfe geflochten und deren Enden mit bunter Wolle zusammengebunden. An ihren Handgelenken klimperte eine Menge dünner Armreifen, und um ihren Hals hing ein Lederband, in das kleine, bunte Perlen eingefädelt waren. Eleonore hatte es noch nie an ihrer Schwester gesehen. Wie eine Zigeunerin sah sie aus! Bei Sonias Anblick begannen die Spitzen in ihrem Herzen noch stärker zu bohren. Am liebsten hätte sie sie am Arm gepackt und weggezerrt oder ihr den Mund zugehalten, so sehr fürchtete sie die vorlauten Sprüche der Schwester. Statt dessen stand sie hilflos da und sah zu, wie Sonia sich herausfordernd vor Lili aufbaute. Diese wichunwillkürlich einen Schritt zurück. Obwohl sie um einiges älter war, war ihr Sonia mit ihren blitzenden Augen und ihrem scharfen Mundwerk immer ein wenig unheimlich. Im Gegensatz dazu verstand sie sich mit Eleonore ganz gut und mochte gar nicht glauben, daß die beiden so unterschiedlichen Mädchen Schwestern waren.
    Â»Im Kindsbett sind alle Weiber gleich, ob reich oder arm, das ist nun einmal so. Vielleicht hat sie ja …«
    Â»Ach, halt du doch dein böses Maul! Was weiß denn schon eine Räuberin wie du vom Kindsbett und feinen Damen!« Wütend fuhr Ludovika dazwischen, packte Sonia, die vor Schmerz und Wut laut aufschrie, und zerrte sie quer durch den Raum. Auf ihrem sonst so blassen Gesicht zeigten sich große, rote Flecken. »Geh an deine Arbeit, faules Luder, sonst schlag ich dich grün und blau! Und bete für die Frau, die dich vor dem Gefängnis bewahrt hat!« Zitternd drehte die ältere Frau sich um. So entging ihr Sonias wüste Grimasse, welche diese hinter ihrem Rücken zog, während sie wehleidig ihren Arm rieb.
    Nachdem im Augenblick nichts Näheres zu erfahren war, machte sich jeder wieder an seine Arbeit. Trotzdem wurde weiterhin über Tische und Herde hinweg über die Bedeutung des Kirchengeläutes gerätselt, und die bedrückende Stimmung wollte nicht weichen.
    Auch Eleonore nahm das Messer wieder auf, mit dem sie zuvor rote Rüben geputzt hatte, und setzte ihre Arbeit fort. Sonia verstand es wirklich, sich Feinde zu machen. Warum mußte sie auch immer so herausfordernde Reden führen? Wo doch jeder wußte, daß das ganze Personal Katharina von Rußland abgöttisch

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